Logo-Streit in der Gedenkstätte in der Andreasstraße

Die CDU-Stadtratsfraktion tagt regelmäßig auch außerhalb des Rathauses. Am gestrigen Montag waren wir zu Gast bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Andreasstraße. Maja Eib, die Leiterin der KAS empfing uns im Seminarraum und gab uns einen intensiven Einblick in die Arbeit des Bildungswerkes der Stiftung. Vor zwei Monaten ist die KAS als einer der ersten Mieter in den neugebauten Bürokomplex der ehemaligen Stasiuntersuchungshaftanstalt gezogen. Ende des Jahres wird die Gedenkstätte eröffnet und künftig werden zwei Stiftungen am Erinnerungsort Bildungsarbeit zur Stärkung unserer Demokratie leisten. Die Stiftung Ettersberg als Träger der Gedenk- und Bildungsstätte und die KAS als benachbarter Mieter sind gemeinsam gefordert dort nachhaltig zu wirken. Um so ärgerlicher ist, dass zur Zeit zwischen beiden Stiftungen gestritten wird. Anlass ist das Logo der KAS an der rückwärtigen Betonwand. Der Leiter der Ettersberg-Stiftung sieht darin eine Vereinnahmung der Gedenkstätte durch die KAS. Die KAS weist darauf hin, dass der darüber stehende Spruch einer Broschüre der Stiftung entnommen ist und insofern das Logo sozusagen der Quellenverweis ist. Ich bin einigermaßen befremdet über die Verbissenheit der Diskussion. Wenn der Leiter der Ettersberg-Stiftung deshalb gar die Zusammenarbeit in Frage stellt und damit eine Entfernung des Logos durchsetzen will wirkt dies wenig konstruktiv. Vor knapp 23 Jahren wurde die Stasi-Zentrale in Erfurt besetzt. Erst danach kam ans Licht, welche Verbrechen von den Tätern in der banachbarten Stasizentrale initiiert und an bis zu 6.000 von 1952 bis 1989 dort inhaftierten Menschen verübt wurden. Es war ein langer Weg bis dort eine Gedenkstätte entstand. Weder die Stadt Erfurt noch das Kultusministerium gehörten dabei zu den Triebfedern. Letztlich hat der Verein Freiheit e.V. lange Jahre für die Anerkennung der Opfer und den Mahn- und Gedenkort gekämpft. Von Anbeginn stand die Frage nach einem Nutzungskonzept für die neben der Gedenkstätte auf dem Gelände befindlichen Gebäude. Als Fraktionsvorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion habe ich frühzeitig angeregt, dass die politischen Stiftungen an diesen Ort gehen. Lediglich die Konrad-Adenauer-Stiftung hat es getan. Insofern ist die KAS der wichtigste Partner der Stiftung Ettersberg, wenn es um die Gedenkstättenarbeit in der Andreasstraße geht.

2 Gedanken zu „Logo-Streit in der Gedenkstätte in der Andreasstraße“

  1. Lieber Michael,

    dieser Streit ist ausgesprochen ärgerlich.
    Allerdings macht dein Artikel deutlich, dass du nur einseitig informiert bist.
    Deshalb einige Bemerkungen dazu:
    1. wird der Ärger der Stiftung Ettersberg wohl deutlich, wenn klar ist, dass der Text und das logo ohne Rücksprache mit der Leitung der neuen Bildungs- und Gedenkstätte angebracht wurde. Ich glaube, dir wäre es auch nicht egal, wenn jemand an der öffentlich zugänglichen Rückseite deines Gartenzauns etwas anbringt. Wäre das erfolgt, was eigentlich selbstverständlich ist, hätte der Ärger vermieden werden können.
    2. Der Spruch wird nicht richtiger, auch wenn er zitiert ist: Die ehemalige U-Haft war ein Ort der Unterdrückung, aber kein Ort der Freiheit, sondern ein Ort der Befreiung. Denn sie wurde am 4. 12. 89 mit besetzt, aber die Stasi—Zentrale (des Bezirkes Erfurt – das fehlt da) war ein Haus weiter.
    3. Ich kann es gut verstehen, dass Prof. Veen als Leiter der Stiftung Ettersberg und Verantwortlicher für die Andreasstraße (auch ehemals leitend in der Konrad-Adenauer-Stiftung tätig) darauf achtet, dass keine politische Institution allein sich so in die Nähe rückt. Das ist dem Ort nicht angemessen.
    4. Der Verein Freiheit e.V. hat keinenswegs allein um die Bildungs- und Gedenkstätte gekämpt. Der wesenliche Anstoß kam anfangs von der Gesellschaft für Zeitgeschichte – nachzulesen unter http://www.gesellschaft-zeitgeschichte.de/andreasstrasse.

  2. Lieber Matthias,
    danke für deine Anmerkungen dazu. Ich hatte bereits davon gelesen, dass du die auch kritisch zu der Textzeile geäußert hast. Allerdings bist du der einzige, der sich dazu bis jetzt öffentlich ablehnend positioniert hat.
    Du vergleichst die Betonwand mit der „öffentlich zugänglichen Seite deines Gartenzaunes“. Die suggeriert, die Betonwand würde der Stiftung Ettersberg gehören. Dies ist nach meinem Wissen nicht so. Deine Anmerkung zum Verein Freiheit stimmt, aber genauso ist die Darstellung zutreffend, dass sich sowohl Kultusministerium, als auch Stadt besonders befördernd engagiert haben.
    Ich habe sehr darum geworben, dass sich die anderen politischen Stiftungen auch in der Andreasstraße engagieren – sie haben es mit Ausnahme der KAS nicht getan.
    Ich würde mir wünschen, dass es eine einvernehmliche Lösung zwischen den beiden Stiftungen gibt

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