„Auf neuen Wegen in die Pflege“

Das Podium in Zeulenroda
Der Titel des Diskussionsforums der Konrad Adenauer Stiftung in Zeulenroda machte deutlich, dass auch die Pflegesituation in Thüringen nach neuen Antworten auf drängende Fragen fordert. Im Rathaus von Zeulenroda diskutierte ich dazu mit Praxis- und Fachexperten und einem interessierten Publikum. Der Bonner Architekt und langjährige Mitarbeiter des Kuratoriums für Altenhilfe Holger Stolarz stellte Konzepte für Wohnen, Soziales und Pflege im Quartier vor. Derzeit werden bundesweit rund 4 Prozent der Betroffenen in neuen Wohn- und Betreuungsformen betreut, in Thüringen sind es deutlich weniger. Als Generationenbeauftragter habe ich erläutert warum dies so ist und warum wir auch diese neuen Wege brauchen. Das A und O im Alter ist für die Betroffenen, dass sie im Alter selbstbestimmt und geistig sowie körperlich mobil bleiben. Neben der Angst vor Altersarmut dominiert die Angst vor Einsamkeit im Alter. Wir haben eine gute Pflegeinfrastruktur – aber nach meinem Eindruck schafft auch hier das bestehende Angebot auch weitere Nachfragen. Richtig wäre es aber, dass die Angebote den Bedarfen und Bedürfnissen folgen und dazu muss man zunächst fragen, was sich die Menschen im Alter wünschen. Der Wunsch in stationären Pflegeeinrichtungen betreut zu werden, kommt dabei nur sehr nachrangig. Lediglich 15 Prozent der 7o-Jährigen wollen in einem Pflegeheim betreut werden. Tatsächlich allerding werden von den Pflegebedürftigen rund ein Drittel in stationären Pflegeeinrichtungen betreut. 3,4 Prozent der Thüringerinnen und Thüringer sind pflegebedürftig – dies sind derzeit 82.300 Menschen. 22.500 von ihnen werden in rund 390 Pflegeheimen betreut. Diese Zahl ist kontinuierlich von 17.500 vor 10 Jahren über 20.500 im Jahr 2009 gestiegen. Dies hängt nach meiner Auffassung auch sehr mit der Zahl der Einrichtungen zusammen. 270 der Pfelegeheime wurden seit 1990 neu gebaut oder grundlegend saniert. Dies war dringend notwendig, weil die bauliche Situation der Pflegeheime zur Wendenzeit ein Skandal war. Vier- und Achtbettzimmer waren die Regel. Mit millionenschweren Förderprogrammen haben Land und Bund reagiert. So notwendig dies war, hat es doch den Blick verstellt, auf neue Wege der Pflege. In den alten Bundesländern wurde Mitte der neunziger Jahre schon darüber diskutiert wie neue Wohnformen aussehen sollen. Wir ziehen jetzt endlich nach – auch das Gesetz für neue Wohnformen soll nun endlich in Thüringen kommen. Ein weiterer nicht unwichtiger Punkt für die vielen stationären Pflegeheimplätze ist der Mangel an altengerechtem und barrierefreien Wohnraum in Thüringen. 5.000 barrierearme Wohnungen fehlen jährlich in Thüringen sagt der Wohnungswirtschaftsbericht. Aber zugleich gibt es durch den demografischen Wandel auch zehntausende Wohnungen zuviel im Freistaat. Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass es Wohnungsneubauprogramme geben wird. Es wird also darum gehen, wie wir die bestehenden Wohnungen barrierearm umbauen kann, um den Menschen einen längeren Verbleib in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und dies auch in der Pflegesituation. Es gibt hierfür interesannte Ansätze. Mit der KOWO in Erfurt, aber auch mit einem Projekt der Handwerkskammer in Eisenach bin ich dazu intensiv im Gespräch. Im Mittelpunkt des Agierens muss das Interesse der Menschen stehen! Einen weiteren wichtigen Punkt habe ich in die Diskussion eingestreut und dies ist die notwendige Verantwortungsgemeinschaft der Familien in unserer Gesellschaft. Rund 90.000 Kinder unter sechs Jahren haben wir in Thüringen, die nicht weil sie klein sind nicht nur betreuungs- sonder auch pflegebedürftig sind. Berechtig gibt es eine intensive Diskussion, wie sie betreut und gefördert werden können. Berechtigt wird auch darüber diskutiert, wie groß auch die Verantwortung der Eltern für ihre Kinder ist. Selbstverständlich ist die Diskussion auch auf der anderen Altersseite des Lebens zu führen mit der Verantwortung von Kindern für ihre Eltern. Über die Hälfte der Pflegebedürftigen werden in Thüringen von Angehörigen ohne Hilfe von Pflegediensten versorgt. Das Forum, moderiert vom Chefredakteur der OTZ Ullrich Erzigkeit, bot gute Diskussiosanregungen. Ich freue mich, dass die Diskussion weiter gehen wird.

Thüringen bei Bundesfreiwilligendienst Spitze

Der Beauftragte für das Zusammenleben der Generation, Michael Panse, hat heute in Erfurt über die Entwicklung des Bundesfreiwilligendienstes in Thüringen informiert. Michael Panse sagte: „Ich freue mich, dass der Bundesfreiwilligendienst in unserem Freistaat so gut angenommen wird. Der Aufwärtstrend in der Entwicklung der Freiwilligenzahlen hält an. Das verdeutlicht die Statistik für den Monat September. Von den bundesweit gemeldeten 43.584 Freiwilligen entfallen zwar nur 2.934 auf Thüringen. Aber mit inzwischen 135 Freiwilligen auf 100.000 Einwohner liegt Thüringen auf dem Spitzenplatz weit vor dem bundesdeutschen Durchschnitt von 54 Freiwilligen.“ Laut Generationenbeauftragten liegt Thüringen damit auch im Vergleich mit anderen Flächenländern deutlich vorn. „Auch der Durchschnitt der ostdeutschen Flächenländer von 119 Freiwilligen auf 100.000 Einwohner wird damit klar übertroffen. Zudem sind die ostdeutschen Länder durch einen höheren Anteil älterer Freiwilliger stärker vertreten. In den absoluten Zahlen schließt Thüringen mit 2.934 Freiwilligen fast auf Bayern auf, das mit 3.005 Freiwilligen nur auf 24 Freiwillige pro 100.000 Einwohner kommt“, sagte Michael Panse. Für Panse sind die Zahlen ein eindrucksvoller Beleg für das hohe Engagement der Thüringerinnen und Thüringer Freiwilligen und aller mit dem Bundesfreiwilligendienst in Thüringen befassten Mitarbeiter bei den Trägern und Einsatzstellen im Dienste des Allgemeinwohls. „Der Bundesfreiwilligendienst ist als ,Nachfolger‘ des Zivildienstes in kurzer Zeit, trotz der anfänglich verbreiteten Skepsis, ein Erfolgsmodell geworden, dass nicht nur jungen Männern, sondern auch Frauen und Älteren reiche Möglichkeiten bietet, sich für vielfältige Aufgaben in unserer Gesellschaft einzusetzen“, sagte Michael Panse.

