Aufarbeitung der Diktaturerfahrungen in Albanien

Linda Kokalari aus Tirana
Die heutige Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit einer Delegation aus Albanien machte betroffen und nachdenklich. In die Gedenk- und Bildungsstätte in der Andreasstraße waren gut 50 interessierte Gäste gekommen um von den albanischen Gästen zu erfahren, was die 45jährige Diktatur der albanischen Kommunisten bedeutete. Über Albanien war bis 1991 praktisch nichts bekannt. Der Diktator Enver Hoxha schottete das Land nach außen ab und verfolgte Andersdenkende mit Brutalität. Albanien war das ärmste Land Europas. Auch nach 1991 wurde über die Vergangenheit nur zögerlich gesprochen und die Opfer der Dikatur wurden bis heute nicht ansatzweise entschädigt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung ist zu einem wichtigen Partner des Institus für die Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen geworden. In mehreren Dokumentarfilmen und zwei eindrucksvollen Vorträgen wurde heute sehr deutlich was sich in Albanien abgespielt hat. Der Film „Die stummen Tore des Grauens“ beschrieb die Gefangenenlager für politisch Verfolgte. Der Dokumentarfilm „Märtyrer“ wurde in deutscher Uraufführung gezeit und Agron Tuf, Direktor des Instituts für die Aufarbeitung kommunistischer Verbrechen in Tirana, erläuterte die Arbeit seines Instituts. Ergreifend war der Vortrag von Linda Kokalari. Die Nichte von Musine Kokalari, einer Verfolgten des Kommunismus, sprach über die Verfolgung ganzer Familien.
Letzten Sommer in Shkodra
Immerhin drei Mal war ich in Albanien. Zum ersten Mal 1995 zu einem Vortrag bei der KAS in Tirana, danach 1996 mit einer Delegation der Jungen Union Thüringen und im letzten Sommer mit dem Motorrad. 1996 hatten wir viele politische Begegnungen, unter anderem mit dem Präsidenten Sali Berisha und dem Außenminister Tritan Shehu. Aber damals haben wir praktisch nichts von den Verbrechen der Kommunisten gehört. Man konnte es ahnen, aber gesprochen hat niemand darüber. Wohl auch, weil auch heute viele Verantwortungsträger zu den Tätern gehören. Dieses Jahr werden wir im Oktober mit den Motorrädern durch ganz Albanien fahren, von Shkodra über Durres und Tirana bis nach Saranda. Ganz Gewiss mit offenen Augen und mit Gedanken an das, was ich heute erfahren konnte.

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