Überbetriebliche Ausbildung im Mehrgenerationenhaus Jena

MGH Jena (3)
Mit meiner Mitarbeiterin Doreen Ludwig, dem Geschäftsführer David Hirsch und der MGH-Leiterin Romy Seidel in Jena
In der Saale-Stadt Jena verfolgt der Träger des dortigen Mehrgenerationenhauses, die Überbetriebliche Ausbildungsgesellschaft Jena, ein Konzept der Ausbildung junger Menschen und den gleichzeitigen Betrieb des Mehrgenerationenhauses. Das ansich spannende Konzept, wird in Thüringen in dieser Form nur ansatzweise an einem weiteren Standort, nämlich in Weimar verfolgt. Allerdings muss sich die ÜAG im Gegensatz zum Förderkreis Jul in Weimar mit einen Standortvorteil, der sich als Nachteil erweist herum schlagen. Das MGH in Jena liegt in einer großen, aufwändig renovierten Villa in Jena-West, einem durchaus gut sortiertem Stadtteil ohne nenneswerte sozialen Verwerfungen im Nahraum und dadurch auch ohne Laufkundschaft die das Haus als Sozialzentrum aufnehmen. In Weimar ist hingegen der Charakter der angebotenen Angebote auf die soziale Situation im Wohngebiet Schöndorf, einem klassischen Plattenbaugebiet, ausgerichtet. MGH Jena (4)Die Leiterin des Mehrgenerationenhauses Jena Romy Seidel und der Geschäftsführer der ÜAE Jena David Hirsch erläuterten mir die Vernetzung der beiden Themenschwerpunkte des Hauses. Auch bei den Maßnahmen der überbetrieblichen Ausbildung stehen Umbrüche bevor. Der Rückgang an Jugendlichen macht der kommunalen Gesellschaft zu schaffen. Das MGH beherbergt auch das Gästehaus des Trägers, in dem Übernachtungen möglich sind, und welches als Praxislernort für die Auszubildenden dient. Bemerkenswert finde ich das Engagement des MGHs für die Kinderakademie. Mit Unterstützung der Sparkasse finden in verschiedenen Jenaer Stadtteilen Wochenendworshops statt. Diese dezentral organisierten Angebote werden gut angenommen. In diesem Bereich will der Träger sein Engagement verstärken und für mehr Vernetzung bestehender Angebote sorgen. Ob und wie es mit dem MGH Jena weiter geht ist neben der Entscheidung des Trägers sich um das Folgeprojekt zu bewerben, auch eine Frage an die Stadt. Jena wird sich in den nächsten Wochen positionieren, wo das MGH künftig sein und wer es betreiben soll. Für die ÜAG geht der Förderzeitraum in jedem Fall noch mindestens bis zum Dezember 2012.

Mutter der Mehrgenerationenhäuser

MGH Gotha (5)
Gespräch mit Anke Merbach
Bundesweit ist zweifellos in Salzgitter die Mutter aller Mehrgenerationenhäuser zu finden. Seit fast 30 Jahren gibt es das dortige Haus und es wurde zum Vorbild vieler Häuser. In Thüringen wurde im Oktober 2006 das erste Mehrgenerationenhaus in Gotha eröffnet. Es war das erste Haus in den neuen Bundesländern und in Gotha präsentierte Ursula von der Leyen das Konzept der MGHs. Auch in Gotha geht es nun um den weiteren Bestand des Mehrgenerationenhauses und deshalb war ich heute vor Ort. Informationen über die derzeitige Arbeit vermittelte mir die Geschäftsführerin des MGH Anke Merbach. Das Mehrgenerationenhaus in Gotha hat eine Vorgeschichte. 1998 gründete sich der Verein Früchtchen e.V. als Initiative junger Familien. Seit 2003 gibt es den Mehrgenerationentreff als dreijähriges Projekt mit Unterstützung der Aktion Mensch. MGH GothaIm MGH steht das Begegnungscafe im Mittelpunkt. Zahllose Kurse insbesondere für junge Eltern sind im Angebot und das Projekt „Spätlese“ wendet sich an die ältere Generation. Mit der angestrebten Fortführung des MGHs ab Januar 2012 steht ein weiterer Entwicklungsschritt an. Auf Wunsch der Stadt Gotha soll die Arbeit im Frauenzentrum der Stadt fortgeführt werden. Bereits jetzt unterstützt die Stadt die Arbeit mit 8.000 Euro jährlich. Hinzu kommen 2.000 Euro vom Landkreis und beträchtliche selbst erwirtschaftete Mittel. Die kommunale Unterstützung steht und das Konzept ist überzeugend. Ich wünsche dem Haus und dem Träger eine gute Zukunft!

Weite Anreise zum MGH Bad Colberg-Heldburg

MGH Collberg-Heldburg (12)
Der alte Bahnhof beherbergt das Mehrgenerationenhaus
Mehr als 100 km ist das Mehrgenerationenhaus in Bad Colberg-Heldburg. Trotz Autobahnanbindung bis Hildburghausen dauerte die heutige Anreise dorthin mehr als eineinhalb Stunden. Auf der Besuchsliste zu den Thüringer Mehrgenerationenhäuser ist dies nun schon die Nummer 22 von insgesamtl 30 Häusern und wieder gab es eine Besonderheit zu diskutieren. Das MGH in Bad Colberg-Heldburg ist eines der wenigen Häuser deutschlandweit, welches sich in kommunaler Trägerschaft befindet. Das Haus ist in einem ehemalige Bahnhofsgebäude untergebracht, welches aufwendig saniert wurde.
MGH Collberg-Heldburg
Gespräch zur weiteren Förderung
Durch die Trägerschaft der Kommune scheint sowohl die kommunae Ko-Finanzierung, als auch die breite Akzeptanz vor Ort gegeben. Da es im Landkreis im Gegensatz zu sieben anderen Landkreisen und der kreisfreien Stadt Weimar bei der zukünftigen Fördermöglichkeit ab 1.1.2012 auch keine „Konkurrenz“ durch ein weiteres Haus gibt, ist eine weitere Förderung seitens des Bundes bei einem guten Antragskonzept sehr wahrscheinlich.

