Bundesmittel für Bildungspaket nicht für Haushaltssanierung gedacht!

Wie die Stadt Erfurt mitteilte, erhielt sie zur Deckung der Kosten für Bildungs- und Teilhabeleistungen für bedürftige Kinder 2011 Bundesmittel in Höhe von 2,9 Mio. Euro, gab aber nur ca. 2 Mio. Euro aus. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann sowie der Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion, Michael Panse, äußern sich verärgert darüber, dass die Stadt nicht energischer dafür gearbeitet hat, dass das Geld auch komplett bei den Betroffenen ankommt.

„Die Kommunen wollten das Bildungspaket unbedingt in Eigenregie umsetzen und haben immer wieder die Sorge geäußert, dafür nicht die notwendige finanzielle Ausstattung durch den Bund zu erhalten. Dass in Erfurt nun 900.000 Euro Bundesmittel übrig bleiben und in den allgemeinen Haushalt fließen, ist keine gute Bilanz für die Stadt“, so Tillmann.

Michael Panse hatte bereits im November im Stadtrat eine Anfrage zur Verwendung der Mittel gestellt, im Dezember veröffentlichte die Stadt dann die genauen Zahlen: „Vor allem bei der Lernförderung ist die Bilanz mau“, so Panse. „Statt 840 kalkulierter Fälle erhielten bis Ende November nur 25 Schüler eine entsprechende Förderung. Mit den zur Verfügung stehenden Bundesmitteln könnten viel mehr Kinder gefördert werden. Dafür müssen die Leistungen durch die Stadt aber viel gezielter beworben werden.“

Tillmann und Panse fordern die Stadt auf, die übrig gebliebenen Mittel sinnvoll zu investieren und nicht im allgemeinen Haushalt verschwinden zu lassen.

„Dass es im ersten Jahr des Bildungspaketes Anlaufschwierigkeiten geben wird, war zu erwarten. Aber dass die Kalkulationen der Stadt und die tatsächlichen Zahlen so weit auseinanderliegen und das Bildungspaket in Erfurt nun zu einem Entlastungspaket für den Haushalt gemacht wird, ist ärgerlich“, so die Bundestagsabgeordnete.

Panse ergänzt abschließend: „Die Stadt muss mehr tun, damit die notwendigen Informationen den Weg zu den Eltern finden. Bei der Lernförderung muss die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Schulen und Bildungsträgern optimiert werden, zum Beispiel, indem Lernförderung in den Schulen gezielt angeboten wird.“

Mittel für Lernförderung in Erfurt nur wenig genutzt

Die bundesweite Schlagzeile zum Bildungspaket war dieser Tage, dass die Inanspruchnahme steigt. Rund 44 Prozent der Berechtigten nutze die Leistungen, gut so! Etwas kleiner gedruckt stand darunter aber, dass dies im Wesentlichen nur für die Zuschüssen zum Essensgeld und zu Klassenfahrten gelte. Die Antwort auf meine Stadtratsanfrage 1907/11 – Lernförderung/Nachhilfe aus dem Bildungspaket bestätigt, dass dies leider auch in Erfurt so ist.

Zur Situation: Kinder und Jugendliche, deren Eltern leistungsberechtigt sind nach SGBII, erhalten Leistungen zur Bildung und Teilhabe im Rahmen des Bildungspakets der Bundesregierung. Eine Variante: Nachhilfe/Förderung für versetzungsgefährdete Schüler. Die Umsetzung liegt in Trägerschaft der Kommune. Aber: Diese Möglichkeit wird in Erfurt kaum benutzt. Konkret: Zurzeit 50 Abrechnungen zur Lernförderung vorliegend. Plusminus laufende Anfragen.

Das Problem ist hierbei: Ein entsprechender Etat steht der Stadt vom Bund zur Verfügung. Für den Punkt Lernförderung veranschlagt sind in Erfurt voraussichtlich 840 Fälle pro Jahr, für die 672.000 Euro zur Verfügung ständen. Die tatsächliche Nutzung liegt zurzeit bei nicht einmal 10 Prozent.

Ein möglicher Lösungsansatz ist nach meiner Auffassung: Es könnten viel mehr Kinder gefördert werden als tatsächlich der Fall. Dafür müsste diese Maßnahme aus dem Bildungspaket aber konsequenter beworben werden. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Schulen und Bildungsträgern in dieser Angelegenheit könnte zu Gunsten der Kinder optimiert werden – zum Beispiel, in dem Lernförderung in den Schulen  gezielt angeboten wird. Mehr Träger müssten ermutigt werden, Leistungen gegen den Gutschein anzubieten. Bei diesem Thema werde ich nicht locker lassen!

Es muss ein Mehr für bedürftige Erfurter Kinder geben

Zusätzliche Mittel des Bundes im Rahmen der Hartz IV-Reform müssen Kinder erreichen

„Die zusätzlichen Leistungen für Kinder, die mit dem Bildungspaket beschlossen wurden, sollen für die betroffenen Erfurter Kinder bestmöglich eingesetzt werden.“, fordert Michael Panse, Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion im Erfurter Stadtrat.

Deshalb erkundigt sich Panse bei der Erfurter Stadtverwaltung, wie die zusätzlichen finanziellen Mittel, die die Stadt Erfurt erhalten wird, verwendet werden.

Laut Vereinbarung des Vermittlungsausschusses stellt der Bund den Kommunen für Bildung und Teilhabe in den nächsten drei Jahren zusätzlich 400 Millionen Euro zur Verfügung. Das Geld ist für das Mittagessen für Hortkinder und für Schulsozialarbeiter vorgesehen. Dazu hat der Bund die Beteiligung an den Kosten für Unterkunft laut SGB II §46 Abs.2 um 2,8 Prozent angehoben. Michael Panse überschlägt die Zahlen für Erfurt:

„Von den rund 55 Millionen Euro werden der Stadt Erfurt 1,56 Millionen Euro zur Verfügung stehen.“ Mit Blick auf das Bildungspaket möchte Michael Panse wissen, dass mit dem Geld zusätzliche Angebote für betroffene Kinder geschaffen werden. „Wir werden darauf achten, dass die Stadt Erfurt nicht Haushaltskonsolidierung auf dem Rücken der Kinder betreibt. Es darf nicht sein, dass wir vorhandene Angebote der Schulsozialarbeit oder bestehende Bildungsangebote mit den nun zusätzlich ztur Verfügung gestellten Geldmitteln einfach verrechnen. Es muss ein Mehr für bedürftige Erfurter Kinder geben.“

Gleichwohl ergibt sich eine finanzielle Entlastung der Stadt, durch die Übernahme des Bundes der Kosten für das Mittagessen. Hier muss nun diskutiert werden, in welche Projekte wir dieses Geld investieren. Im nächsten Jugendhilfeausschuss am Donnerstag, 7.04.2011, und in der Stadtratssitzung im Mai erwartet Michael Panse Auskünfte der Stadt Erfurt zur Verwendung der Mittel.

V.i.S.d.P. Julia Riehm

Fraktionsreferentin