Fünf Jahre Erfolgsgeschichte

Wiedersehen mit Christina Rommel im Mehrgenerationenhaus in Mühlhausen
Derzeit feiern viele der Thüringer Mehrgenerationenhäuser ihren fünften Geburtstag. Zwar gibt es das Programm der Mehrgenerationenhäuser schon seit 2006, aber damals entstanden nur die ersten 9 MGHs in Thüringen. Erst im Jahr 2008 sind in einer zweiten Welle noch einmal 21 weitere hinzugekommen. Vor einigen Tagen war ich im MGH in Apolda zu fünften Geburtstag und heute im MGH in Mühlhausen. Beide Häuser verbindet, dass sie in Trägerschaft der Stadt sind und in großen Häusern viel Raum für Angebote haben. Das Mehrgenerationenhaus Mühlhausen wurde am 17. September 2008 gegründet. Das Gebäude, vielen Mühlhäusern als Geschwister-Scholl-Heim bekannt, gibt es bereits seit 99 Jahren. Verschiedene Nutzungen, u.a. bis zur Wende als Pionierhaus, sind die Ursache, dass nahezu jeder Mühlhäuser schon einmal dort war. Bei meinem Grußwort habe ich sowohl die Geschichte des Hauses, als auch die Aufgabe der MGHs dargestellt. Als ich vor vier Jahren meine Tätigkeit als Generationenbeauftragter begonnen habe, waren die MGHs mein erstes wichtiges Themenfeld und ich bin froh darüber, dass es auch heute noch 25 MGHs in Thüringen gibt und es für diese auch nach Auslaufen des MGH II Programms gut weitergehen wird. Das MGH in Mühlhausen hatte neben der kommunalen Trägerschaft immer starke Partner. Sowohl das benachbarte MGH in Körner war von Anbeginn Partnerschaftshaus, als auch die Verantwortlichen der Stadt, u.a. der heutige Oberbürgermeister Dr. Johannes Bruns, haben sehr geholfen.
MGH Moderationskreistreffen am Vortag in Pößneck
Eine engagierte Unterstützerin war zum fünften Geburtstag auch zu Gast. Die Erfurter Sängerin Christina Rommel ist Patin des Hauses und hat dort schon Muiskworkshops veranstaltet und Konzerte gegeben. Heute hat sie ihr neues Musikvideo „Hauch von Schokolade“ vorgestellt und ein Konzert gegeben. Ich finde es toll, wie sich Christina für dieses Projekt engagiert und ihre Musik mag ich sowieso. Insofern war es schön, dass bei der Geburtstagsfeier auch Zeit für gute Gespräche war. Dazu zählt auch ein umfängliches Gespräch mit den Landeselternsprechern des TLEVK über die Kita-Situation in Thüringen. Vielen Dank für die Einladung zur Geburtstagsfeier und viel Erfolg dem MGH Mühlhausen für die nächsten Jahre. Ich helfe gerne weiter mit.

Schmalkalden aktiv beim Thema Antidiskriminierung

Gerne bin ich der Einladung der Gleichstellungsbeauftragten und des Seniorenbeirats der Stadt Schmalkalden gefolgt, ein Vortrag zum Thema „Thüringen diskriminierungsfrei – Offensive für eine diskriminierungsfreie Gesellschaft“ im Rathausfestsaal zu halten. Im Rahmen des Tags der Senioren und der Wohlfahrtspflege organisierte die Stadt zudem eine Infomationsbörse für Frauen und eine Seniorenmesse auf dem Altmarkt. Bürgermeister Thomas Kaminsiki eröffnete mit mir gemeinsam den Tag und erläuterte, wie wichtig der Stadt Schmalkalden das Thema sei. Die Gleichstellungsbeauftragte der knapp 20.000 Einwohner-Stadt ist seit 2006 im Amt und kümmert sich unter anderem um das Thema der Antidiskriminierung. Bei Treffen der kommunalen Gleichstellungsbeauftragen hatten wir uns kennengelernt und spontan den Vortrag vereinbart. Trotz des herrlichen Wetters waren um die Mittagszeit viele Schmalkalder ins Rathaus gekommen. Insbesondere die Mitglieder des Seniorenbeirats fragten interessiert nach. Die Themenschwerpunkte lagen bei der Altersdiskriminierung und der Diskriminierung von Menschen mit Behinderung. Derzeit macht dies auch den Hauptanteil meiner Arbeit als Ansprechpartner der Landesregierung für Antidiskriminierungsfragen aus. Viele Eltern behinderter Kinder wenden sich an mich, weil sie Probleme mit der Schulwahl haben, oder mit der Betreuung ihrer Kinder unzufrieden sind. Auch im Anschluss an die Veranstaltung habe ich mich noch mit einer Mutter getroffen, die mir ihre Sorgen schilderte. Um bei Antidiskriminierungsfragen helfen zu können, muss man zunächst die Betroffenen erreichen bzw. sie ermutigen, sich zu offenbaren. Ich bin deshalb den Verantwortlichen in Schmalkalden für ihr Engagement und die Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen sehr dankbar. Bilder aus Schmalkalden    

Camp der Generationen am Point Alpha

Zum vierten Mal geht seit heute das Wartburg-Radio-Team in den Sommerferien auf Reisen. Beim „Ferienradio on Tour“ wurde das Aufnahmegerät eingepackt und es wird von einem besonderen Ort in der Region gesendet. Dieses Jahr brachen zum zweiten Mal junge und ältere Radiointeressierte auf, um am Point Alpha an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze vier spannende Tage zu verbringen. Sie werden werden das Leben an der damaligen Staatsgrenze erforschen und vor Ort übernachten. Gemeinsam werden Zeitzeugen befragt und die Themen deutsche Teilung, SED-Diktatur und Leben in der DDR beleuchtet. Außerdem wollen jung und alt zusammen entlang der ehemaligen Grenze wandern, Point Alpha erkunden, Freizeitaktionen starten und natürlich voneinander generationsübergreifend lernen. Am Point Alpha steigt auch der Höhepunkt der Ferienaktion – eine zweistündige Live-Sendung, die Kids und Senioren gemeinsam moderieren – zu hören am Dienstag, 16. Juli von 15 bis 17 Uhr auf der Frequenz UKW 96,5 oder via Stream im Netz auf www.wartburgradio.com Das generationsübergreifende Ferienradio unterstütze ich als Beauftragter für das Zusammenleben der Generationen beim Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit gerne. Am heutigen ersten Tag war ich vor Ort und war mit den Teilnehmern des Camps drei Stunden auf Informationstour im Museum am Point Alpha. Die Jugendlichen wussten schon erstaunlich viel über unsere jüngere deutsch-deutsche Vergangenheit. Im Anschluss folgte noch ein Doppelinterview mit einer Vertreterin der Seniorenredaktion und einem Jugendredakteur. Ich wünsche den Teilnehmern des Camps noch informative Stunden und bin gespannt auf die Sendung, die daraus entsteht. Bilder vom Generationencamp  

Ausstellung im MGH Ilmenau eröffnet

Die Einladung zum heutigen Sommerfest in das Mehrgenerationenhaus Ilmenau hat mich gleich doppelt gefreut. Zum einen werden die Sommerfeste in Ilmenau immer gut vorbereitet und zum anderen durfte ich dabei die Fotoausstellung „Immer im besten Alter – Generationen miteinander“ eröffnen. Die Ausstellung mit Bilder der Hobbyfotografen des Schutzbundes der Senioren kenne ich sehr gut. Vor einigen Wochen haben wir die gleichen Bilder im Thüringer Sozialministerium vorgestellt. Die Bilder zeigen Situationen der Begegnung zwischen den Generationen. Schülerinnen 11. Klasse der IGS in Erfurt haben im letzten Jahr im Rahmen des Jahrs des aktiven Alterns ihre Seminararbeit zu dem Thema erstellt und während dieser Zeit entstanden auch die Bilder. Das Sommerfest stand unter dem Motto „Hurra wor haben Ferien“ und bot von einem Zauberer, über Tanzvorführungen, eine Trommelgruppe und die Feuerwehr aus Ilmenau „zum anfassen“. Ferien hat seit heute auch mein Sohn. Auf dem Weg nach Ilmenau hat er mich angerufen und von seinem Zeugnis berichtet. Ich halte einfach hier einmal fest: Ich bin stolz auf meinen Sohn und sein ersten Jahr am Gymnasium. Sein Zeugnis ist deutlich besser als meins am Ende der 5. Klasse. Nun sind aber wirlich sechs Wochen Ferien und deshalb auch hier der Wunsch an alle Ferienkinder nach sechs erholsamen und sonnigen Wochen. Bilder aus Ilmenau    

