Avital Ben-Chorin in Erfurt

Avital Ben-Chorin
Avital Ben-Chorin
Nachdem ich heute die Landtagssitzung neuneinhalb Stunden verfolgt habe, gönnte ich mir kurz vor 19 Uhr eine Auszeit und bin (politisch gesehen ein absolutes Novum) gemeinsam mit Justizminister Holger Poppenhäger (SPD) und dem Fraktionsvorsitzenden Bodo Ramelow (Linke) in einem Auto zur Veranstaltung mit Avital Ben-Chorin im Rahmen der 18. Jüdisch-Israelischen Kulturtage gefahren. Neben den praktischen Erwägungen, dass wir alle aus dem Landtag kammen verbindet uns aber an dieser Stelle auch die Unterstützung für diese Veranstaltung im Speziellen und die Kulturtage im Allgemeinen. Holger Poppenhäger unterstützte die Kooperationsveranstaltung mit Lottomitteln und auch Bodo Ramelow steuerte eine erfreuliche finanzielle Unterstützung bei. In meiner kurzen Begrüßung habe ich deshalb gerne im Haus Dacheröden darauf hingewiesen, dass wir uns als Förderverein Alte & Kleine Synagoge über diese Hilfe freuen. Avital Ben-Chorin sprach über ihr Leben und ich bewundere ihr Lebenswerk und ihre große Bereitschaft mit numehr 86 Jahren immernoch um die Welt zu reisen und für den christlich-jüdischen Dialog zu werben. Avital Ben-Chorin hat als Kind in ihrer Heimatstadt Eisenach die Judenverfolgung miterlebt. Sie wies darauf hin, dass schon lange vor der Pogromnacht die Verfolgung der Juden begann. Bereits am 1.4.1933 beim sogenannten Judenboykott war zu befürchten wohin die Entwicklung gehen würde. Sie hatte das Glück mit der Kinder- und Jugend-Alija auswandern zu können und lebte danach seit ihrem 13. Lebensjahr in Israel. Die Judenverfolgung in Deutschland hatte sie als junges Mädchen zum Zionismus geführt. In einem Heim in Berlin bereitete sie sich auf die Auswanderung vor aber war noch zögerlich. Aber der Druck in ihrer Heimatstadt nahm zu und so verlies sie ihre Familie. „Damit hatte ihr Lehrer Hartmann, der es böse mit der jungen Jüdin meinte, ihr letztlich sogar das Leben gerettet.“ erklärte Frau Ben-Chorin heute Abend. Mit ihrem Ehemann SchalomBen-Chorin warb sie in Israel nach dem Ende des Holocaust für einen christlich-jüdischen Dialog und war Pionierin des deutsch-israelischen Jugendaustauschs. Sie pflegte Kontakte zu den bekannten Schriftstellern Max Brod, Martin Buber und Arnold Zweig und gründete 1958 mit Freunden die erste progressive jüdische Gemeinde in Jerusalem. Bis heute engagiert sie sich für den Dialog der Religionen und setzt so auch das Vermächtnis ihres 1999 verstorbenen Ehemanns fort. Danke für den interessanten Abend im Namen der 70 Besucher an Avital Ben-Chorin und ebenfalls ein Dankeschön an Ilse Neumeister von der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen, die Avital Ben-Chorin schon Mitte der 80iger Jahre in Eisenach kennengelernt hatte und deit dem den Kontakt hält, pflegt und bewahrt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert