House of cards Thuringia

Lesenswert!
„Demokratie unter Schock“ hat Martin Debes sein Buch über die Ereignisse des letzten Jahres genannt. Nach dem gescheiterten Drama um die geplanten Neuwahlen ist nicht ganz sicher, ob nicht noch Fortsetzungen hinzu kommen. Ich habe heute das Buch mit wachsendem Interesse gelesen. Da ich nahezu alle handelnden Akteure persönlich kenne (mit Ausnahme der AfD-Vertreter und dem Bundesvorsitzenden der FDP), war ich schnell gefesselt und habe die 240 Seiten bis zum Epilog in gut drei Stunden in einem Zug gelesen. Bemerkenswert ist, was Martin Debes aus Gesprächen zusammengetragen und recherchiert hat. Nur wenige Passagen bleiben spekulativ, weil er dazu schreibt „was tatsächliche gesprochen wurde wissen nur die beiden Beteiligten“. Das Gespräch zwischen dem Chef der Staatskanzlei Hoff und dem gerade gewählten MP Kemmerich ist ein Beispiel, zudem die Beteiligten unterschiedliche Erinnerungen haben. Zu fast allen anderen Sachen sind die Zitate glaubhaft und offensichtlich auch belegbar. Von der Dichte des Buches bin ich überrascht. Auch davon wie viele vor der Wahl Kemmerichs vor dem Szenario warnten – es zwar nicht für wahrscheinlich, aber für möglich hielten. Das Fazit von Debes, dass Thüringen schon seit der Wende in vielen politischen Entscheidungen speziell war, würde ich bestätigen. Schon in der Ära von Duchac und Böck begannen 1990 Linien, die sich zum Teil bis heute ziehen. Ich habe nun über 30 Jahre Politik in Thüringen miterlebt und eine Zeitlang auch etwas mitgestalten dürfen. Es gibt viele Anekdoten und Geschichten aus den Jahren. Das letzte Jahr hat eine ganz besondere Geschichte geschrieben und ich befürchte die ist noch nicht vorbei. Ich bin gespannt, wer sich zuerst die Filmrechte am „House of cards Thuringia“ sichert. Das Buch von Martin Debes ist eine gute Vorlage und ausgesprochen lesenswert!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert