Demenztagung 2012

Fachtagung (1)Vor über einem halben Jahr habe ich mit Prof. Michael Opielka von der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena über das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen diskutiert und wir haben dabei das Konzept einer Demenzfachtagung 2012 besprochen. Gestern fand diese Tagung statt – und sie war überaus erfolgreich. Gefördert wurde die Tagung vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und in meiner Funktion als Beuaftragter für das Zusammenleben der Generationen habe ich die Demenztagung unterstützt. Die Referentenliste war gestern ähnlich beeindruckend lang wie die Anzahl der mit Vorbereitung und Durchführung betrauten Studenten. Über 300 Teilnehmer verfolgten die Tagung, darunter viele Fachexperten aus Thüringen und sehr viele Studenten der FH. Fachtagung (16)MinDir Dieter Hackler vom BMFSFJ betonte in seinem Grußwort den Nationalen Aktionsplan Demenz und dessen Kernanliegen, die Würde und Achtung des Erkrankten zu bewahren – dies gilt um so mehr in der abhängigen Lebensphase am Ende des Lebensweges. Jede 2. Frau und jeder 3. Mann sei im Laufe seines Lebens davon bedroht an Demenz zu erkranken (Barmer Gesundheitsreport). Der Bund will eine Allianz für Demenz mit regionalen Netzwerken. Prof. Dr. Wilfried Schnepp von der Universität Witten-Herdecke konstatierte einen bereits bestehenden Pflegenotstand und beklagte, dass es bei Hausärzten kein geriatrisches Assesment gäbe. Besondere Probleme sieht er bei der Betreuung von Demenzkranken in Kraknenhäusern. Frau Verena Rothe von der Aktion Demenz e.V. sagte zur „Epedemie an Demenzkranken“, dass dies möglicherweise eine normale Form des Alterns sei und sie warb für die Plattform www.demenzfreundliche-kommunen.de Fachtagung (67)Dieter Schnellbach vom TMSFG wies darauf hin, dass von den derzeit 1,2 bis 1,3 Millionen bundesweit erkrankten Demenzkranken rund 37.000 in Thüringen leben. Diese Zahl wird deutlich steigen, bei den über 90Jährigen liegt die Demenzquote bei 35 Prozent. Ausgesprochen erfolgreich war die Arebit in den 14 (Semi)Open-Space-Workshops. Dort wurden zahlreiche Forderungen an das anschließende Politische Podium mit unserer Sozialministerin Heike Taubert, Dieter Hackler vom BMFSFJ, Ute Lieske (Bürgermeisterin und Dezernentin Soziales Eisenach), Prof. Michael Opielka und mir als Generationenbeauftragten formuliert. Zu den Forderungen und zur Tagung insgesamt wird es eine umfängliche Tagungsdokumentation geben, aber dies dauert noch eine Zeit. Mich hat besonders gefreut, dass sich so viele junge Menschen mit diesem Thema so intensiv auseinander gesetzt haben. Bilder der Tagung

Vereinbarkeit von Familie und Studium fördern

CDU: Langfristige Lösung für Kita-Betreuung an Fachhochschule muss her Die aktuelle Diskussion über die Schließung des Kinderladens an der Fachhochschule Erfurt nimmt die CDU-Stadtratsfraktion zum Anlass, um die Vereinbarkeit von Familie und Studium in Erfurt zu fordern.  Der Kinderladen war vor Ostern ohne vorherigen Hinweis aus juristischen  Gründen geschlossen worden. Erst 2006 wurde er auf Initiative der Studierenden der Fachhochschule zur Kinderbetreuung geschaffen. Trotzdem der Senat den Kinderladen mittlerweile wieder öffnen ließ, besteht für die Betroffenen keine Planungssicherheit. Die CDU-Fraktion im Erfurter Stadtrat fordert den Oberbürgermeister auf, sich mit der Hochschulleitung in Verbindung zu setzen, um eine vernünftige Lösung für die Studierenden und deren Kinder zu finden. “ Eine campusnahe Betreuung der Kinder muss auch über das Sommersemester 2012 hinweg gewährleistet werden. Die Stadt Erfurt ist in der Pflicht sich für eine adäquate Betreuung einzusetzen“, so der Vorsitzende der CDU-Fraktion Michael Panse. Panse hatte bereits 2011 auf den eklatanten Mangel an Betreuungsplätzen in Erfurt hingewiesen und Investitionen dringend angemahnt. Laut Thüringer Kindertagesstättengesetz hat jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.

Familienförderung in Erfurt – Diskussion an der Fachhochschule

FH (1)
Im Gespräch an der Fachhochschule mit Prof. Rißmann
An der Erfurter Fachhochschule soll auch weiter in möglichst vielen Studiengängen der Bezug zu den handelnden Akteuren außerhalb von Wissenschaft und Lehre in die Seminarprogramme eingebaut werden. Heute war ich nicht zu einer Podiumsdikussion in einem der großen Hörsäle, wie bei den letzten Besuchen, sondern zu einer Gesprächsrunde mit Studierenden einer Seminargruppe. Frau Prof. Michaela Rißmann hatte ihren Studentinnen die Arbeitsaufgabe gestellt zu ergründen, wie Familienförderung in der Landeshauptstadt Erfurt praktisch aussieht. Gerne bin ich in meiner Funktion als Fraktionsvorsitzender im Erfurter Stadtrat der Einladung gefolgt. Um drei größere Themenkomplexe drehte sich die Diskussion. Welche Rolle das Thema Familie in der Arbeit unserer Stadtratsfraktion spielt war eine Fragestellung. Am Beispiel der Betreuungsituation in den Erfurter Kitas, sowie den Aktivitäten zur Stärkung der Arbeit der Tagespflegemütter konnte ich verdeutlichen, wo derzeit der „Schuh drückt“. Zu den möglichen Veränderungs- und Verbesserungsvorschlägen zählen für uns sowohl die Entwicklung der Familienzentren, die Etablierung der Familienhebammen und neidrigschwellige Hilfeangebote für Familien im sozialen Nahraum.
FH
Der Campus der FH Erfurt
Die vom Thüringer Sozialministerium angekündigten Eltern-Kind-Zentren an Kindertageseinrichtungen können im System der Familienhilfen eine wichtige Rolle spielen. Frau Prof. Rißmann wird dieses Projekt fachlich begleiten. Ich werbe nachdrücklich um Unterstützung für dieses Vorhaben. Einige andere Bundesländer haben sich zu dem Thema bereits „auf den Weg gemacht“, Ende des Jahres soll es dazu auch in Thüringen losgehen. Ob Erfurt bei diesem Modellprojekt erfolgreich dabei sein kann ist aber noch offen. In Erfurt sind derzeit alle Kitas randvoll, da fehlt es sowohl an räumlichen, als auch an personellen Kapazitäten.

Wege aus der Kinderarmut und Großelterndienste

Fachhochschule (2)
Gespräch mit dem Kinderschützer Ingo Weidenkaff am Rand der Tagung
Am Beginn der heutigen Fachtagung an der Fachhochschule Erfurt „Wege aus der Kinderarmut: Aktuelle Debatten und kommunale Handlungsmöglichkeiten“ stand eine Interpretation der Zahlen. Prof Ronald Lutz verwies auf die Zahlen zur Kinderarmut nachdem langen Zeit die Zahl von 16 Prozent armen Kindern in der Diskussion stand (damit über dem OECD-Durchschnitt), sprechen neue Interpretationen von 8 Prozent. Unstrittig ist, dass es in jedem Fall zuviele Kinder sind die auf Grund der Einkommensarmut ihrer Eltern in eingeschränkter Teilhabemöglichkeit aufwachsen. Die Zahlen der Kinderarmut müssen im Verhältnis ihrer Labenslagen betrachtet werden. Prof. Lutz sprach von entstehenden Kulturen der Armut und das man schon fast von einer Entwicklung zu einer neuen Ständegesellschaft sprechen könne.
Fachhochschule
Prof. Ronald Lutz, Ralf Spirek und Thomas Hippchen
Auf ein Beispiel der Armutsprävention ging Thomas Hippchen aus Saarbrücken ein. Er stellte das Projekt der Gemeinwesenarbeit in fünf Stadtteilen von Saarbrücken vor. Parität, Diakonie und Caritas sind Träger der fünf Zentren in denen mit Kindern im Alter von 6-14 Jahren gearbeitet wird. Auch die Elterarbeit gehört dazu – nach meiner Meinung für Nachhaltigkeit noch wichtiger. Thomas Hippchen verwies zu Recht darauf, dass es darum geht Eltern zu motivieren und ressourcenorientiert ihnen Erziehungs- und Entwicklungserfolge ihrer Kinder nahe zu bringen. Bei dem Modellprojekt wurden 70 von 280 Kindern der Zielgruppe erreicht. Im Rahmen der Erfolge des Modellprojekts steig das Jugendamt in die dauerhafte Finanzierung ein, es gab ein Folgeprojekt von 2006 – 2009. Leider konnte ich am Nachmittag die Vorstellung des Projektes der Familienpaten nicht mehr hören, da weitere Termine anstanden. Zunächst ging es für mich in den Landtag. Nach ziemlich genau einem Jahr und neun Monaten war ich einmal wieder bei einer Sitzung des Sozialausschusses im Landtag. Dieses mal aber nicht als Abgeordneter sondern als Berichterstatter der Landesregierung. Auf Antrag der Linken berichtete ich zur Situation der Mehrgenerationenhäuser. Irgendwie immer noch ein komisches Gefühl auf der „anderen Seite“ am Tisch zu sitzen. Ich habe mich über das Interesse am Thema gefreut, auch dass die Thüringer Allegemeine dem Thema eine halbe Seite mit einem Interview mit mir widmete.
Großelterndienste (14)
Werbekarten für "Wahlgroßeltern"
Die Mehrgenerationenhäuser schlugen dann auch den Bogen zum nächsten Termin. Im Erfurter Frauenzentrum trafen sich die Thüringer Initiativen der Großelterndienste. Ähnlich wie die Familienpatenschaften bringen sie Eltern und Wahlgroßeltern zusammen. In Erfurt gibt es gleich zwei Großelterndienste und noch elf weitere in Thüringen. Die LEG und das Projekt „Kinderbetreuung 24“ koordinieren die thüringenweite Vernetzung und ich helfe gerne dabei mit. Viele der Großelterndienste sind bei den Mehrgenerationenhäusern oder Familienzentren angesiedelt und so begegnete ich heute auch etlichen bekannten Gesichtern von meinen Besuchen in den MGHs in den letzten Wochen.  Bilder vom Treffen der Großelterndienste

Kindertageseinrichtung als Eltern-Kind-Zentrum

Eröffnung durch Ministerin Taubert
Eröffnung durch Ministerin Heike Taubert
Bis wir in Thüringen ein funktionierendes System vom Eltern-Kind-Zentren an Kindertageseinrichtungen wird noch einige Zeit vergehen, aber Thüringen macht sich auf den Weg. Dies das Fazit der heutigen 1. Fachtagung des Sozialministeriums zum Thema in der Fachhochschule Erfurt. Vor allem bei Leiterinnen von Kitas, Trägervertretern, aber auch Vertretern von den Thüringer Familienzentren war das Interesse groß – rund 180 Teilnehmer waren zur Tagung gekommen und so musste der große Hörsaal genutzt werden. Sozialministerin Heike Taubert verwies auf die Koalitionsvereinbarung von CDU und SPD, die den Ausbau der Kitas zu Eltern-Kind-Zentren formuliert hatte. Die Fachhochschule Erfurt als Kooperationspartner und Frau Prof. Michaela Rißmann von der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaft als Verantwortliche für die Konzepterarbeitung und modellhafte Umsetzung, nehmen die Aufgabenstellung ernst. Leider fehlt aber beim für Kitas verantwortlichen Kultusministerium noch der rechte Ansprechpartner – zumindest war heute keiner vom TKM da. Insbesondere der niedrigschwellige Zugang zu Eltern und der Umstand, dass nahezu alle Kinder Kitas besuchen, machen die Kindertageseinrichtung zu geeigneten Projektpartnern. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird das Modell umgesetzt. Noch ist allerdings nicht klar an wie vielen Kitas, bis zu 20 erscheinen möglich. fh-erfurtUngeklärt ist auch noch, ob die Jugendämter verantwortlich ins Boot geholt werden. Ich halte dies für zwingend notwendig, schließlich handelt es sich bei den Hilfen zu Erziehung klar um eine kommunale Aufgabe. Oft genug beklagen die Ämter, dass sie zu spät von Problemfällen erfahren. Ich ahne aber auch, hier wird schnell die Kostenkarte gezogen. Mit den im Haushalt des Landes für 2011 vorgesehenen 155.000 Euro jedenfalls wird dieses Projekt auf Dauer nicht zu schultern sein. In NRW ist beispielsweise die Zielstellung, bis 2012  rund ein Drittel der Kitas zu Familienzentren auszubauen. Das wären dann über 3.000 Kitas und diese sollen jeweils 12.000 Euro jährlich erhalten – klagen allerdings auch dies sein zu wenig. In NRW steht thematisch die Bekämpfung von Sprachdefiziten auf dem Programm. Prof. Rißmann erläuterte heute auch am Beispiel von Großbritaniens Early Ecelelence Centres welche Chancen bestehen wenn Eltern Wertschätzung, Entlastung und Unterstützung erfahren. Seit 1998 arbeiten die Einrichtungen nach diesem Prinzip – heute als Children Centres. Wichtig ist aber in jedem Fall die Eltern einzubeziehen. In den letzten Wochen habe ich bei Besuchen in Kitas, Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern festgestellt, dass es auch bei uns in Thüringen gute Ansätze gibt. Ich bin deshalb jetzt sehr neugierig, welche Kitas wie das Modellprojekt jetzt angehen werden. Im September diesen Jahres soll es losgehen. Zuvor findet am 4. Juli 2011 die zweite Fachtagung zu Thema statt – ich merke mir den Termin schon einmal vor.