Fachtagung „Ergebnisse des Zensus 2011 für Thüringen“

Bei der heutigen Tagung diskutierten wir mit dem Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr Christian Carius und dem Präsidenten des Landesamtes für Statistik Günter Krombholz über den Zensus 2011, dessen Auswertungsergebnisse nun vorliegen. Neben den inhaltlichen Vorträgen kamen in einer Podiumsdiskussion der Bürgermeister von Remptendorf Thomas Franke und der Leiter der Abteilung für Strategische Landesentwicklung im TMBLV Andreas Minschke zu Wort. Moderiert von Kai Philipps diskutierten wir dabei die Möglichkeiten kommunalpolitischer Reaktionen auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen. Zielgruppe der Fachtagung  in der Rotunde im Regierungsviertel waren kommunale Verantwortungsträger, für die der Zensus bei Planungprozessen wichtig ist. Nachfolgend meine Anmerkungen zum Zensus 2011: Seit wann gibt es eigentlich den Zensus oder die Volkszählungen und wo begann das? Das war schon vor über 2500 Jahren in Rom und damals beklagten sich noch keine Piraten über die „Datensammelwut des Staates“. Weitaus bekannter wurde allerdings ein späterer Zensus. Er verbindet sich mit den Worten: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus aus ging, dass alle Welt geschätzt würde.“ Warum war für die Römer ein Zensus so interessant? Sicher nicht, damit in der Bibel die Weihnachtsgeschichte nach Lukas – wie eben zitiert – beginnen konnte. Die Römer wollten wissen, wie viele Steuern sie eintreiben können, um zum Beispiel ihre Legionen auszurüsten. Im Zensus fiel auch auf, wenn die erfassten Steuerzahler und die in Rom ankommenden Steuern nicht übereinstimmten. Dann konnte man nachforschen, wo Geld abgezweigt wurde. Heute haben wir dafür Steuer-ID, Finanzämter und Steuerfahndung; dazu brauchen wir den Zensus nicht mehr. Heute ist der Zensus nicht mehr wichtig für die Frage: Woher bekommen wir das Geld? – sondern für eine andere Frage – Wofür geben wir das Geld aus? Und das ist auch ein Generationenthema. Geben wir mehr Geld aus für die jüngere Generation, für Kindergärten und Schulen; oder mehr für die ältere Generation, für Seniorentreffs und Pflegeheime; oder mehr für die mittlere Generation, für Arbeitsplatzförderung und Weiterbildung? Oder können wir mit Steuergeldern dafür sorgen, dass das Zahlen-Verhältnis der Generationen wieder günstiger wird? Denn dort haben wir ein Problem. Kamen vor fünf Jahren auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter, also zwischen 20 und 65 Jahren, nur 36 Personen über 65 Jahre, so werden es im Jahr 2030 bereits 70 Personen sein. Etwas verkürzt und gerundet könnte man also sagen, standen erst 10 Erwerbsfähigen 3 Rentner gegenüber, so werden es im Jahr 2030 in Thüringen 7 Rentner sein. Im Jahr 2030 werden über ein Drittel der Thüringerinnen und Thüringer älter als 65 Jahre sein. Und bereits im Jahr 2020 wird in Thüringen im Vergleich zu 2005 die Anzahl der Erwerbspersonen um ein Fünftel zurückgegangen sein. Mit immer mehr Älteren und immer weniger Jüngeren wird auch die Einwohnerzahl Thüringens weiter sinken; die Älteren werden keine Kinder mehr in die Welt setzen. Nach den vorliegenden Bevölkerungsvorausberechnungen wird sich im Jahr 2050 die Einwohnerzahl Thüringens im Vergleich zu 1950 annähernd halbiert haben; von knapp drei Millionen auf nur noch rund anderthalb Millionen. Und damit sind wir wieder beim Thema Geld. Sinkende Bevölkerungszahlen führen zu niedrigeren Steuereinnahmen und Finanzzuweisungen auf Bundesebene. In Abhängigkeit vom gesamtdeutschen Steueraufkommen verliert Thüringen mit jedem Einwohner rd. 2.500 Euro. Der skizzierte Einwohnerrückgang in Thüringen führt damit pro Jahr zu Mindereinnahmen von 50 Mio. Euro. Die neuen Länder sind ab 2014 nicht mehr Ziel-1-Gebiet der EU-Förderung. Der Solidarpakt II wird 2019 auslaufen. Im letzten Jahr hat Thüringen daraus noch 1,3 Mrd. Euro erhalten. Bei einem Gesamtlandeshaushalt von knapp 9 Mrd. Euro sind dies rund 14% der Einnahmen gewesen. Um die gesetzlich eingeführte Schuldenbremse ab dem Jahr 2020 einzuhalten, muss das Haushaltsvolumen bereits jetzt reduziert werden. Summa summarum wird sich nach den gegenwärtigen Prognosen das Einnahmeniveau bis zum Jahr 2020 um rund 20 Prozent verringern. Aber stimmen denn die demografischen Prognosen wirklich? Schon bei normalen Berechnungen, ohne einen Blick in die Zukunft, kann man ja kräftig