Demografischer Wandel, Fachkräftebedarf und Familienfreundliches Thüringen

Demografische Vollbremsung
Demografische Vollbremsung 1990
Diese Themen sind alle nicht neu, aber eine Lösungsoption für diese Handlungsfelder ist nicht in Sicht. Das Zentrum für Sozialforschung Halle e.V. hat im Auftrag der Thüringer Ministerien für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie sowie Infrastruktur und Landwirtschaft eine Studie dazu erstellt. Heute wurde diese Studie gemeinsam mit der Serviceagentur Demografischer Wandel in Sömmerda vorgestellt. Anknüpfend an mein altes Thema der demografischen Entwicklung habe ich die Vorstellung der Studie, aber vor allem die anschließende Diskussion interessiert verfolgt und dabei festgestellt, dass wir nach wie vor in der Analyse der Ursachen gut sind, aber die Handlungsoptionen überschaubar sind und vor allem viel mit Geld zu tun haben. Bereits jetzt fehlen insbesondere im Pflegebereich Fachkräfte. Jüngste Zahlen der Bundesregierung sprechen von 25.000 unbesetzten Stellen für Fachkräfte in der Alten- und Krankenpflege sowie 10.000 unbesetzten stellen bei Hilfskräften. Zugleich klagen pflegende Angehörige, dass es um die Vereinbarkeit von familiärer Pflege und Beruf nicht gut bestellt ist. Während im betrieblichen Umfeld die frühkindliche Betreuung ein breit akzeptiertes Feld ist, gibt es da viel aufzuholen, wenn es um die Pflege älterer Familienangehöriger geht. Das Landesprogramm für das solidarische Zusammenleben der Generationen (jetzt heißt es eins99) könnte da helfen. Allerdings befürchte ich, dass es nur in wenigen Ansätzen dafür genutzt wird. Viele Handlungsempfehlungen an die Landesregierung haben wir diskutiert und festgehalten. Allerdings richten sich die meisten an den Bund und haben viel mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen zu tun. Ich bin immer noch überzeugt davon, dass wir zur Bewältigung des demografischen Wandels und damit auch zu den Antworten auf eine alternde Gesellschaft einen Handlungsmix brauchen. Länger arbeiten (können – nicht müssen!), Zuwanderung und Leistungsverzicht (bei der Rente) bzw. Leistungserhöhungen bei Berufstätigen – dies sind alles unangenehme Themen für die Politik. Aber wir werden um unangenehme Themen nicht herum kommen und es wäre falsch davor die Augen zu verschließen.