1.500 qm MGH und eine lange Tradition

MGH Mühlhausen (4)
Im Jugendtechnikzentrum des MGH Mühlhausen
Anknüpfend an meinen Besuch im Mehrgenerationenhaus in Pößneck in der vergangenen Woche muss ich heute meinen Blogeintrag nach diesem Besuch korrigieren. Glaubte ich letzte Woche noch in Pößneck gäbe es das größte MGH mit 900 qm Nutzfläche, konnte ich heute in Mühlhausen feststellen, es gibt ein noch größeres Haus. Im dortigen Kinder- und Jugendheim (bereits 1914 gegründet) nachfolgend als Pionierhaus und späterem Jugendzentrum „Geschwister Scholl“ der Stadt gibt es ein Mehrgenerationenhaus mit 1.500 qm Nutzfläche. Auf dieser großen Fläche ist in Trägerschaft der Stadt Mühlhausen eine beachtliche Angebotsvielfalt entstanden. Der Sozialbeigeordnete der Stadt Mühlhausen Dr. Johannes Bruns und der Leiter des Hauses Markus Edom erläuterten die Vielfalt der Angebote.
MGH Mühlhausen (1)
Das Mehrgenerationenhaus Mühlhausen
Möglich ist diese Vielfalt auch durch durch den Freiwilligendienst aller Generationen „Brückenbauer“. Allein rund 70 Freiwillige im Alter von 30 bis 70 Jahren helfen und organisieren Angebote für alle Altersgruppen. Sieben Themenschwerpunkte bearbeitet das Mehrgenerationenhaus. Das Jugendtechnikzentrum wird intensiv von Kita- und Schulklassen genutzt. Die Patenschaften für Jung und Alt führen Generationen in gemeinsamen Projekten zusammen. Unternehmenspatenschaften vermitteln Jugendlichen berufliche Orientierung. Kinderbetreuung wird insbesondere in den Differenzzeiten angeboten. Die Projekte zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben Familien Halt und Orientierung. Eine Dienstleistungsbörse vermittelt Hilfeangebote und der offene Treffpunkt der Generationen wird von allen Besuchern des Hauses genutzt.  Für das Folgeprogramm des Bundes zur Förderung der Mehrgenerationenhäuser hat das MGH in Mühlhausen gute Chancen, weil auch die Vernetzung in die Kommune, naturgemäß allein durch die Trägerschaft der Stadt, bestens funktioniert. 2006 übernahm die Stadt die Trägerschaft des damaligen Jugendhauses von einer GmbH und hat dort ab 2008 das Konzept des Mehrgenerationenhauses entwickelt und umgesetzt.
MGH Körner
Gespräch im MGH Körner
Im Mehrgenerationenhaus in Körner, welches anschließend auf dem Besuchsprogramm stand, verlief die Gründung des MGH anders und auch deutlich früher. In einem leerstehenden ehemaligen Gasthof mitten im Ort waren zunächst umfängliche Sanierungsmaßnahmen notwendig, bevor das MGH als eines der ersten Thüringer Häuser „ans Netz ging“. Die Vorstandsvorsitzende des Vereins „Senioren- und Familienzentrum Deutsches Haus Körner“ Carmen Listemann (u.a. vor einem Jahr mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bunderepublik Deutschlands geehrt) hat mit ihren vier Vorstandkolleginnen beispielhafte Aufbauarbeit in Körner geleistet. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt bei Aktivitäten mit den rüstigen Seniorinnen und Senioren aus Körner. MGH Körner (4)Hinzu kommen die Betreuung der Bibliothek von Körner und Projekte mit den Kita-Kindern sowie Ferienprojekte und Tanzaktivitäten quer durch alle Altersgruppen. Auch das MGH in Körner wird sich für das Folgeprojekt bewerben und auch in Körner ist das kommunale Bekenntnis und die finanzielle Unterstützung der Gemeide sicher. Der stellvertretende Bürgermeister von Körner erklärte, dies sei im Gemeinderat unstrittig. Der Besuch in beiden MGHs hat mich heute darin bestätigt, wie erfolgreich kommunale Vernetzung funktionieren kann und wie notwendig sie ist. Bilder der beiden MGHs

Kommunales Bekenntnis zum Mehrgenerationenhaus Meiningen

mgh-meiningenBeim heutigen Besuch im Mehrgenerationenhaus in Meiningen war ich erfreut über das klare kommunale Bekenntnis und die Wertschätzung für die Arbeit des MGH. Neben der Leiterin des MGH Frau Antje König, dem Geschäftsführer der Sozialwerk Meiningen gGmbH Alexander Pfeffer und der Bereichsleiterin der KJH Frau Schulz-König erwartete mich auch der Bürgermeister von Meiningen Reinhard Kupietz. Das Mehrgenerationenhaus Meiningen, in Meiningen als Sarterstift bekannt, befindet sich in einem großen und aufwändig sanierten Fachwerkhaus im Zentrum der Stadt. In der ehemaligen Kita befindet sich neben dem MGH auch die Schwangeren- und Schwangerenkonfliktberatung, die Erziehungsberatungsstelle, die Schuldnerberatung der AWO und eine sozialpädagogische Tagesgruppe. Das MGH Meiningen wird sich wie die meisten der 30 Thüringer Häuser für das Folgeprogramm der Bundesregierung im Juli bewerben. Um für die nächsten drei Jahre die Bewilligung über 30.000 Euro jährlichen Bundeszuschuss zu erhalten, muss eine Ko-Finazierung in in Höhe von mindestens 10.000 Euro durch die Kommune nachgewiesen werden. Auch in Meiningen wird es nicht leicht sein, dieses Geld zusätzlich bereitzustellen. Allerdings signalisierte Bürgermeister Reinhard Kupietz seine Unterstützung. Fraktionsübergreifend soll jetzt das Gespräch mit den Kommunlapolitikern von Meiningen gesucht werden. Am 22. Juni werde ich erneut im Mehrgenerationenhaus in Meiningen zu Besuch sein. Zuvor geht es aber in den nächsten Wochen noch in etliche weitere MGHs, morgen Vormittag nach Mühlhausen und am Nachmittag in eines der ältesten Mehrgenerationenhäuser Thüringens nach Körner.

