Aktives Altern – Aktive Kommunen

In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben wir vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ähnliche Problemlagen. Schrumpfende Bevölkerung in Dörfern und kleinen Städten und gleichbleibende oder sogar leicht steigende Zahlen in den größeren Städten. Vor diesem Hintergrund veranstaltete die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Sächsischen Ministerium für Soziales und Verbraucherschutz eine Fachtagung in Leipzig. Gemeinsam mit Nordhausens Oberbürgermeister Klaus Zeh habe ich dabei die Thüringer Aspekte in die Dikussionsrunde eingebracht. Zuvor hatten die Sächsische Sozialministerin Christine Clauß und die Prädidentin des Statistischen Landesamtes Sachsen Prof. Irene Schneider-Böttcher die Situation im Nachbarfreistaat beleuchtet. Wie in Sachsen, kommt es auch bei uns darauf an dem demografischen Wandel vor Ort zu gestalten. In den Gemeinden und Städten müssen mit Hilfe des Landes langfristig tragfähige Konzepte entwickelt werden. Prof. Thomas Fabian, Bürgermeister von Leipzig, schilderte viele Einzelprojekte eine Großstadt, Steffi Trittel, Bürgermeisterin der Gemeinde Hohe Börde hingegen die Möglichkeiten im ländlichen Raum. Maren Düsberg, Vorstandsvorsitzende des Interessenverbundes sächsischer Mehrgenerationenhäuser, verwies auf die wichtige Rolle die Begegnungstätten wie die MGHs haben können und erklärte, dass es um bedarfsgerechte Angebote gehen müssen. Klar ist, dass es darauf ankommt Menschen wieder mehr zusammen zu bringen. Es gibt die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement – die Kommune muss „Ermöglicher von Engagement“ sein. Anfang November werde ich wieder in Sachsen zu Gast sein. Im Sächsischen Landtag geht es um das Projekt „Familien profitieren von Generationen“. Da wir etwas ähnliches in Thüringen planen bin ich gerne als Gesprächspartner dabei. Carsten Große Starmann, Leiter des Projekts „Wegweiser Kommune“ bei der Bertesmann Stiftung verdeutlichte bei seiner Zusammenfassung der gestrigen Fachtagung im Marriott-Hotel, dass es noch mehr Diskussionsfelder gibt. Bildung in der Kommune, insbesondere für ältere Menschen, aber auch berufliche Bildung sind ein Schwerpunkt, dem sich die Bertelsmann Stiftung weiter widmen wird. Wichtig war bei der Tagung von vielen bunten Mosaiksteinen zu erfahren, sich zu vernetzen und auszutauschen. Dies ist gut gelungen. Bilder der Tagung  

Vergleich Äpfel mit Birnen – Ländermonitor zur Frühkindlichen Bildung der Bertelsmann-Stiftung

Kita Alach (30)
Bei meinem Kita-Praktikum in Alach
Gestern wurde  von der Bertelsmann-Stiftung ein Ländermonitor zur Frühkindlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen vorgestellt. Im wesentlichen wurden dabei die Zahlen der statistischen Landesämter zusammengetragen und darauf basierend die Betreuungschlüssel der Kinder zwischen drei Jahren und Schulbeginn miteinander verglichen.  Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung, erklärte bei der Vorstellung der Studie „Der Personalschlüssel ist das wichtigste Kriterium für die Bildungsqualität in Kindertageseinrichtungen.“. Mit dieser Aussage wurde er heute in vielen Medien zitiert und dies, obwohl er damit falsch liegt! Leider machten sich sowohl die Verfasser der Studie, als auch die meisten Medienvertreter nur zum Teil mit der unterschiedlichen Situation in den Bundesländern vertraut. Je nach politischer Betrachtungsweise entstanden dann heute die Schlagzeilen: „Bremer Kindergärten auf Platz 1“, „Nicht genug Erzieher in saarländischen Kindergärten“, „Mecklenburg-Vorpommern: Rote Laterne in Kitastudie; Sozialministerium betont die Qualität“, „NRW liegt beim Betreuungsschlüssel mit an der Spitze“, “ Schlechte Noten für hessische Kindergarten“, „Zu wenig Erzieherinnen in Sachsens Kitas“, „Sachsen-Anhalt: Zu wenig Personal in Kindergärten – Eine Fachkraft ist für etwa 12 Kinder zuständig“ und „Thüringen ist beinahe Deutschlands Schlusslicht bei der Personalausstattung in Kindergärten“. Alle diese Artikel beriefen sich auf die nackten Zahlen der Bertelsmann-Studie. Beim Blick hinter die Zahlen ist zunächst festzuhalten: Der Personalschlüssel ist keineswegs das wichtigste Kriterium bei der Bildungsqualität. Es ist schon wichtig, dass sich ausreichend ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher um die Kinder kümmern, aber die Betonung muss dabei auf gut ausgebildet liegen. In zahlreichen, vor allem in den westlichen Bundesländern ist es üblich, dass bis zu 30 Prozent ohne entsprechenden Ausbildungsabschluss bzw. Pflege- und Hilfskräfte Kinder betreuen. In den östlichen Bundesländern sind es zu nahezu 100 Prozent ausgebildete Fachkräfte, in Thüringen allein über 93 Prozent mit Fachschulabschluss. Wenn es so einfach wäre, Bildungsqualität aus dem Betreuungsrelationen abzuleiten wie es Herr Dräger tut, gäbe es nur ein Fazit die größte Bildungsqualität besteht bei der 1:1 Betreuung der Kinder zu Hause! Nicht reflektiert wurde in der Studie auch der Betreuungsumfang in den verschiedenen Bundesländern. Im Thüringer KitaG ist ein Betreuungsumfang von 9 Stunden gesetzlich verankert. Weit über 80 Prozent der Kinder nutzen auch einen Ganztagsbetreuungsplatz und 96 Prozent der Kinder besuchen eine Kita. In Niedersachsen bekommt hingegen nicht einmal ein Drittel der Kinder einen Ganztagsplatz. Und auch im gelobten Bremen sind es nur 43 Prozent. Sechs Bundesländer haben sogar noch Platzangebote ohne Mittagsversorgung. Keine Berücksichtigung fand bei der Vorstellung der Studie auch der unterschiedliche Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz lediglich Thüringen bietet einen uneingeschränkten Rechtsanspruch für Kinder ab zwei Jahre und ab dem Sommer soll dieser auf den 1. Geburtstag abgesenkt werden. Höchst unterschiedlich gestaltet sich auch das Fazit der Bildungspläne. Der verbindliche Thüringer Bildungsplan findet keine Erwähnung bei der spezifischen Länderauswertung, da er aber schon eineinhalb Jahre alt ist, darf unterstellt werden, dass einige der Länderberichte um einiges älter sind. Falls die Studie der Bertelsmann-Stiftung den Augenmerk auf notwendige Verbesserungen im Kita-Bereich in Ost und West lenken sollte, hat sie ihren Zweck erfüllt. Für eine objektive Vergleichsmöglichkeit fehlt ihr allerdings die Tiefe und eine umfassende Analyse der unterschiedlichen Bedingungen in den Bundesländern. Ein weiterer wichtiger Punkt fehlt mir und verdient eine gesonderte Betrachtung. Bildungsexperten betonen wie wichtig der richtige Übergang von der Kita in die Grundschule ist und dass die Bildungskonzepte aufeinander abgestimmt sein müssen. Hier liegt für mich ein wichtiger Schlüssel für Bildungserfolge. Ländermonitor der Bertelsmann-Stiftung