Erfurt wächst…

Heute in der TLZ
Heute in der TLZ
Gerade im aktuellen Oberbürgermeister-Wahlkampf wird unser derzeitiger Amtsinhaber Andreas Bausewein nicht müde darauf hinzuweisen, dass immer mehr Menschen in Erfurt leben. Natürlich rechnet er den Umstand, dass Erfurt wächst, seiner „erfolgreichen Politik“ zu. Geflissentlich verschwiegen wird von ihm, dass Erfurt weder auf dieses Wachstum vorbereitet ist (fehlende Kita- und Schulplätze), noch seine Politik der „ruhigen Hand“ irgendetwas damit zu tun hat. Heute wurde in der TLZ die aktuelle Bevölkerungsentwicklung beleuchtet. Die Überschrift „Flüchtlinge zieht es in die Großstädte“ ist zutreffend und hätte es eigentlich verdient gehabt, auch im Text den Ursachen nachzugehen, aber darauf hat die TLZ verzichtet. Es sind die gleichen Ursachen, warum es auch deutsche Familien und insbesondere Alleinerziehende in die Großstädte zieht. Es hat etwas mit Arbeitsmarktperspektiven und Hilfestrukturen zu tun. Insbesondere Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich (Beispiel Logistik) entstanden in Erfurt wegen der zentralen Lage aber auch, weil es einen relativ hohen Prozentsatz an Studenten und Hartz4-Empfängern und damit potentiellen Arbeitskräften in Erfurt gibt. Das Angebot an diesen Arbeitsplätzen hat wiederum eine Sogwirkung auf Langzeitarbeitslose im Umland. In letzter Konsequenz ziehen sie dann auch nach Erfurt, allerdings verstärkt diese Wanderungsbewegung innerhalb Thüringen die demografischen Herausforderungen. Die Verknappung an kostengünstigem Wohnraum und die Nachfrage nach sozialem Wohnungsbau in den Städten Erfurt, Jena und Weimar erklären sich hauptsächlich aus diesem Umstand – in anderen Regionen Thüringens stehen hingegen ganze Häuserblöcke leer.. Erfurt hat aktuell rund 211.000 Einwohner. Nach Angaben des Landesamtes für Statistik leben darunter derzeit in Erfurt 13.456 Ausländer. Rund 9.200, zumeist Flüchtlinge und Asylbewerber, sind in den letzten Jahren hinzugekommen. Dies ist die eigentliche Ursache, warum Erfurt wächst und macht zugleich deutlich vor welchen Herausforderungen wir stehen. Nach den aktuellen Zahlen der Bundesarbeitsagentur steigt die Zahl der auf Hartz 4 angewiesenen Menschen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Während es bei Kindern und Jugendlichen in ausländischen Familien innerhalb eines Jahres ein Anstieg von 41 Prozent ist sinkt die Zahl bei inländischen Kindern konstant. Die eigentliche Herausforderung für die Politik – von den Kommunen bis zum Bund – wird es sein zu verhindern, dass hier eine neue und große Gruppe von Langzeitarbeitslosen entsteht. Auch in Erfurt werden davor gerne die Augen verschlossen, wenn wir uns als eine wachsende und attraktive Großstadt feiern.

Redebedarf – Generationen im Dialog

MrWissen2Go
MrWissen2Go
Früher in der vermeintlich „guten alten Zeit“ fand der Generationendialog insbesondere Sonntags am Mittagstisch statt. Dort saßen drei oder sogar vier Generationen miteinander am Tisch und sprachen über Themen die Großeltern, Eltern und Kinder betrafen. Heute gibt es Drei-Generationenhaushalte nur noch sehr selten. Räumliche Entfernungen und viele Ein-Kind-Familien und Kinderlose sind ursächlich dafür. Aber natürlich auch völlig andere Lebensentwürfe und ein anderes gesellschaftliches Bild von Familie. Dennoch ist der Dialog der Genrationen etwas wichtiges, um Verständnis für die jeweilige andere Generation zu gewinnen und Lösungen für Probleme zu besprechen. Unter dem Stichwort „demografischer Wandel“ gibt es dazu viel zu sagen und zu diskutieren. Als Generationenbeauftragter des Freistaates Thüringen habe ich immer für diesen Dialog geworben und mich daher auch sehr über die Einladung zum heutigen Dialogforum „WirMüssenReden“ gefreut. In Verantwortung des BildungsCent e.V., der Bundeszentrale für politische Bildung und LABCONCEPTS sowie in Kooperation mit der Bürgerstiftung Erfurt trafen sich rund 60 Teilnehmer im Erfurter Augustinerkloster und diskutierten einen ganzen Tag das Zukunftsthema schlechthin. Gemeinsam mit Mirko Drotschmann, dem MrWissen2Go, durfte ich einen Einführungsimpuls setzen, der sich um ein halbes dutzend Fragen drehte. Was sind die Ursachen für zurückgehenden Geburtenzahlen und den demografischen Wandel? Wann hat das angefangen bzw. warum entscheiden sich junge Familien für oder gegen Kinder? Welche besondere Situation ist vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in den neuen Bundesländern und speziell in Thüringen zu verzeichnen? Wie stellt sich das Verhältnis Stadt/Land dar? Gibt es Rezepte oder wie gehen wir mit dem demografischen Wandel um? Ich war beeindruckt, welch intensive Diskussion sich daraus an den Gesprächstischen entwickelt hat. Es wäre Klasse, wenn die Organisatoren am Thema dran bleiben und der Ball auch Regional weiter gespielt wird. Dieses Dialogkonzept ist ausgesprochen empfehlenswert!