900 Quatratmeter Angebote im Mehrgenerationenhaus Pößneck

MGH Pößneck (15)
Im Mehrgenerationenhaus Pößneck ist Tanz angesagt
Das ehemalige Pionierhaus von Pößneck bietet ideale Voraussetzungen für die Arbeit eines Mehrgenerationenhauses. Ich konnte mich heute vor Ort im flächenmäßig größten MGH Thüringens von der Angebotsvielfalt überzeugen. Die Perspektiven auf eine weitere Förderung des Mehregenartionenhauses in Pößneck sind sehr gut. Bereits jetzt besteht eine intensive Unterstützung durch die Stadt und das Haus mit seinen Angeboten ist breit akzeptiert. Nach der Wende wurde das ehemalige Pionierhaus als Jugendeinrichtung weitergeführt. Bei der Neuausgestaltung des Jugendförderplanes hatte der ehemalige Träger des Hauses der Internationale Bund 2006 das Problem, dass nur Jugendhilfeangebote gefördert werden sollten und generationenübergreifende Angebote eher nicht ins Konzept passten. Die Gründung eines Vereins „Freizeitzentrum e.V.“ ermöglichte einen Trägerwechsel und mit dem Start des Modellprojektes der Mehrgenerationenhäuser gab es ab 2008 eine neue Perspektive. Bilder vom Besuch des MGH Pößneck

Mehrgenerationenhaus im Brennpunkt Weimar-West

MGH Weimar-West (4)
Gespräch im MGH mit Anne-Kathrin Lange und Manfred Sobotta
Von den 30 Thüringer Mehrgenerationenhäusern wurden vier bereits im Jahr 2006 gegründet. Das MGH in Weimar-West war eines der ersten Häuser und hat zudem die Besonderheit, dass es von Anbeginn in Trägerschaft der Weimarer Wohnstätte GmbH und damit einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der Stadt ist. Mitten in einem Neubaugebiet gelegen erfüllt das Haus alle Funktionen, die an ein Sozialzentrum gestellt werden. Neben dem Mehrgenerationenhaus mit zahlreichen Angeboten, ist vor allem der Verein Bürgerparadies e.V. stark mit Veranstaltungen und als Mitnutzer vertreten. Ebenfalls haben der örtliche Kontaktbereichsbeamte der Polizei, der Ortteilrat, der VdK Sozialverband, die AWO Migrationsberatung, das TiPi und viele weitere Träger ihr Büro im Haus. Die Koordinatorin des MGH Anne-Kathrin Lange erläuterte mir beim heitigen Besuch die zahlreichen Angebote. Durchschnittlich 1136 Personen nutzen monatlich die Angebote des MGH in Weimar-West.
MGH Weimar-West (5)
Ein großes und gut saniertes Haus im Zentrum von Weimar-West
Mit Manfred Sobotta als Vertreter des Trägers der Weimarer Wohnstätte GmbH haben wir im Anschluß die weiteren Fördermöglichkeiten durch das Anschlussprogramm des Bundes besprochen. Kristin Leube, Mitarbeiterin der Bundestagsabgeordneten Antje Tillmann, kündigte an, dass ihre Chefin sowohl das MGH in Weimar-West als auch das Haus in Weimar-Schöndorf bei der weiteren Arbeit unterstützen wird. Beide Häuser leisten in ihrem Stadtteil eine gute und wichtige Arbeit. In den nächsten Wochen wird es daher darum gehen, eine Möglichkeit zu finden, wie beide Häuser kooperieren und zusammenarbeiten können. Hilfreich erscheint dabei, dass beide Träger zumindest der Stadt Weimar nahestehen. Bilder vom Vor-Ort-Termin im MGH Weimar-West

