Als Pilotgruppe in Israel

Masada
Ungewohnt war für mich die Erfahrung im Heiligen Land, nahezu ohne andere Touristengruppen unterwegs zu sein. Zu Ostern vor zwei Jahren, als ich das vorletzte Mal mit meinen beiden Söhnen in Israel war, waren die Straßen in Jerusalem natürlich auch bedingt durch die Ostertage brechend voll. Nach der Politikerdelegationsreise mit Elnet, an der ich im November 2019 teilnehmen durfte, gab es mehrere Anläufe für die Planung der nächsten Israel-Reise. Aber weder privat noch dienstlich hat es coronabedingt geklappt. Zwei Mal musste auch unsere Israel-Reise der LZT im letzten Jahr verschoben werden, bevor sie nun endlich Ende Oktober 2021 stattfinden konnte. Als erste deutsche Pilot-Gruppe durfte die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen nach über 18 Monaten mit 27 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Israel einreisen. Alle mussten zuvor vollständig geimpft sein und mehrere PCR- und serologische Tests waren in Israel vorgeschrieben. Organisiert haben wir die Tour mit Scuba-Reisen in Deutschland und unserem bewährten Partner SarEl-Tours Jerusalem. Daniela Epstein war, wie bei vielen Reisen zuvor, unsere sachkundige Reiseleiterin in Israel. In der Reisegruppe waren rund zwei Drittel der Mitreisenden noch ohne Israel-Reiseerfahrung, aber auch einige, die das Land schon kannten. Zwei waren sogar mit mir vor 29 Jahren, bei meiner ersten Israel-Reise, dabei. Im November 1992 waren wir mit einer Gruppe der Jungen Union Thüringen in Israel. Seitdem musste ich immer wieder kommen. Das Land hat sich in den 29 Jahren extrem verändert, aber die Faszination ist geblieben. Das 10tägige Reiseprogramm war dicht gefüllt mit spannenden Gesprächspartnern und Besichtigungen. Einige Programmpunkte gehören zu jeder Israel-Reise, egal wie oft man dort war. Die Führung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gehört in jedem Fall dazu. „Das Gedenken an die Vergangenheit, die Gestaltung der Zukunft“ diese Worte an der Anstecknadel von Yad Vashem beschreiben, um was es den Besuchern geht. Wir haben im Anschluss an unseren Besuch Blumen im Tal der Gemeinden niedergelegt, um dies zu bekräftigen.
Wishing Bridge Tel Aviv
Neu war der Besuch des Peres-Center for Pease & Innovation. Im Vermächtnis des ehemaligen  Ministerpräsidenten ist ein modernes großes Zentrum entstanden, welches einen staunend die Ergebnisse der Innovations-Nation Israel betrachten lässt. Im Büro von Peres (u.a. mit der Nobel-Preis-Medaille) erklärte uns einer seiner ehemaligen Mitarbeiter, wie sehr sich Shimon Peres zu Lebzeiten dafür engagiert hat. Gute Gesprächsrunden gab es unter anderem mit dem stellvertretenden deutschen Botschafter Dr. Jörg Walendy und dem Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer Grisha Alroi Arloser in Tel Aviv. Die AHK ist in einem Bürohochhaus mit bester Aussicht auf Jaffa und den wunderschönen Strand von Tel Aviv untergebracht. Beides musste aber noch bis zu unserem einzigen „freien Tag“ warten, denn uns kam es auf die Inhalte an. Auch in der AHK war die letzte deutsche Besuchergruppe (der Wirtschaftsminister von Meck-Pom) schon achtzehn Monate her. Dort, wie überall sonst, wurden wir freudig begrüßt. Erstmals im Programm war der Besuch im Rathaus in Haifa, der Partnerstadt von Erfurt. Der Stadtratskollege und Ausschussvorsitzende für Einwanderungsfragen Gary Koran begrüßte uns zu einer Gesprächsrunde. In unserer Partnerstadt geht es kommunalpolitisch derzeit rund. Der Stadtrat hat alle Stellvertreter der Oberbürgermeisterin entlassen und bei unserem Besuch stand gerade der Streit um den Haushaltsentwurf auf der Agenda. Beeindruckt hat mich der tolle Stadtratssaal. Den Tag in Haifa nutzten wir auch zu einer kurzen Besichtigung der Bahai-Gärten und danach ging es weiter zur Kreuzritterfestung in Akko. In den ersten drei Tagen unserer Tour waren wir im Hotel Nof Ginnosar bzw. Ginnosar Village am See Genezareth und konnten von dort aus auch die biblischen Stätten am See besichtigen. Dr. Georg Röwekamp trafen wir im Pilgerhaus in Tabgha und er sprach mit uns über die Situation der Christen im Heiligen Land.
Dream big am Peres-Center
Der zweite Teil unserer Reise fand in Jerusalem statt, wo wir wieder das Hotel Olive Tree gewählt hatten – nah bei der Altstadt am Damaskus Tor. Dort fanden viele unserer Gespräche statt. Sandra Simowitz vom Auswärtigen Amt war ebenso bei uns zu einer Diskussionsrunde,  wie Steven Höfner, Leiter der KAS Ramallah. Letzterer erläuterte in einer Gesprächsrunde die schwierige Situation in den Gebieten – leider ohne irgendeine Lösungsperspektive für die festgefahrene Situation. Bei unserer nächsten Reise werden wir auch wieder in Ramallah sein, dieses Mal mussten wir coronabedingt auf die Tagestour dorthin verzichten. Der israelische Fernseh-Journalist David Witztum beleuchtete die innenpolitische Situation insbesondere vor dem Hintergrund der neu gewählten Regierung. Seine Aussage, dass der Haushalt zum Knackpunkt werden würde, ob die Koalition hält, hat sich bestätigt. Der Haushalt wurde von der Knesseth, die wir dieses Mal nur von außen besichtigen konnten, bestätigt und die Regierung hält – vorerst. Die Autorin Lea Fleischmann und ihr Sohn Arie Rosen berichteten über die jüdische Kultur und ihre diesbezüglichen Projekte mit deutschen Schulen. Der deutsch-israelische Schriftsteller Chaim Noll empfing uns in seinem Haus im Negev. Ihn kenne ich von mehreren Begegnungen in Deutschland und Israel und bin immer wieder von seiner Biographie beeindruckt. Im Gepäck hatte ich nach der Reise natürlich auch sein neuestes Buch „Die Wüste“ (2 Kilo schwer). Unser intensives politisches Bildungsprogramm der Reise rundete am letzten Abend mein Freund Arye Shalicar ab. Wir kennen uns inzwischen viele Jahre und treffen uns immer wieder in Deutschland und Israel. Als persischer Jude hat er seine Kindheit in Berlin verbracht und war kurz vor einer „Gang-Karriere“ bevor er mit Anfang 20 nach Israel ging. In Israel wurde er Pressesprecher der israelischen Armee und arbeitet als Sicherheitsexperte und Abteilungsleiter im Büro des Ministerpräsidenten.
Jerusalem
Neben dem Besuch der biblischen Stätten am See Genezareth, in Jerusalem und der Geburtskirche in Bethlehem hatten wir auch einen Tag bei den Beduinen in Rahat. Der Besuch der Kommunalverwaltung und einer Schule sowie mehrerer Vor-Ort-Projekte (inklusive eines tollen Essens) gaben uns einen guten Einblick in das Leben der Beduinen. Vieles dreht sich in Israel um die Sicherheit. Im Netiw Hasara unmittelbar am Gazastreifen, auf dem Berg Bental im Golan und in Sderot stand die Sicherheitslage im Mittelpunkt der Diskussionen. Wie bei vielen der voran gegangenen Israel-Reisen gab es für die Reiseteilnehmer beeindruckende Erlebnisse und Antworten auf viele Fragen. Aber wie immer, gab es auch viele neue Fragen, auf die die Antworten im dem weltpolitisch spannenden Land Israel noch fehlen. Grund genug immer wieder zu kommen – auch für die Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Neben den vielen Gesprächen und Besuchsterminen blieb auch Zeit, die Schönheit des Landes zu genießen. Natürlich waren wir in Masada, auf der beeindruckenden Felsenfestung des Herodes. Natürlich waren wir in Kalia am Toten Meer zum baden und in der weltweit tiefstgelegenen Bar. Und natürlich waren wir auch im See Genezareth und am Banana Beach in Tel Aviv im Mittelmeer baden. Sonnenuntergänge am See Genezareth und in Tel Aviv luden zum träumen ein. Die Altstadt von Jerusalem vom Dach des österreichischen Hospizes, Granatapfelsaft an jeder Ecke in Akko, beeindruckende Blicke auf die Klagemauer mit tanzenden und singenden jungen Menschen, der Blick vom Ölberg, Gan haSchloscha, die Kulisse des  Tempelberges, Jaffa und die Wishing-Bridge, der Strand von Tel Aviv, die Menschen die in Israel leben oder dorthin kommen – es gibt dutzende Gründe, warum ich dieses Land liebe und immer wieder kommen werde. Ich bin froh darüber, dass ich in den letzten 29 Jahren so viele Reisegruppen in Israel begleiten durfte und hoffe viele Menschen mit meiner Begeisterung für Israel angesteckt zu haben. 17 Mal war ich in Israel und ich bin noch nicht fertig 😉 Reisebilder auf meiner flickr-Seite Video der Reise von Jochen Fasco  