„Idee Kommunal“ – per Live-Streaming-Event Themen transportieren

Ein Programmheft hat "Idee Kommunal" auch
Das Programmheft von „Idee Kommunal“
Heute Mittag habe ich als Referent erstmals beim Internet-Forum „Idee Kommunal“ mitgewirkt. Die Idee hinter dem Konzept ist es für Bürger, Kommunen und Mandatsträger ein Informationsforum zu etablieren welches es in dieser Form bis jetzt eher im universitären oder wirtschaftlichen Bereich gibt. Mit interessanten Vorträgen zum kommunalen Themen und Interview mit Verantwortungsträger wird eine Liveplattform geschaffen, bei der Zuschauer online reagieren und Fragen stellen können. Künftig wird es regelmäßig Dienstag und Mittwoch zu festen Sendezeiten Vorträge geben. Bei meinem heutigen einstündigen Vortrag hatte ich das Thema der demografischen Entwicklung und der Verbindung zu kommunalpolitischem Handeln gewählt. Dieses Thema habe ich gewählt, weil ich dies für eines der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Gesellschaft halte. Seit meiner Zeit als Generationenbeauftragter der Landesregierung weiß ich, wie weitreichend der demografische Wandel in alle Lebensbereiche wirkt. Um da die richtigen Entscheidungen treffen zu können, erfordert es einiges an Hintergrundinformationen und ein Verständnis für die Erwartungshaltung der Menschen. Viele Begriffe haben mit dem demografischen Wandel zu tun. Eine älter werdende Gesellschaft, aktives Altern, Geburtenmangel, Abwanderung, Fachkräftebedarf, soziale Sicherheit, Familienpolitik, Sicherheit der Renten und Zuwanderung – dies sind alles Begriffe, die sich mit dem Stichwort Demografie verbinden. Die Planung von Kitas, Schulen, Wohnungen, Sozialstruktur, Altenpflege, ÖPNV findet damit verbunden auf kommunaler Ebene statt. Ich habe ausgesprochen gerne das Thema heute ein wenig aufbereitet. Der Vortrag wird auch auf dem Homepage von „Idee Kommunal“ im Archiv abrufbar sein. Ich wünsche den Initiatoren von „Idee Kommunal“ viel Erfolg und interessierte Zuschauer. Gerne werden ich immer mal wieder rein schalten und bin, wenn es gewünscht ist, auch gerne noch einmal als Referent oder Interviewpartner dabei.

Nachbarschaftsnetzwerke in Thüringen

Festsaal Rathaus Erfurt
Festsaal Rathaus Erfurt
Zentrales Thema der sozialpolitischen Diskussionen im Freistaat ist derzeit das geplante Landesprogramm für das solidarische Zusammenleben der Generationen. Mit Blick darauf tagen regelmäßig Arbeitsgruppen und es finden auch Fachtagungen statt, die das Thema aufgreifen. Gestern war ich somit thematisch zum „Heimspiel“ im Erfurter Rathaus. Dieses Mal nicht in kommunalpolitischer Mission, sondern dienstlich. Die Thüringer Ehrenamtsstiftung hatte gemeinsam mit dem Landesseniorenrat zur Fachtagung „Nachbarschaftsnetzwerke in Thüringen“ in den Festsaal des Erfurter Rathauses eingeladen. Seit genau 15 Jahren gibt es die Thüringer Ehrenamtsstiftung und die ersten Jahre durfte ich die Stiftung als Mitglied des Stiftungsrates begleiten. Insofern freut es mich besonders, dass wir auch heute noch gemeinsame inhaltliche Schnittmengen finden. Die demografischen Herausforderungen schilderte Loring Sittler, der viele Jahre beim Generali-Zukunftsfond dieses Thema bearbeitet hat. Insbesondere die Thüringer Zahlen sind nicht überraschend und auch nicht neu. Daran ist nicht mehr viel zu ändern – die Bücher der Demografie sind für die nächsten Jahre geschrieben sowohl zur Zahl der Thüringerinnen und Thüringer als auch deren Altersentwicklung. Die Herausforderung ist damit umzugehen und die Auswirkungen zu mildern. Eine der Antworten sind Senioren-Genossenschaften zum gemeinsamen Wohnen im Alter – rund 220 gibt es davon in Deutschland. Eine andere Antwort, insbesondere im ländlichen Raum sind Nachbarschaftsnetzwerke. Klar ist, dass es dafür engagierte Mitstreiter braucht. Die Kommunen können und werden es nicht finanzieren – aber es braucht selbstbewusste Kommunalpolitiker, die Kontakte knüpfen und bürokratische Hürden überwinden helfen.

Heftig diskutiert – Rente mit 70?!

 
Sterndeuterei bei der Zukunft der Rente?
Seit diesem Wochenende findet in Thüringen eine intensive Diskussion um das Rentenalter in Deutschland statt und ich finde dies völlig berechtigt. Der demografische Wandel und die erfreulicherweise deutliche Erhöhung der Lebenserwartung der Menschen, erfordern eine Diskussion und auch Entscheidungen hierzu. Das der Blümsche Satz „Die Rente ist sicher“ nicht mehr gelten wird, hatte die Junge Union schon 1995 bezweifelt – inzwischen ist es politisches Allgemeingut, das es Veränderungen im Rentensystem geben muss. Der Einführung der Rente mit 67 folgte die Entscheidung der Bundesregierung zur Rente mit 63 (nach 45 Beitragsjahren). Beide Entscheidungen haben allerdings keinen Einfluss auf die Rentenhöhe, lediglich auf den Zeitpunkt der Inanspruchnahme. Der Chef der Bundesagentur Frank-Jürgen Weise regte am Wochenende an, dass nach Einführung der Rente mit 63 nach 45 Beitragsjahren nun eine Flexibilisierung auch bei freiwilligen späteren Ausscheiden aus dem Arbeitsleben bis 70 Jahre erfolgen müsse. Überraschenderweise kam Zustimmung zu diesem Vorschlag nicht nur von den Arbeitgeberverbänden sondern auch von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Er signalisierte  Zustimmung, forderte aber eine Rückkehr auf den regulären Renteneintritt mit 65. Danach solle der Staat dann auf die Einkommenssteuer verzichten. Seine Zustimmung kam so überraschend schnell, dass die diejenigen, die reflexartig dagegen waren, gar nicht darauf einstellen konnten. Die Bundespitze der Linken lehnte empört ab und auch der DGB-Vorsitzende Sandro Witt kritisierte den Vorschlag. Aufgrund niedriger Rentenerwartung könne nicht von freiwilliger Weiterarbeit gesprochen werden, es würden Fachkräfte fehlen, weil Wirtschaft zu wenig ausgebildet habe waren die Argumente. Er forderte hingegen eine Entlastung der Rentenkasse durch eine Bürgerversicherung, in die auch Beamte und Selbständige einzahlen. Der CDU Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag Mike Mohring signalisierte hingegen Zustimmung. Wer freiwillig länger arbeiten möchte, soll das auch tun dürfen», sagte Mike Mohring. „Davon haben auch die Unternehmen etwas.“ Bedingung sei für ihn jedoch, dass damit kein Erwartungsdruck gegenüber denjenigen aufgebaut werde, die mit dem Renteneintrittsalter aufhören wollten. Ich bin der Meinung, dass der Vorschlag von Weise in die richtige Richtung geht, nicht nur aus fiskalischen Gründen, sondern auch weil es darum geht Menschen eine erfüllende Aufgabe auch im Alter bieten zu können. Der Blick in die Statistik zeigt aber auch, dass es auch um die Frage gehen muss, was die Menschen mit der hinzugewonnenen Lebenszeit anfangen können und wollen. Es gibt zweifellos den Wunsch länger zu arbeiten, allerdings häufig mit reduzierten Stundenzahlen und flexiblen Arbeitszeitmodellen. Derzeit steigt die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer deutlich an. Dies hat vor allem mit der Arbeitsmarktsituation zu tun. Das durchschnittliche Renteneintrittsalter liegt bei 61 Jahren und die Lebenserwartung bei 78 Jahren für Männer und 83 Jahren für Frauen. Rentenpapst Prof. Bert Rürup hat schon vor zwei Jahren auf einer Demografietagung in Berlin geschildert, dass dieser Punkt zu einem makroökonomischen Problem wird. Das Bruttoinlandsprodukt wächst im Gegensatz zur Lebenserwartung der Menschen nur noch langsam. Der Rückgang des Erwerbstätigenpotentials und der nur noch flache Anstieg der Produktionsquote täten ein Übriges. Von 1916 bis 2012 war das Renteneintrittsalter konstant bei 65 Jahren. 1970 erhielten Rentner 11 Jahre Rente – heute durchschnittlich 18,5 Jahre. Hier gäbe es nur drei Möglichkeiten zu verteilungspolitischen Entscheidungen. 1. Beitragserhöhungen zur Rentenversicherung 2. Das Rentenniveau zu senken 3. Das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Rürup präferiert nach der Rente mit 67 die Maßnahme der Erhöhung des Renteneintrittsalters, allerdings erst in zehn Jahren, wenn man gesichert wisse wie sich die Rente mit 67 auswirkt. Ich denke auch, dass wir darum nicht herum kommen werden. Insbesondere nicht, wenn wir das sogenannte Bismarck-Modell bei der Rente beibehalten. Neben Deutschland findet sich dieses Modell in Österreich, Frankreich, Belgien und Luxemburg. Einkommensabhängige Beiträge finanzieren das System und die Leistungen sind dabei von der Höhe der Einzahlungen abhängig. Ziel dieses Systems ist es den Lebensstandard halten zu können. Hingegen verfahren viel andere Länder wie Großbritannien, Irland, Dänemark, Finnland und die Niederlande nach dem sogenannten Beveridge-Modell. Damit wird die Existenz von Ruheständlern gesichert. Die Leistungen sind nicht beitragsabhängig sondern werden als einheitliche Pauschale aus dem allgemeinen Steueraufkommen bezahlt. Beide Varianten müssen sich dem demografischen Wandel stellen und deshalb findet überall in Europa wie auch nun bei uns eine Diskussion zum Renteneintrittsalter statt. Ich bin gerne bereit, als Generationenbeauftragter an dieser Diskussion mitzuwirken. Ich bin fest der Überzeugung, dass viele Menschen im Alter eine verbindliche Aufgabe suchen und in flexibler Form ohne Zwang ein entsprechendes Angebot annehmen würden. Es stimmt, dass dies auch dazu dienen würde die teilweise an der Armutsgrenze liegenden Renten aufzubessern. Wer aber dagegen pauschal wettert, bleibt meist Alternativvorschläge schuldig.   Nachfolgend noch einige Angaben aus der Statistik: Einführung der Rente mit 63 führte zu Verlust von 200.000 Arbeitskräften, Deutsches Institut für Wirtschaft: 2020 werden 1,3 Mio. Fachkräfte fehlen   Von den 60-64-Jährigen waren: 2000   20 % erwerbstätig    62 % Rentner 2014   50 % erwerbstätig    37 % Rentner Als Bismarck 1889 die Alters- und Invaliditätsversicherung in Deutschland einführte, setzte er das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre fest. Die durchschnittliche Rentenbezugsdauer lag bei zwei Jahren.   Rentenbezugsdauer in Jahren:             Frauen                       Männer 1960   10,6                  9,6 1970   12,7                10,3 1980   13,8                11,0 1990   17,2                13,9 2001   18,9                13,8 2010   20,9                16,2 2013   21,5                17,0 (seit 1960 in etwa verdoppelt)     Land                        tatsächliches Rentenalter    gesetzliches Rentenalter Belgien                       61,6                                                   65 Bulgarien                   64,1                                     variiert nach gesammelten Pkt. Dänemark                  61,3                                                   65 Deutschland              61,7                                                   65 Estland                       62,1                                     Männer: 63 / Frauen: 61 Finnland                    61,6                                                  65 Frankreich                59,3                                                  60 Griechenland           61,4                                                   65 Großbritannien         63,1                                        Männer: 65 / Frauen: 60 Irland                        64,1                                                   65 Italien                       60,8                                                  62,5 Lettland                    62                                                      62 Litauen                     59,9                                                   61 Luxemburg              59,4                                                   65 Malta                        59,8                                                   60,5 Niederlande            63,2                                                   65 Österreich               60,9                                                   62,5 Polen                        59,3                                                   62,5 Portugal                   62,6                                                   65 Rumänien                64                                                      64 Schweden                 63,8                                                  64 Slowenien                59,8                                                   62 Slowakei                   58,7                                                   62 Spanien                    62,6                                                   65 Tschech. Republik   60,6                                        62 (variiert nach Kinderzahl) Ungarn                     59,8                                                   62 Zypern                      63,5                                                   65  

Mit 100 hat man noch Träume…

Ausstellungsplakat
Altersbilder und Vorstellungen zu ihrem Leben, die die älteren Menschen haben sind nicht immer gleich. Als Beauftragter der Landesregierung für das Zusammenleben der Generationen habe ich eine Ausstellung „Mit 100 hat man noch Träume“ in der Stadtkirche St. Michael in Jena finanziell gerne unterstützt und war heute auch im Rahmenprogramm der sechswöchigen Ausstellung zu einem Vortrag im Gemeindezentrum, dem Lutherhaus. Mit der Ausstellung soll dem Alter eine Stimme gegeben werden – Achtung und Respekt vorm Alter. Fotos von 100jährigen geben Anlass zum Gespräch und lassen staunen. Sie machen neugierig auf die Geschichten, die sich in den Gesichtern spiegeln. Der Gemeindesaal war bei meinem Vortrag mit über 100 engagierte Seniorinnen und Senioren rappelvoll (obwohl die Vortragszeit 9.30 Uhr war). Nicht minder überrascht, wie über das große Interesse war ich davon, dass nach einem 90minütigen Vortrag noch eine einstündige intensive Fragerunde von den Besuchern gestartet wurde. Respekt! Jena hat hochmotivierte Senioren, die sich nicht mit dem vermeintlichen Ruhestand abfinden. „Will you still need me, will you still feed me,  when I’m sixty-four?“ haben die Beatles in einem ihrer Lieder geschrieben. Später hat Udo Jürgens behauptet mit 66 Jahren fänge das Leben erst an. Heute haben selbst 80jährige noch viel vor mit ihrem Leben. Die Ausstellung „Mit 100 hat man noch Träume“ ist vom 20.9. bis 19.11. in der Stadtkirche St. Michael zu sehen Die Rede zum Thema  Alte, die immer aktiver werden und Junge, die es wegzieht – Generationen im Wandel! Stirbt Thüringen aus oder welche Projekte brauchen wir?“

8. Demografiekongress Best Age in der Bundeshauptstadt Berlin

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer
Jährlich richtet das Informationsblatt „Der Behördenspiegel“ mit Unterstützung des Bundesfamilienministeriums und weiterer Partner den Demografiekongress aus. In diesem Jahr standen die Handlungsoptionen der Kommunen im Mittelpunkt des zweitägigen Kongresses. Auf kommunaler Ebene wirken sich die demografischen Veränderungen am direktesten aus und so gibt es bereits viele Städte, Gemeinden und Landkreise, die sich dem Therma offensiv stellen.Unter den über 200 Teilnehmern und Referenten des Kongresses im dbb-forum in der Friedrichstraße mit dem Motto „Land und Leute – Zukunft vor Ort gestalten“ waren daher viele Kommunalvertreter. Die saarländische Ministerpräsidentin Anngret Kramp-Karrenbauer eröffnete den Kongress. Sie war dem Thema bereits durch ihre vorherigen Ministerämter verbunden. Sie betonte den notwendigen Generationendialog, verwies auf gelungene Beispiele aus Kommunen und verglich den demografischen Wandel im Saarland mit der Situation in den neuen Ländern. Finanzielle Spielräume müsse es für die Kommunen geben um den Wandel zu bewältigen. Staatsssekretär Lutz Stroppe vom Bundesfamilienministerium erläuterte, dass der demografische Wandel kein Ost-West-Problem mehr sei. Er forderte die sorgende Gemeinschaft und kündigte Initiativen zur Großelternzeit für die kommende Legislaturperiode an. Erfreut habe ich auch seine Aussagen zu den Mehrgenerationenhäusern und zum Bundesfreiwilligendienst registriert (für beide Bereiche bin ich in Thüringen zuständig). Für den BFD betonte er die Notwendigkeit ältere Menschen einzubeziehen und für die derzeit 450 MGHs kündigte er an, dass bis Ende 2014 ein Konzept zu Weiterentwicklung vorliegen wird und er die Aufgabe des Bundes auch in einer Weiterfinanzierung sehe. Ab diesem Herbst kommen zu den 450 MGHs noch 300 Anlaufstellen für ältere Menschen bundesweit hinzu. Zahlreiche Vorträge und Foren gab es zu nahezu allen denkbaren Themen. Kinderarztmangel im ländlichen Raum (Klasse-Vortrag von Prof. Wolfgang Hoffmann, Uni Greigswald), Pflegausbildung, Kita-Situation, Sorge und Mitverantwortung in der Kommune, Einblicke in den siebten Altenbericht (Prof. Dr. Andreas Kruse war wieder Spitze), inklusive Stadtgestaltung, Bildungssystem, freiwilliges Engagement, der Arbeitsmarkt für Ältere und viele mehr. Ich habe von den beiden Kongresstagen eine Menge an Impulsen mitgenommen und gute Kontakte geknüpft. Und zwei Begriffe werde ich künftig auch in den Diskussionsprozess miteinstreuen und bin auf die Reaktionen gespannt. Dr. Jörg Bentmann, Abteilungsleiter im BMI sprach davon, dass wir eine „Verwolfung“ im ländlichen Raum nicht wollen und dagegen Konzepte entwickeln. Auch ein anderer Referent sprach im Zusammenhang mit Brandenburg vom „Wolfserwartungsland“. Es waren zwei ausgesprochen gute Tage in Berlin! Bilder vom Kongress Link zur best-age-conference

Demografie in Stadt und Land

Gleich zwei Gesprächsrunden an einem Tag zum Thema der demografischen Entwicklung in Thüringen hatte ich am Donnerstag. Am Vormittag war ich als Generationenbeauftragter in Blankenhain zu Gast. Ein Blankenhainer Stadtrat hatte die Initiative ergriffen und eine Gesprächsrunde organisiert. Akteure aus dem Pflegebereich, des Seniorenrats, Vertreterinnen des Helios-Klinikums als größter Arbeitgeber und von Jena-Wohnen waren zusammen gekommen, um über Perspektiven für die kleine Stadt zu sprechen. In Blankenhain stehen große Herausforderungen an. Zwar gelang es der Stadt den großen Schuldenberg von rund 70 Millionen Euro auf 30 Millionen zu senken, aber nach dem jetzigen Stand dauert es noch 13 Jahre bis dieser Berg weg ist und Blankenhain somit wieder selbst investieren kann. In den nächsten Jahren trifft aber auch Blankenhain der demografische Wandel. Die Zahl der Einwohner wird nach jetzigen Prognosen von 6.700 auf 5.700 sinken und zugleich der Anteil der über 65-Jährigen von 20 auf 37 Prozent steigen. Im Gespräch waren wir uns schnell einig, dass es gute Wohnstrukturen für die älteren Blankenhainer braucht – ein Mehrgenerationenwohnprojekt wurde mit der Fachhochschule Erfurt bereits im Rahmen des Agenda 2021-Prozesses entwickelt. Aber die beiden Vertreterinnen des Helios-Klinikums betonten ebenso wie die Vertreterinnen aus der Pflege auch, dass sie Fachkräfte anwerben müssen. Es wird also wichtig sein Menschen aus Thüringen nach Blankenhain zu holen, bzw. eine Willkommenskultur für Zuwanderung zu organisieren. Unter dem Titel „Müssen alle in die Stadt“ lud die Junge Union am Abend zur Regionalkonferenz nach Sömmerda ein. Die Thüringer Staatsekretärin für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Inge Klaan diskutierte mit JU-Landeschef Stefan Gruhner und mir über die Frage welche Auswirkungen die deografische Entwicklung im Stadt-Land-Verhältnis hat. In Thüringen wachsen derzeit die drei Städte Erfurt, Weimar und Jena – dies allerdings zu Lasten der ländlichen Regionen. Die Lösung des demografischen Problems für die Städte führt aber zu keiner Lösung für den Freistaat, wie es der derzeit amtierende Wirtschaftsminister uns glauben machen will. Ich sehe mittelfristig neben der Hoffnung auf steigende Geburtenzahlen und der dazu notwendigen Unterstützung  junger Familien auch die Lösung der offensiven Werbung um Zuwanderung aus anderen europäischen Ländern. Dies muss dann aber mit einer auch von der JU geforderten Willkommenskultur einhergehen. Lernen können wir bei dieser Werbung und Begleitung von Ausländern von Erfahrungen der Thüringer Universitäten, die ausländische Studenten seit Jahren intensiv unterstützen und begleiten. Ziel muss doch sein, dass wir uns nicht mit 1,9 Millionen Thüringerinnen und Thüringern in der Prognose für das Jahr 2030 zufrieden geben, sondern dass wir mehr werden wollen – nicht nur in den Städten. Das hilft dann auch Blankenhain!

Zum Gespräch beim Landesjugendring

Lange ist es her, aber um so notwendiger war einmal wieder das heutige Gespräch mit dem Vorstand des Landesjugendrings Thüringen. Während ich zu meinen aktiven Junge Union Zeiten und auch während der Zeit als sozialpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion in der Regel in jedem Monat mit den Thüringer Jugendverbänden zu tun hatte und bei vielen Landesjugendversammlungen dabei war, hat sich der Kontakt in den letzten Jahren leider etwas reduziert. Als Generationenbeauftragter bin ich aber für das Miteinander aller Generationen zuständig und so haben wir uns heute in der Geschäftsstelle der LJR getroffen. Wir sind alle älter geworden, aber beruhigend dass immernoch einige der Akteure als Jugendverbansvertreter dabei aktiv dabei sind, die ich seit Anfang der 90ger Jahre kenne. Als Generationenbeauftragter war zumindest das Aufgabenfeld im letzten Jahr stark dem demografischen Wandel angepasst und damit recht seniorenlastig. In diesem Jahr stehen wieder mehr Familien und die junge Generation im Blickpunkt. Über die Fragen wie der jungen Generation Perspektiven in Thüringen gegeben werden kann, habe ich heute mit dem LJR intensiv diskutiert. Auch wenn sich die Ausbildungs- und Jobperspektiven für junge Menschen inzwischen deutlich verbessert haben, fehlt nun ein großer Teil der abgewanderten Generation. Gerade dies ist eine demografische Herausgforderung, die ich gerne gemeinsam inhaltlich mit dem LJR angehe. Darüber hinaus haben wir über den Bildungsbereich und dabei über die Situation an den Förderschulen im Rahmen der Inklusion gesprochen. Da stehen noch große Herausforderungen an, bis das wünschenswerte Ziel in Thüringen erreicht ist! Auch um mein zweites großes Aufgabengebiet ging es beim heutigen Gespräch mit dem Landesjugendring. Das Themengebiet der Antidiskriminierungsfragen steht seit Januar bei mir weit oben auf der Agenda. Dazu treffe ich mich mit vielen Vertretern von Vereinen und Verbänden. Heute gleich zwei Mal und jeweils mit viel inhaltlicher Übereinstimmung bei den Gesprächen. Am Vormittag war ich bei Oberkirchenrat Christhard Wagner, dem Beauftragten der Evangelischen Kirchen im Freistaat, zu Gast. Auch wir kennen uns schon aus den Zeiten des Landesjugendhilfeausschusses, den Christhard Wagner viele Jahre geleitet hat. Zum Thema Antidiskriminierung werden wir vor allem beim Thema Fortbildung vom Multiplikatoren zusammenarbeiten, dies haben wir heute bei beiden Gesprächsterminen vereinbart.