50 Millionen-Euro-Folgeprogramm für die Mehrgenerationenhäuser

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Berlin
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) in Berlin
Seit Herbst 2006 gibt es das Bundesmodellprojekt Mehrgenerationenhäuser. Im Oktober 2011 laufen die ersten Bewilligungszeiträume auch für einige der 30 Thüringer MGHs aus. Allerhöchste Zeit also, über die Fortsetzung des Programm zu sprechen. Nachdem ich in den letzten beiden Monaten ein Drittel der Thüringer Mehrgenerationenhäuser vor Ort besucht habe, bin ich heute mit einer ganzen Menge offener Fragen im Gepäck zur Bund-Länder-Besprechung in das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) nach Berlin gefahren.
Alle Fragen konnten nicht beantwortet werde – die wesentlichen Fragen aber schon. Ab dem 1. Januar 2012 wird der Bund ein dreijähriges Folgeprogramm für die MGHs auflegen. Dieses Programm wird ein Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro haben. Wie heute das BMFSFJ bestätigte, ist es das Ziel damit für mindestens 450 der derzeitigen 500 Mehrgenerationenhäuser ein Förderangebot zu unterbreiten. Voraussetzung der Fortführung der Arbeit ist allerdings in jedem Fall die kommunale Akzeptanz und Unterstützung. Nicht alle der MGHs werden von den bisherigen Trägern fortgeführt. In einigen Fällen wollen Träger das Projekt beenden, in anderen Fällen können sich auch neue Träger bewerben.
Bilanz und Ausblick
Bilanz und Ausblick
Die angekündigten 50 Millionen Euro bedeuten eine künftige Förderung von 30.000 Euro/jährlich pro MGH Seiten des Bundes – bis jetzt waren es 40.000 Euro. 10.000 Euro sollen seitens der Kommunen, des Landes oder der Träger bzw. durch Drittmittel aufgebracht werden. Da sowohl Mietkostenzuschüsse der Kommunen, als auch Eigenmittel durch Teilnehmergebühren eingerechnet werden können, erscheint diese Summe realistisch, wenngleich es in einigen Fällen auch eine Einschränkung bedeuten wird. Klar war allerdings auch bereits beim Start des Programms 2006, dass es keine Dauerfinanzierung durch den Bund geben kann. Die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen setzen hier Grenzen, da es sich um originäre kommunale Aufgaben der sozialen Daseinsfürsorge handelt, wofür der Bund eigentlich gar keine Finanzierungskompetenz hat.
Ziel des Bundes ist es aber ein flächendeckendes Netz der MGHs zu erhalten. Es soll in mindestens jedem Kreis und jeder kreisfreien Stadt ein Mehrgenerationenhaus geben (das wären mindestens 416 Einrichtungen deutschlandweit). In den nächsten drei Monaten sollen die Ausschreibungsunterlagen vom Bund erstellt werden. Künftig sollen vier Schwerpunkte die Arbeit der MGHs bestimmen. Alter und Pflege, Integration und Bildung, Vermittlung von haushaltsnahen Dienstleistungen und freiwilliges Engagement sind dazu die Oberbegriffe. Damit soll es ausreichend Spielraum für die bis jetzt entstandene Vielfalt geben, aber dennoch ein Rahmen festgelegt werden. Die Bewerbungen, die auf die Ausschreibung eingehen werden mit der kommunalen Seite und den Bundesländern abgestimmt, das bedeutet eine kommunale Akzeptanz der bestehenden Häuser ist neben dem Erfolg vor Ort ein wichtiger Garant für die Fortführung der Trägerschaft. Verknüpft werden soll die künftige Arbeit auch mit den Angeboten des Bundesfreiwilligendienstes. Mindestens zwei engagierte Ehrenamtliche sollen pro MGH zum Einsatz kommen. Damit können die Häuser zu Angebots- und Dienstleistungsknotenpunkten werden und sie sollen auch Impulse in ihren Kreis geben. In der heutigen Runde mit den Vertretern aller Bundesländer und den kommunalen Spitzenverbänden blieben aber auch Fragen offen, die schnellstmöglich geklärt werden. Entschieden werden muss noch, wer die Übergangskosten bei im Oktober auslaufenden Häusern trägt (wahrscheinlich der Bund). Entschieden werden muss auch noch ob es eine degressive Förderung geben wird (anfangs mehr, später weniger), oder ob der Bundesanteil in den drei Jahren konstant bleibt. Das Fachkräftegebot wurde intensiv diskutiert und auch wer letztlich das abschließende fachliche Votum übernimmt (wahrscheinlich auch der Bund, aber in Beteiligung der Länder und der Kommunen). In den kommenden Wochen werde ich bei diversen Fachtagungen den Moderationsgruppen in Thüringen, bei der Parität und auch bei der neu gebildeten Landesinteressenvertretung der MGHs zu Gast sein. Auch wenn dabei, ebenso wie beim Besuch weiterer Häuser vor Ort, nicht alle Fragen beantwortet werden können, ist die Perspektive nun deutlich klarer. Die Mehrgenerationenhäuser haben sich bewährt als offene Häuser mit offenen Angeboten, ausgerichtet auf generationsübergreifende Angebote vor Ort und sie werden weiter bestehen.

Spät- und Fehlzünder

Angebotsvielfalt bei den Mehrgenerationenhäusern
Angebotsvielfalt bei den Mehrgenerationenhäusern
Heute habe ich mit dem Besuch im Mehrgenerationenhaus in Waltershausen nun das erste Drittel der 30 Thüringer Mehrgenerationenhäuser besucht und dabei eine große Zahl an Anregungen mitnehmen können. Morgen werde ich bei der Bund-Länder Besprechung im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit den Kollegen Details zur weiteren Förderung der MGHs besprechen. Die Rahmenbedingungen sind aber bereits seit etlichen Wochen geklärt. Ab dem 1. Januar 2012 werden nahezu alle Mehrgenerationenhäuser in einem Folgeprogramm des Bundes weiter arbeiten können. Lediglich da wo es keinerlei kommunale Akzeptanz oder Notwendigkeit gibt oder die bestehenden Träger nicht weitermachen wollen wird es schwierig werden. Künftig wird der Bund 30.000 statt bis jetzt 40.000 Euro jährlich fördern. Dies ist zwar eine Reduzierung, aber da es sich um ein Bundesmodellprojekt handelt, war dies schon lange bekannt. Erstaunt war ich daher heute so gegensätzliche Presseberichte zum Thema zu lesen. Völlig zutreffend fand sich in mehreren Thüringer Zeitungen ein dpa-Bericht mit der Überschrift „Zunkunft der Mehrgenerationenhäuser in Thüringen vorerst gesichert„. Ganz anders lautete hingegen die Überschrift im Lokalteil der Thüringer Allegemeinen in Erfurt. „Haus der Generationen fehlt die Perspektive“ ist da getitelt und eine Pressemitteilung des Bundestagsabgeordneten Carsten Schneider aus der vergangenen Woche wurde darin verarbeitet. Anknüpfend an einen Antrag und eine Anfrage im Bundestag hat Schneider nun das Thema auf die lokale Ebene herunter gebrochen. Ärgerlich ist, dass Carsten Schneider mit seinen Forderungen nicht nur zu spät kommt (die Verlängerung der Förderung und das Anschlusskonzept ist den Trägern schon eine Weile bekannt) sondern, dass er zudem das Erfurter Mehrgenerationenhaus ohne jede Fachkentniss in die „Pfanne haut“. Das Erfurter Mehrgenerationenhaus verfolgt einen Netzwerkgedanken, bei dem Angebote anderer Träger koordiniert und verknüpft werden. Die LKJ als Träger hat gerade ein umfängliches Konzept entwickelt wie dieses sozialräumliche Netzwerk fortgeführt werden kann. Dazu gehören nicht feste Öffnungszeiten, wie Carsten Schneider anmerkt. Dies ist zwar bei vielen anderen Mehrgenerationenhäusern, unter anderem auch in Waltershausen so, aber in Erfurt war dies von Anbeginn an nicht Bestandteil des Konzepts. Es wäre ganz sicher hilfreich für alle Beteiligten gewesen, wenn sich der Bundestagsabgeordnete mal in Erfurt kundig gemacht hätte. Offensichtlich ist dies von Berlin aus nicht ganz so optimal einzuschätzen! Dem Erfurter MGH hat er mit seiner Pressemitteilung einen Bärendienst erwiesen. Ich kann ihn nur herzlich einladen sich die Zeit für ein inhaltliches Gespräch zu nehmen. Bereits im Koalitionsvertrag 2009 wurde in Berlin festgehalten, dass die erfolgreiche Arbeit der Mehrgenerationenhäuser in die Zukunft getragen werden. Diesen Auftrag setzt das BMFSFJ gemeinsam mit den Kommunen und zunehmend unter Beteiligung der Länder um. Von den Mehrgenerationenhäusern vor Ort wurde dieses Signal erfreut aufgenommen, weil dies Zukunftsperspektiven schafft. Letzte Woche konnte ich dies erst beim Besuch des MGH in Königsee erfahren. Vielleicht überdenkt Carsten Schneider ja seine  unglücklichen Formulierungen und korrigiert die Spät- und Fehlzündung. Eine Entschuldigung beim Erfurter MGH wäre dann aber zumindest noch fällig!