daneben liegen. So leben, wie wir jetzt wissen, nach dem Zensus 2011 ja plötzlich nur noch 1,5% Ausländer, statt 2,2% in Thüringen; und eine Stadt wie Mühlhausen verliert von einem Tag auf den anderen 7% seiner Einwohner. Es gibt einen Minister in Thüringen – und damit meine ich nicht den der heute bei der Tagung anwesend ist – der hält von solchen Bevölkerungsprognosen, wie ich sie zitiert habe, anscheinend recht wenig. Auf die Frage einer Zeitung, wie darauf zu reagieren sei, dass im Jahr 2020 zehn Prozent weniger Einwohner in Thüringen leben werden, verwies er auf die Prognosen für Erfurt und Jena von vor zehn Jahren, die sich ja als falsch erwiesen hätten. Und in den zweiten Teil des Demographie-Berichts der Landesregierung hat dieser Minister schreiben lassen, dass nicht die Demographie die eigentliche Schicksalsfrage für den Freistaat sei, sondern die Personal- und Entlohnungspolitik. Unstrittig ist, dass selbstverständlich die Wirtschaft die Demographie entscheidend beeinflusst. Sicher zieht man keine Investoren an, wenn man den Standort Thüringen schlecht redet und den Eindruck erweckt, hier ginge alles nur noch bergab und bald macht der Letzte das Licht aus. Etwas Zurückhaltung in der Verbreitung demografischer Hiobsbotschaften ist sicher ratsam. Aber Personal- und Entlohnungspolitik allein werden sicher auch nicht das Schicksal Thüringens bestimmen. Wir werden in Thüringen nur höhere Löhne zahlen können und für zuziehende Arbeitskräfte attraktiv sein, wenn die Thüringer Wirtschaft für Innovationen und neue Ideen steht, die ihr in Deutschland und Europa Vorteile im Wettbewerb gegenüber anderen Regionen verschaffen. Die Attraktivität muss so hoch sein, dass sie wirklich Arbeitskräfte von außerhalb Thüringens anzieht und hier festhält. Wenn sich die Städte Jena und Erfurt entgegen früherer Prognosen positiver entwickeln, dann können wir nicht damit zufrieden sein, wenn dies nur auf Kosten des Thüringer Umlandes geschieht; wenn die größeren Städte die struktur­schwächeren Gebiete kanibalisieren. Hier gibt es ein weiteres Problem. Es verbindet sich mit dem sogenannten Matthäus-Effekt. Der hat nichts mit Lothar Matthäus zu tun. Jetzt kommt noch ein zweites Bibel-Zitat, aber in Thüringen mit zwei Theologen an der Spitze der Regierung sollte das erlaubt sein. Beim Evangelisten Matthäus heißt es: „Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.“ Der Volksmund drückt es etwas drastischer aus, da kennen Sie sicher das Sprichwort mit dem Teufel und dem größten Haufen. Vornehmer kann man das auch einen Kumulationseffekt nennen. Ein solcher Effekt der Kumulation setzt erst ein, wenn bereits eine kritische Masse vorhanden ist. Wir brauchen in Thüringen Gravitationszentren, die anziehend wirken über die Grenzen Thüringens hinaus. Tun wir dafür wirklich genug? Die Ergebnisse des Zensus zeigen beim Thema Migration in die andere Richtung. Migranten ziehen gern dorthin, wo bereits andere Migranten sind. In Thüringen sind es offenkundig zu wenig. Von den über 2 Millionen Einwohnern Thüringens haben nur 71.070 Personen einen Migrationshintergrund, das entspricht 3,3 %. In Deutschland sind es im Durchschnitt 19 %. In Thüringen leben 33.230 Ausländerinnen und Ausländer, das entspricht 1,5 %. In Deutschland sind es im Durchschnitt 7,7%. Das Wort Migrations – Hintergrund ist zur Hälfte ein Fremdwort und hat damit für sich allein bereits einen Migrations – hintergrund von 50%. Aber hier wird ein Statistiker wie Herr Krombholz sicher widersprechen. Denn das Wort Migration ist ja bereits vor 1950 nach Deutschland eingewandert; vom Zensus würde es also nach der dort verwandten Definition nicht mehr erfasst. Ohne den Beitrag von Migranten, ob nun in der Sprache oder bei den Fachkräften in der Wirtschaft, werden wir aber in Thüringen unsere Probleme in Zukunft kaum lösen können. Haben wir eine Willkommenskultur, die Fachkräfte von außerhalb einlädt nach Thüringen zu kommen? Angesichts der demografischen Entwicklung muss sich eine solche Frage das ganze Land Thüringen stellen, aber auch jede Kommune für sich. Nun bin ich ausgehend vom Zensus, zu den Fragen gekommen: Wofür geben wir das Geld der Steuerzahler aus? – und – Wie bleibt Thüringen attraktiv? Zensus, Bevölkerungsstatistik, Demografie sind überhaupt keine trockenen, theoretischen Themen, sondern hängen direkt mit dem Leben in Thüringen zusammen. Zensus 2011 Thüringen  

