Erfurt mit Überraschungscoup

Jubel nach Spielende
Jubel nach Spielende
(Un-)Ruhepuls 132 – und dabei stand ich nur am Spielfeldrand! Samstagabend gegen Münster war die Ausgangslage eigentlich klar und trotzdem wurde es das bis jetzt aufregendste Spiel der Saison. Nachfolgend der Spielbericht unseres Hallensprechers Stephan Siegl: Schwarz-Weiß Erfurt sorgte zum Rückrundenbeginn für einen Paukenschlag. Gegen den Vierten, USC Münster, gewannen die abstiegsgefährdeten Damen von Jonas Kronseder am Samstagabend mit 3:2, und das nach einem 0:2-Rückstand. Es war der zweite Sieg der Thüringerinnen in der laufenden Saison. Einen Sieg (VCO Berlin) aus der Hinrunde konnten die SWE-Damen bis zum Samstag bisher nur verbuchen. Dass sich das zum Rückrundenauftakt gegen den USC Münster, der eine überraschend starke Hinrunde spielte und das Hinspiel klar mit 3:0 gewann, ändern sollte, hatten sich wohl nur die kühnsten Optimisten erträumt. Für die Erfurterinnen sollte es eher darum gehen, nach zuletzt eher dürftigen Vorstellungen wieder etwas konkurrenzfähiger aufzutreten. Ein Selbstvertrauen gebender Satzgewinn und einen knappen Ausgang der Sätze hätte da viele der 580 Zuschauer schon zufrieden gestellt.
Die Wende im Spiel...
Die Wende im Spiel…
Nach den ersten zwei Sätzen in der Partie in der Riethsporthalle sah es eher so aus, dass die Unabhängigen erneut mit einem 3:0-Erfolg als Sieger vom Spielfeld gehen würden, obwohl der Außenseiter bis dahin keineswegs enttäuschte. Nach einem 1:3 zu Spielbeginn, machten die SWE-Damen fünf Punkte in Folge und lagen zur ersten technischen Auszeit knapp vorne. Eine 5-Punkte-Serie der Gäste ließ diese auf 10:15 enteilen. Den Rückstand vermochten die Gastgeberinnen nicht mehr aufzuholen und nach einer weiteren Fünfer-Serie zum Satzende, war der erste Durchgang mit 25:16 eine klare Sache für die Gäste, die sich aber aus Erfurter Sicht nicht so anfühlte. Bis auf die beiden kleinen Durststrecken hatten sie mit einer couragierten Vorstellung gegengehalten. Doch viele Angriffsversuche des Vorletzten fanden keinen Erfolg, weil die USC-Verteidigung wie eine Gummiwand sämtliche Bälle im Spiel hielt. So auch im zweiten Satz, als Schwarz-Weiß beim 10:6 eine gute Führung herausgespielt hatte und diese bis zum 16:15 behauptete. Doch auch in diesem Satz hatten die Gäste den besseren Endspurt und siegten 25:18. Das allgemein Erwartete schien seinen Lauf zu nehmen. SWE - Münster 2018 (3)Doch nach der Zehn-Minuten-Pause sollte sich Ungeahntes abspielen. War es eine zu frühe Siegesgewissheit auf Gästeseite oder der nie endende Wille des Underdogs? Vielleicht auch von beidem was? Jedenfalls hatten die Erfurterinnen wieder den besseren Start und bauten ihre Führung vom 8:7 zum 16:12 aus, behaupteten diesen bis zum 22:18 kontinuierlich und holten per Block den entscheidenden Punkt zum 25:18. Das von vielen erhoffte Minimalziel war erreicht. Doch die bis dahin gezeigte Leistung, vor allem mit einer stabilen Annahme um das Trio Reinisch/Casault/Saita und einer immer stärker werdenden Block/Feldverteidigung, ließ die SWE-Damen Lunte riechen, dass sogar mehr gehen könnte. Mit einem 5:0-Start in den vierten Durchgang schienen sie auf dem richtigen Weg. Jedoch folgte danach ein 7:0-Run des USC Münster und das oft anfällige Pflänzchen namens Schwarz-Weiß-Erfurt, drohte wie so oft in dieser Saison abzuknicken. An diesem Abend war aber irgendwie alles anders. Beide Mannschaften lieferten sich eine wahrhaftige und sehenswerte Abwehrschlacht. Auf der einen Seite prügelten Vanjak, Lohuis, Bathen und Kastrup drauf, was die gut gestellten Bälle von Mareike Hindriksen hergaben und auf der anderen Seite waren es die Mittelblockerinnen Thater/Gadelha de Souza sowie eine bärenstarke Erika Mercado, die alles in Waage hielten. Beim 19:16 waren die Gastgeberinnen auf einem guten Weg zum Satzausgleich, jedoch hielt die Führung nicht, beim 23:24 hieß es Matchball Münster. Diesen und zwei weitere verwerteten die Gäste aber nicht, ebenso wie die Erfurterinnen ihren ersten Satzball nicht nutzen konnten. Es stand 27:27 und nicht nur bei beiden Teams waren die Nerven bis zum Maximum strapaziert. Dass am Ende die mit dem Rücken zur Wand stehenden SWE-Damen die letzten beiden Punkte zum 29:27 machen würden, durfte man nicht unbedingt erwarten. 2:2 nach Sätzen, jedes Team hatte einen Punkt, der Tiebreak musste nun den Sieger hervorbringen. 20180106_232616Während die Thüringerinnen sich in einen Flow gespielt hatten, vermochten die Unabhängigen den Schalter nicht mehr umzulegen. Schwarz-Weiß dominierte den Entscheidungssatz, wechselte beim 8:4 letztmals die Seite und ließ sich nicht mehr einholen. Als beim Stand von 14:11 Erika Mercados Angriff knapp neben der Linie landete, musste der Siegesjubel der euphorischen Zuschauer noch abgebrochen werden. Kurz danach brachen dann aber alle Dämme, als Chiara Hoenhorsts Aufschlag ins Seitenaus flog – Jubel allenthalben. Gerade nach dem 0:2-Rückstand hätte diesen Spielausgang keiner mehr erwartet. Während sich Juliet Lohuis mit einer 60%-Angriffsquote die silberne MVP-Medaille verdiente, bekam Erika Mercado die goldene. Die Erfurter Diagonal-Angreiferin, hatte mit 67 Angriffen (29 Punkte + 4 Blockpunkte) körperliche Schwerstarbeit zu leisten. Erfurts überglücklicher Trainer, Jonas Kronseder, legte aber Wert darauf, dass dieser Sieg ein Erfolg der gesamten Mannschaft war. „Jede Spielerin hat von Beginn an gekämpft und nie nachgelassen. Es war ein gemeinsam erkämpfter Erfolg.“ Erfurt hat nach Punkten jetzt zum Konkurrenten Suhl aufgeschlossen und somit ein Lebenszeichen gesendet. Das nächste Spiel bestreiten die Kronseder-Schützlinge in anderthalb Wochen beim VC Wiesbaden. Bilder vom Spiel  

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