Konzeptvielfalt bei den Mehrgenerationenhäusern

Das Mehrgenerationenhaus in Ilmenau
Das Mehrgenerationenhaus in Ilmenau
Bei den beiden gestrigen Besuchen in den Mehrgenerationenhäusern in Ilmenau und Königsee hat sich erneut bestätigt, wie vielfältig die Konzepte und auch die Zielgruppen sind, an die die sich die Angebote wenden. Während das MGH in Ilmenau mitten in der Stadt in einem historischen Gebäude liegt (in der Alten Försterei wohnte schon Goethe) liegt das MGH in Königsee am Stadtrand, fast im Wald in einer Pflegeeinrichtung. In Ilmenau war schon um 9.30 Uhr großes Gewusel im ganzen Haus. Englisch-Kurs für Senioren, Yoga-Kurs, eine Sprechstunde des Jugendamtes und die Sozialbetreuung des Trägervereins Regenbogen e.V. sorgten schon für volle Räume. Das Konzept des MGH-Ilmenau funktioniert in Kooperation mit dem Frauen- und Familienzentrum und dem Seniorenbüro. Beeindruckende Besucherzahlen im letzten Jahr von 20.336 Besuchern sprechen dafür, dass das Haus angenommen wird. Monika Heß, die Leiterin des Hauses, konnte auf eine gute Bilanz und eine hohe Akzeptanz bei den kommunalen Partnern verweisen.
Das MGH der AWO in Königsee
Das MGH der AWO in Königsee
Im MGH der AWO in Königsee ist die wichtigste Zielgruppe zunächst die Gruppe der Senioren, aber nicht nur. Da das MGH in der mit 60 stationären Pflegeplätzen ausgestatten Pflegeeinrichtung ist, werden viele Angebote damit verknüpft. Dazu gibt es Angebote im und um das Haus. Regelmäßig sind beispielsweise Kindergartengruppen wochenweise zu Gast und gestalten Programme. Stadtteil- und Familienfeste werden ebenso organisiert, wie Ferienangebote und die Kooperation mit dem Jugendförderverein. In der kommenden Woche werde ich noch das MGH in Waltershausen besuchen und am Dienstag findet in Berlin die Beratung der Bund-Länder-Gruppe zur Zukunft der Mehrgenerationenhäuser statt. Von unseren Thüringer Einrichtungen nehme ich bis jetzt nur gute Eindrücke mit zu der Beratung nach Berlin, aber auch eine Fragen zur weiteren Förderung.