Fachtagung „Ergebnisse des Zensus 2011 für Thüringen“

Generationenbeauftragter Michael Panse: „Thüringen für künftige Generationen lebenswert machen“ Der Beauftragte für das Zusammenleben der Generationen und Ansprechpartner für Antidiskriminierung, Michael Panse, richtet in Erfurt eine Fachtagung unter dem Thema „Ergebnisse des Zensus 2011 für Thüringen“ aus. Die Fachtagung richtet sich vorrangig an Kommunalpolitiker, um über die künftige Entwicklung Thüringer Kommunen zu diskutieren. Termin: Freitag, 28. Juni 2013 Uhrzeit: 10:00 Uhr Ort: Erfurt, Rotunde, Werner-Seelenbinder-Str. 6 Michael Panse sagte vorab: „Auf der Grundlage der Ergebnisse des Zensus 2011 wollen wir darüber ins Gespräch kommen, wie die Entwicklung der Regionen Thüringens auf kommunaler Ebene beeinflusst werden kann, damit Thüringen auch für künftige Generationen in allen seinen Teilen lebenswert ist.“ Auf der Fachtagung wird Günter Krombholz, Präsident des Thüringer Landesamtes für Statistik, unter dem Titel „Zensus 2011 – Neue Erkenntnisse oder Bestätigung des Bisherigen?“ Zusammenhänge zu den aktuellen Zahlen der Bevölkerungs-, Gebäude- und Wohnungsstatistik referieren. Der Thüringer Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Christian Carius, wird über das Thema „Wandel gestalten – Thüringen 2020“ sprechen. Hintergrund: Der Zensus 2011 bietet aktuelle und differenzierte Informationen aus verschiedenen Themenbereichen. Der besondere Nutzen des Zensus ergibt sich daraus, dass diese Daten miteinander verknüpft sind und Informationen in regionaler Tiefe geliefert werden können. Die Ergebnisse des Zensus, die dadurch möglichen kleinräumig gegliederten Auswertungen unterstützen auf kommunaler Ebene die Akteure bei ihren Planungen und Entscheidungen, um Politik und Verwaltung im Interesse der Bürger passgerechter zu gestalten. Mehr Informationen zur Tagung finden Sie im Internet unter: Fachtagung  

12 Thüringer Projekte im Bundes-Förderprogramm „Anlaufstellen für ältere Menschen

“ Generationenbeauftragter Michael Panse: „Gute Thüringer Vorbereitungsarbeit“ Der Beauftragte für das Zusammenleben der Generationen und Ansprechpartner für Antidiskriminierung, Michael Panse, hat das erfolgreiche Abschneiden von 12 Thüringer Projekten im Interessenbekundungsverfahren zum Förderprogramm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ begrüßt. Der Generationenbeauftragte hatte im letzten Jahr zur Teilnahme aufgerufen und Thüringer Antragssteller beraten. Michael Panse sagte: „Angesichts des demografischen Wandels, der starken Zunahme des älteren Anteils der Bevölkerung, ist eine breite Palette auch von niedrigschwelligen Angeboten der sozialen Infrastruktur erforderlich. Zu bestehenden Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern sind die ‚Anlaufstellen für ältere Menschen‘ eine sehr gute Ergänzung. Ich sehe die aktuelle Auswahlentscheidung des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als Würdigung für die gute Vorbereitungsarbeit in Thüringen.“  Erfolgreich im Interessenbekundungsverfahren waren bei den baulichen Umsetzungsprojekten: – die Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt, – die AWO AJS gGmbH in Erfurt, – der Kreisverband Saale/Orla des DRK mit einem Projekt in Schleiz, – das Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt, bei den nicht baulichen Umsetzungsprojekten: – das Mehrgenerationenhaus der LIFT gGmbH Nordhausen, – das Seniorenbüro Wartburgkreis des Sozialwerk des Demokratischen Frauenbundes, – das Kompetenz- und Beratungszentrum (KBZ) beim Schutzbundes der Senioren und Vorruheständler Thüringen e.V. in Erfurt, – die Stadt Altenburg, – das Mehrgenerationenhaus in Rudolstadt, bei den Konzeptentwicklungen: – das Landratsamt Unstrut-Hainich-Kreis, – die Stadt Roßleben und – die Stadt Weimar. Hintergrund: Älteren Menschen soll mit den „Anlaufstellen für ältere Menschen“ im vertrauten Wohnumfeld Hilfe und Unterstützung geboten werden, um selbst-ständig und selbstbestimmt leben zu können. Es wird dabei an vorhandene Strukturen und Angebote bestehender Einrichtungen, wie Nachbarschafts-zentren, Pflegestützpunkte und Mehrgenerationenhäuser, angeknüpft. Für Umsetzungsprojekte können Träger oder Kommunen 2013 oder 2014 Mittel in Höhe von bis zu 20.000 Euro aus dem Bundesaltenplan oder bis zu 30.000 Euro aus dem Bautitel erhalten. Für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Konzepten können Landkreise sowie kreisfreie und kreisangehörige Städte und Gemeinden in 2013/2014 einmalig bis zu 10.000 Euro pro Konzept erhalten. Im darauf folgenden Jahr können sie sich mit ihrem erarbeiteten Konzept ebenfalls für die Förderung eines Umsetzungsprojektes bewerben. Weitere Informationen im Internet unter: http://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/anlaufstellen-aeltere-menschen.html

