Entwicklung im ländlichen Raum

Das „St. Marien Quartier“ in Stadtilm
Thüringen ist zweifellos ländlich geprägt und die Entwicklung in den Städten und im ländlich geprägten Raum läuft zudem sehr gegensätzlich. Bei meinem heutigen Gesprächsterminen in Stadtilm ist mir dies wieder überdeutlich bewußt geworden. Die Kleinstadt Stadtilm ist nur rund 25 km von Erfurt entfernt und doch stellen sich hier völlig andere Herausforderungen. Sowohl in der Entwicklung der sozialen Infrastruktur, als auch bei den Fragen des Wohnungsbaus gibt es unterschiedliche Ausgangspunkte und Ziele. In ganz Thüringen stehen derzeit 130.000 Wohnungen leer, und es finden sich viele Gebäude die nicht saniert sind und viele die auch nie wieder saniert werden. Dies hat vor allem mit dem demografischen Wandel zu tun, aber vor allem auch mit den Wanderungsbewegungen innerhalb des Freistaates. Erfurt, Jena und Weimar sind Städte mit Zuzügen und demzufolge werden dort Wohnungen saniert oder neu gebaut. Was allerdings überall in Thüringen noch fehlt ist barrierearmer bzw. barrierefreier Wohnraum. In Stadtilm hat sich jetzt eine Stiftung daran gemacht dieses Thema aufzugreifen. Das Innenstadtquartier „St. Marien“, ein ehemaliges Kloster und Speichergebäude soll zu barrierefreien Wohnraum und einem Pflegestützpunkt umgebaut werden. Der Altersdurchschnitt wird in Stadtilm von 45 Jahren auf 54 Jahre steigen und die Zahl der hochaltrigen Menschen nimmt zu. Zugleich sinkt die Einwohnerzahl von Stadtilm weiter von derzeit 5.100 Einwohnern auf 4.300 Einwohner im Jahr 2025. 
Von der Art gibt es viele Gebäude, nicht nur in Stadtilm
Ich hoffe, dass das Projekt in Stadtilm gelingt und bin nach den heutigen Gesprächen auch vorsichtig optimistisch. Sowohl die Stadt ist daran interessiert, dass das alte Gebäude neben dem Rathaus einer neuen guten Verwendung zugeführt wird, als auch die Projektinitiatoren stehen in den Startlöchern und der Bedarf ist da. Wie aber so vieles andere auch, geht es nicht ohne öffentliche Unterstützung. Gespräche mit der Stiftung ländlicher Raum und dem zuständigen Ministerium stehen in naher Zukunft an. Ich werde das Projekt gerne im Blick behalten.

Engpässe auf dem Erfurter Wohnungsmarkt

CDU-Fraktion will mehr bedarfsgerechte Wohnangebote

Am 7. März 2012 veranstaltete die CDU-Fraktion im Erfurter Stadtrat einen Workshop zum Thema „Bedarfsgerechtes Wohnen“. Der Fraktionsvorsitzende Michael Panse und der Bauexperte der Fraktion Jörg Kallenbach luden fachkundige Referenten, Vereine, Immobilienverbände, Wohnungsgesellschaften sowie interessierte Erfurterinnen und Erfurter ein, um sich zunächst über fünf verschiedene Schwerpunkte zu informieren und um anschließend gemeinsam zu diskutieren.

Neben den fünf Referenten waren im Ratssitzungssaal des Erfurter Rathauses circa 50 Teilnehmer zu Gast. Nachdem Fraktionschef Panse mit einem allgemeinen Überblick zur Wohnungssituation in Erfurt in die Thematik einführte, veranschaulichte Holger Oertel vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung in Dresden im ersten Referat anhand von Zahlen und Fakten Tendenzen der Wohnungsnachfrage aus demografischer Sicht. Deutlich wurde dabei unter anderem, dass bei weiterem Bevölkerungszuwachs in Erfurt die Wohnungsknappheit zunehmen und anschließend das Mietpreisniveau weiter ansteigen wird.

Aus städtischer Perspektive referierte Sylvia Hoyer vom Amt für Stadtentwicklung und Stadtplanung über Wohnungsbedarf, Gebäudeleerstand und Wohnungsneubau. Statistisch herrscht demnach eigentlich noch keine Wohnraumknappheit, jedoch wurde angemerkt, dass dieser statistische Leerstand im Wesentlichen umzugsbedingt ist und in der Statistik viele unbewohnbare Wohnungen enthalten sind. In dem Zusammenhang wurde herausgearbeitet, dass steigende Mietpreise insbesondere für sozial Schwache zum Nachteil werden. Zu Ende gedacht, wird dies letztlich auch durch die Übernahme der Kosten der Unterkunft eine weitere Belastung des städtischen Haushalts bedeuten.

Gudrun Gießler vom Stadtentwicklungsverein „Wir für Erfurt“ stellte die Lage auf dem Erfurter Wohnungsmarkt noch wesentlich problematischer dar. Mit Blick auf die Nutzung leerstehender Gebäude oder die Bebauung von Baulücken und Brachen stellte sie fest, dass zwar Flächenpotential in Erfurt insbesondere auch in der Innenstadt vorhanden ist, dieses jedoch entsprechend der demografischen Entwicklung nicht ausreichend genutzt wird. Ebenso erklärte sie, dass man auf die verschiedenen und wechselnden Bedürfnisse mehr eingehen müsse. Dies beträfe unter anderem Einpendler, Singlehaushalte genauso wie behindertengerechtes und altersgerechtes Wohnen.

Vom Thüringer Bauministerium informierte Michael Köhler über das Thüringer Wohnraumgesetz und erklärte, welche ohnungsbauförderungen Bauherren zur Verfügung stehen. Abschließend stellte Prof. Hermann Saitz die Bauherrengemeinschaften als eine moderne Form privater Bauinvestition vor, bei der sich bauwillige Familien zusammenschließen und gemeinsam die Investition umsetzen. Im Anschluss an die Fachreferate diskutierten die anwesenden Gäste miteinander über die weiteren Perspektiven der Wohnungssituation in Erfurt.

Den Anmerkungen war zu entnehmen, dass neben den offensichtlichen Engpässen am Erfurter Wohnungsmarkt insbesondere auch das behindertengerechte Wohnen künftig noch stärker in den Blick genommen werden muss. Zudem sei darauf zu achten, dass auf Grund steigender Mietpreise die Gefahr sozialer Zerklüftung in der Stadt entsteht. Deutlich wurde auch ein Appell an die Stadträte, sich künftig sehr intensiv mit der Situation und Perspektiven auf dem Erfurter Wohnungsmarkt zu befassen. „Es ist nun unser Anliegen, den Wohnungsmarkt in Erfurt so zu gestalten, sodass er auch in Zukunft bedarfsgerecht auf die verschiedenen Bedürfnisse hin strukturiert ist. Als CDU Fraktion wollen wir damit einen Beitrag zum sozialen Klima in Erfurt und zur sozialen Gerechtigkeit leisten,“ erklärt Michael Panse abschließend.