Engagiert und motiviert bei der Erarbeitung des Wahl-O-Mat

Motiviert bei der Arbeit
Erfreulicherweise engagieren sich jungen Menschen in unserer Gesellschaft und dies nicht nur bei Demonstrationen, sondern auch aktiv für die Demokratie. An diesem Wochenende haben wir, die Landeszentrale für politische Bildung, gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung rund 20 junge politikinteressierte Menschen in das Erfurter Augustinerkloster eingeladen. Mit ihnen und Fachexperten wurden die Themenkomplexe für den Wahl-O-Mat zur Landtagswahl am 27. Oktober 2019 erarbeitet. Die rund 80 entstandenen Thesen werden in den nächsten Wochen den Parteien zugeschickt, sobald feststeht welche Parteien zur Wahl zugelassen sind bzw. antreten. Diese geben ihre Statements zu den Thesen ab und daraus wird dann bis Mitte September der Wahl-O-Mat entwickelt. Dieser soll vier Wochen vor der Wahl im Landtag präsentiert werden und online gehen. Ich war am Wochenende sehr beeindruckt, wie motiviert die jungen Redakteurinnen und Redakteure der u-26-Redaktion ans Werk gegangen sind und wie sie zielsicher die Themen herausgefiltert haben, die in Thüringen relevant sind. Verraten wird jetzt noch nichts, aber es werden ausreichend Themen sein, wo sich die Parteien deutlich unterscheiden. Wer es nicht erwarten kann den Thüringer Wahl-O-Mat zu spielen, kann schon einmal mit Brandenburg und Sachsen beginnen. Der brandenburgische Wahl-O-Mat wurde am Freitag frei geschaltet und der sächsische wird ab Montag verfügbar sein. Mein Ergebnis für den sächsischen Wahl-O-Mat liegt bei 82,6 Prozent Übereinstimmung mit der CDU und 22,1 mit den Linken – also alles richtig 😉 In Brandenburg lag mein Wert bei 76,7 Prozent CDU (an der Spitze) und 34,9 Prozent Linke (am Ende der Liste). Jetzt warte ich gespannt auf das Thüringer Ergebnis. Bilder vom Workshop

Gespräch im Kubus mit Bundespräsident a.D. Joachim Gauck

Bundespräsident a.D. Joachim Gauck
Auf Einladung der Stiftung Ettersberg, des ZDF Landesstudios Thüringen und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen war Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zu Gast in der Gedenkstätte Andreasstraße. Er diskutierte zum Thema „Ich und Wir – Gesellschaften im Wandel“ mit den Bürgerinnen. Der erste Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde und bisher einzige ostdeutsche Bundespräsident sprach im 30 Jahr nach der Wende über den Wert der Demokratie und ermutige zu gesellschaftspolitischem Engagement. Er sprach über die Freiheiten und die Verantwortung des Einzelnenn in der Gesellschaft. Von der aktuell diskutierten Ost-Quote hält er gar nichts und auch zu den von der AfD organisierten Bürgerprotesten fand er klare Worte. Der dort postulierte Slogan „Wir sind das Volk“ ist vor dem Hintergrund der friedlichen Revolution anmaßend. Er erinnerte daran, dass die übergroße Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sehr wohl die Demokratie und unsere Staatsform wertschätzt. Wer unsere demokratische Grundordnung in Frage stellt, kann somit nicht beanspruchen für „das Volk“ zu sprechen. Allerdings müsse und werde eine Demokratie auch so etwas aushalten, da die Meinungsfreiheit für alle gälte. Joachim Gauck reflektierte auch die Wendezeit, in der er als Sprecher des Neuen Forums in Rostock und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer seine politische Laufbahn begann. Auch nach der offiziellen Gesprächsrunde mit dem Leiter des ZDF-Landestudios Andreas Postel nahm er sich noch Zeit für Bürgerfragen und konkrete Anliegen. Joachim Gauck war schon als Bundespräsident ein Mann der klaren Worte. Erst Recht nach seiner Amtszeit spricht er direkt aus, was er meint und dies fand breite Zustimmung unter den mit über 150 restlos gefüllten Kubus in der Gedenkstätte Andreasstraße. Bilder des Abends Videobeitrag des ZDF  

Der Tag an dem die Mauer fiel – und die Tage danach…

Seminar der LzPB im Ursulinenkloster
Seminar der LzPB im Ursulinenkloster
Bei einem dreitägigen Seminar der Landeszentrale für politische Bildung war ich heute Gesprächspartner zum Thema, welche Perspektiven sich für die politische Zukunft aus den Erfahrungen der letzten 20 Jahre ergeben. Lehrer aus Ost- und Westdeutschland trafen sich im Bildungshaus St. Ursula in Erfurt um mit Zeitzeugen über den Fall der Mauer und die Folgen der deutschen Teilung zu diskutieren. Für mich war dies auch eine Gelegenheit, um die Zeit um den 9. November 1989 persönlich zu reflektieren.   Nahezu jeder Ostdeutsche kann sich daran erinnern, was er in dieser Nacht gemacht hat. Auch an die beiden Folgetage kann ich mich bis heute sehr gut erinnern. Am Freitag, dem 10. November 1989, dem Tag an dem in der Bernauer Straße in Berlin schon mit dem Abriß der Mauer begonnen wurde, diskutierten wir unter den Arbeitskollegen bei „Autolicht Flügel“ in der Weimarischen Straße was die nächsten Tage bringen werden. Unser Chef Eberhardt Flügel äußerte Verständnis, wenn am Montag einer der Kollegen „fehlen würde, aber bitte nicht alle“. Meine damalige Frau Sabine kümmerte sich zu der Zeit schon beim nächstgelegenen Polizeirevier um die begehrten Visa-Stempel im Personalausweis. Sie hatte Glück, da sie im siebten Monat schwanger war, musste sie nicht stundenlang darauf warten. Am Nachmittag bestiegen wir unsere Trabi 601, um zu Freunden nach Wilkau-Haßlau zu fahren. Für den lange geplanten Trip nahm ich aber sicherheitshalber zwei Reservekanister mit Benzin mit… Den ganzen Abend haben wir dann bei der Wochenendplanung rumgestammelt – vorgesehen war eigentlich eine Tour ins Erzgebirge. Nach dem zweiten oder dritten Gin-Tonic (oder war es Grüne Wiese?) reifte der Entschluß, doch lieber in den Westen zu fahren und am ersten Reisewochenende dabei zu sein. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag reihten wir uns brav auf der Autobahn ein in die Schlange gen Westen.   Offensichtlich trafen wir diese Entscheidung gemeinsam mit der halben Republik. Am Abend des 11. November erklärte jedenfalls das Innenministerium der DDR, dass bereits „über 4,298 Millionen Visa für Privatreisen in die BRD und andere Länder“ ausgestellt wurden. Genau so voll waren auch die Straßen in Bamberg, wo wir zuerst landeten. Dank der Kanister im Kofferraum „flüchteten“ wir aber gleich weiter bis Nürnberg, um dann auf der Rückreise in dem legendären 40 km Stau zu stehen. Dieses Wochenende werde ich meinen Söhnen immer anschaulich beschrieben können und mit meinem Freund, der heute in Rostock lebt, wird diese Geschichte bei jedem Treffen neu erzählt.   Den Lehrern beim heutigen Seminar lag aber auch am Herzen, dass sie ihren Schülern mehr über das DDR-System und die Wende erzählen können. Das gestrige Zitat von Prof. Tiefensee „Dankbarkeit statt Nostalgie“ bei der Martinsfeier wurde von ihnen mit Zustimmung aufgenommen. Auch wenn noch nicht alles erreicht ist, was wir im Wendeherbst erträumt haben, auch wenn nicht alles Wirklichkeit wird – wir haben ein gutes und großes Stück des Weges gemeinsam zurückgelegt!