Graffiti an Erfurter Steinmühle

CDU will Jugendliche integrieren und Beschilderung verbessern Wenn Stadtführer Roland Büttner in Erfurt die Mühlentour macht, steigt neuerdings jedes Mal sein Blutdruck. Jetzt hat es die Steinmühle am Venedig erwischt: Graffiti verteilt über die gesamte Fassade. „Das muss doch nicht sein“, sagt er – und will es beim Meckern allein nicht bewenden lassen. „Wenn schon sprühen, dann richtig“, sagt der Stadtführer. Er hat eine Idee entwickelt, auf die jungen Sprayer zuzugehen und sie einzubeziehen. Die CDU-Fraktion des Erfurter Stadtrats will ihn dabei unterstützen. Kern des Konzepts ist es, den Sprayern eine Fläche anzubieten, auf der sie ein historisches Motiv anbringen sollen. Und zwar am gleichen Ort, nur gegenüber. Dort am Flussufer stand einst eine Weidenmühle, die im Zweiten Weltkrieg 1944 durch Bomben zerstört wurde. Heute ist das Ufer mit einer Mauer befestigt und von der Mühle nichts zu erahnen. „Hier sollte ein Mühlenrad-Graffiti an die alte Mühle erinnern“, wünscht sich Büttner. „Eine hervorragende Idee“, findet CDU-Fraktionschef Michael Panse. Ohnehin erinnere im Stadtbild zu wenig an Erfurts Bedeutung als Mühlenstadt. Wer die vielen historischen Mühlenstandorte nicht kennt, findet sie auch nicht. Eine bessere Beschilderung der Mühlen will die CDU-Fraktion deswegen anregen. Ein optisch auffälliges Graffiti wie das von Roland Büttner geplante wäre ein weiterer Blickfang. Unterstützenswert ist aber nicht nur der touristische, sondern vor allem der sozial-integrative Aspekt des Projekts. „Auf diese Weise können wir den Jugendlichen eine Chance geben, sich legal zu verwirklichen, und gleichzeitig ihr Geschichtsbewusstsein wecken“, argumentiert Michael Panse. Gemeinsam mit Stadtführer Roland Büttner hat die Fraktion deswegen Kontakt aufgenommen zu den verantwortlichen Behörden, um das Projekt möglichst schnell umsetzen zu können. Einen entsprechenden Zeichnungsentwurf hat Roland Büttner bereits in Auftrag gegeben. Die Kosten für Konzept und Umsetzung will er selbst finanzieren – aus den Einnahmen seiner Mühlenführung.