Diverstiy-Ansatz beim Treffen der Mehrgenerationenhäuser diskutiert

Gestern fand der bundesweite Aktionstag statt, der vom Verein „Charta der Vielfalt e.V.“ initiiert wurde. Der 1. Deutsche Diversity-Tag hat das Ziel, dem Thema Vielfalt einen kräftigen Schub zu geben, denn Vielfalt wird zunehmend zum wichtigen Standortfaktor. Frauen, ältere Menschen und Migranten sollen ihre Potenziale stärker einbringen können. Der Verein „Charta der Vielfalt e.V.“ setzt sich seit mehreren Jahren dafür ein, Diversity der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft nahe zu bringen. Inzwischen haben über 1.300 Unternehmen und Institutionen die „Charta der Vielfalt“ unterschrieben und erfreulicherweise werden es immer mehr. In meiner Funktion als Generationenbeauftragter und als zentraler Ansprechpartner des Freistaats Thüringen für Antidiskriminierung, besuchte ich gestern das Moderationskreistreffen der 25 Thüringer Mehrgenerationenhäuser. Regelmäßig treffen sich die Vertreter der MGHS und ich begleite sie da seit mehr als zwei Jahren. Einer der Schwerpunkte war getsern naheliegend das Thema Diversity. In ihrer Funktion als lebendige Treffpunkte für alle Generationen gehört es auch zu den wesentlichen Aufgaben der Mehrgenerationenhäuser, sich der Integration und der Bildung von Menschen mit Migrationshintergrund zu widmen. Hierzu konnten, vor dem Hintergrund der lokal sehr unterschiedlichen Bedingungen in den Thüringer Kommunen, die bisherigen Erfahrungen ausgetauscht und zukünftige Vorhaben besprochen werden. Mit dem Ansatz der Diversity, zu Deutsch Vielfalt, wird zum Ausdruck gebracht, dass Vielfalt keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung darstellt. Damit zielt der Ansatz auf soziale Inklusion und wendet sich gegen jegliche Diskriminierung. Es wird herausgestellt, dass sowohl Unternehmen als auch die gesamte Gesellschaft Unterschiede produktiv nutzen können, wenn stereotype Denk- und Verhaltensmuster überwunden werden. Am Beispiel der Mehrgenerationenhäuser aus der AWO in Jena und der Diakonie in Waltershausen diskutierten wir den Bereich Integration und Bildung als eine der Aufgabensäulen der MGHs. In Thüringen leben nach den aktuellen Zählungen zwar nur 1,5 Prozent Ausländer, aber die Integration insbesondere von Kindern gestaltet sich dennoch schwierig. In den Schulen fehlen Dolmetscher für die Kinder, die der Schulpflicht unerliegen und somit wird zwar die Schulpflicht durchgesetzt, aber die Kinder bleiben zurück. Die beiden MGHs arbeiten im nachschulischen Bereich mit den Kindern und falls möglich auch mit den Eltern, aber sie können die Defizite nicht ausgleichen. Ich werde dieses Thema mit in die politische und öffentliche Dikussion nehmen!