Was lange währt wird endlich gut – Fanprojekt im Stadtrat beschlossen

Stadtrat
Auch nach der Stadtratssizung wurde weiter diskutiert
Bereits seit letzten September diskutieren wir im Erfurter Stadtrat über die Etablierung des Fan-Projekts bei einem freien Träger. Schon damals waren wir in der Nachspielzeit und man konnte dennoch den Eindruck gewinnen, die Verwaltung spielte noch weiter auf Zeit. Nachdem der Stadtrat aber bereits im letzten Jahr nachdrücklich und fraktionsübergreifend das Fanprojekt forderte, könnte nun eine 10jährige Debatte ein erfolgreiches Ende finden. Seit 1993 gibt es das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“, welches Fanprojekte bei allen Profifußballvereinen anregte. Der DFB bezahlt bei den von der Koordinierungsstelle anerkannten Fanprojekten rund ein Drittel der Kosten. Ein weiteres Drittel steuert das Land bei (in Jena schon seit vielen Jahren) und den dritten Teil finanzieren in der Regel die Kommunen oder Spenden/Beiträge. In Erfurt gab es aber jahrelang tausende Gründe warum dies nicht ging. Erst fand sich kein Geld, dann kein Träger, dann keine Sozialarbeiter – das Spiel ging so über Jahre und es fiel kein „spielentscheidendes Tor“ dabei. Nach dem Beschluss vom September, in dem wir die Verwaltung aufforderten notfalls selbst als örtlicher Träger der öffentlichen Jugendhilfe einzusteigen, gab es doch noch Bewegung. Zwei Träger bewarben sich und Perspektiv e.V. erhielt heute den Zuschlag. Wenn es nach der Verwaltung und der SPD-Fraktion gegangen wäre, allerdings nur unter dem Haushaltsvorbehalt. Diese Passage wurde aber aus dem Antrag gestrichen, weil die SPD mit ihrer Ablehnung stimmenmäßig allein blieb.
Steigerwaldstadion
Steigerwaldstadion
Das Fanprojekt soll künftig im Stadion des FC Rot-Weiß, im Umfeld des Stadions und bei der Begleitung der Fans bei den Auswärtsspielen gewaltpräventiv wirken, mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fans arbeiten und Öffentlichkeitsarbeit leisten. Zur Finanzierung werden in diesem Jahr auch die 10.000 Euro der“Clemens-Fritz-Stiftung“ beitragen, sowie die nunmehr avisierte Summe von 20.000 Euro der Stadt in diese Haushaltsjahr und rund 40.000 Euro in den folgenden Jahren. Jährlich soll über die Arbeit des Fanprojektes im Jugendhilfeausschuss und dem Ausschuß für Bildung und Sport berichtet werden.Letzteres allerdings nicht mit dem Schwerpunkt „Gewaltdeeskalation“ wie es die Grünen in einem Änderungsantrag forderten, sonder mit dem Schwerpunkt „Gewaltprävention“, wie wir es anregten. Was zunächst nachWortklauberei klingt, hat einen berechtigten Hintergrund. Im Online-Handbuch zum SGB VIII kann man nachlesen, was Fanprojekte leisten können, aber auch was sie nicht leisten können. Dort steht, und auch dies müssen wir im Blick behalten: „Notwendig ist eine klare Grenzziehung gegenüber übertriebenen Erwartungen von außen“. Fanprojekte leisten Jugendsozialarbeit, aber sie sind nicht der Reparaturbetrieb des Jugendamtes und auch nicht der verlängerte Arm der Polizei und Ordnungskräfte in die Fußballszene. Im Erfurter Stadtrat haben wir uns dafür ausgesprochen, dass das oftmals in der sogenannten „dritten Halbzeit“ freigesetzte Freude- oder Frustpotential sich immer noch im Rahmen des sportlichen Fairplay bewegt.

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