- indem man für Gerechtigkeit und Recht kämpft, indem man also den Kampf um die Freiheit aufnimmt. Auch für diese Methode finden sich in der Bibel zahlreiche Beispiele. Ich denke an den Bau der Schutzmauer und der Bewaffnung unter Nehemia. Nicht immer empfiehlt die Bibel dem, der einem auf die eine Wange haut, auch die andere hinzuhalten. Ich kann das vielleicht für mich so handhaben. Wenn ich aber Verantwortung für andere habe, dann wird die Sache komplexer. Man kann andere nicht einfach der Willkür und Gewalt von Bösewichten überlassen. Deshalb brauchen wir Polizei und Militär. Das Gewaltmonopol des Staates ist einer der biblischen Wege zur Freiheit.
Festliche Andacht der CDU Erfurt zum 3. Oktober 2020
Seit 1992 begeht die CDU Erfurt den Tag der Deutschen Einheit mit einer festlichen Andacht in der Michaeliskirche und natürlich haben wir auch heute in einer Andacht diesen aller Deutschen unseren Feiertag gewürdigt.
Auch für mich ist es einer der wichtigsten Tage in meinem Leben. Meine drei Söhne sind jetzt 30, 19 und 13 Jahre alt sie sind alle, wie meine dreijährige Enkeltochter in Freiheit aufgewachsen und haben alle Chancen ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Mir ist es auch ein Bedürfnis Danke zu sagen, allen Freundinnen und Freunden, die ich in den letzten 30 Jahren in ehemals Ost und West kennengelernt gelernt habe.
Die Predigt bei unserer Andacht hat Pfarrer Christian Dietrich gehalten. Christian hat aktiv die friedliche Revolution mitgestaltet, war Landesbeauftragter für die Stasiunterlagen und ist jetzt wieder Pfarrer. Was ich an ihm immer bewundert habe, waren seine klaren und deutlichen Worte. Mit seinen Worten hat er auch heute den Punkt getroffen, deshalb ist es mir sehr wichtig, diese Worte auch zum Nachlesen hier fest zu halten.
Aus der Predigt von Christian Dietrich zum 30. Jahrestag der Einheit in Recht und Freiheit:
„… In verzweifelten Situationen, gerade vor Wahlen, wenn bei Umfragen die Chancen einer Regierungsbildung gegen Null gehen, dann kommen Sprüche auf wie: „Die Hoffnung stirbt als letztes.“
Wenn wir heute das Ende der DDR und der Nachkriegszeit feiern, so ist es gut, sich daran zu erinnern: die Chance für einen Regierungswechsel in der DDR war vom ersten Tag an auf Null gesetzt. Wer das anders sah, wurde brutal daran erinnert, dass kommunistische Herrschaft gewaltbasiert ist. Ich denke an die Erfurter Jugendliche Annemarie Becker, Johannes Blochmann und Manfred Hochhaus, die Heiligabend 1951 in Moskau erschossen wurden. Welche Hoffnung war diesem Terror gewachsen?
Unsere jüdischen Schwestern und Brüder sagen. Dass die Hoffnung als letztes stirb, stimmt nicht. Es sei der Humor. Gerade in diesen Tagen, wo Menschen schnell im ideologischen Gewand zu Unmenschen erklärt werden, zeigt sich: Humor ist die äußerste Freiheit des Geistes. Echter Humor ist immer souverän.
Wenn wir heute 30 Jahre Recht und Freiheit in Einheit feiern, dann – so habe ich den Eindruck – geschieht dies in einer großen Gemeinschaft der Dankbarkeit – mal abgesehen von den Menschen, die sich lieber ins Jammertal begeben.
Es ist der Luxus unserer Freiheit, dass sie dies können.
Heute interessiert mich mehr, wie wir die Freiheit gewinnen und bewahren können.
Wie wird man frei?
In der DDR haben Millionen als Antwort darauf gefunden: Indem man abhaut. Das war zutiefst biblisch, auch wenn die Kirchen das damals nicht sagten. Abhauen ist die Urerfahrung der Israeliten in Sachen Freiheit. Am Anfang der Geschichte des Volkes steht der Exodus, die Flucht aus Ägypten. Auch Paulus ist geflohen im Korb über die Mauer von Damaskus. Flucht kann auch heute noch helfen frei zu werden. Ich denke an Menschen in Belarus. Dramatisches Fliehen ist in Deutschland meist nicht erforderlich. In vielen Fällen genügt es, einfach von dort wegzugehen, wo es einem nicht gut geht. Niemand muss da bleiben, wo es ihm schlecht geht und er sich klein gemacht und unfrei fühlt. Gott jedenfalls will unsere Freiheit. Wer flieht, dem steht Gott bei.
Wie wird man frei?