Ehrenamtliches Engagement bei der AWO in Saalfeld

Viel unterwegs durch Thüringen! In den letzten Wochen war ich zu Vorträgen zur aktuellen Seniorenpolitik (dem Seniorenmitwirkungsgesetz und dem seniorenpolitischen Konzept der Landeregierung) sowie zum Thema des Europäischen Jahres für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen unterwegs. Nach Terminen in Sonneberg, Ilmenau, Altenburg, Arnstadt, Gotha und Sondershausen ging es heute durch das verschneite Thüringen nach Saalfeld. Die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hatte mit mir gemeinsam zu einer Kooperationsveranstaltung unter dem Titel „Ehrenamtliches Engagement als Chance im Demografischen Wandel“ in die Seniorenresidenz „Grüne Mitte“ eingeladen. Vor genau zwei Jahren war ich schon einmal in bzw. auf der „Grünen Mitte“. Damals habe ich ein Grußwort auf dem Dach zum Richtfest gehalten. Heute waren im Saal der Seniorenresidenz rund 40 aktive Seniorinnen und Senioren zu Gast, die sich fast alle ehrenamtlich bei der AWO engagieren. Die Demografische Entwicklung in Saalfeld (sowohl in der Stadt, als auch im Landkreis) unterscheidet sich nicht von anderen Regionen in Thüringen. Die Einwohnerzahl in saalfeld ist von knapp 30.000 im jahr 2000 auf aktuell 26.700 gesunken. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der über 65-Jährigen von 5.456 auf 7.118 gestiegen. Im Landkreis sind die Zahlen ähnlich – von 133.600 auf 115.100 ging da die Zahl zurück. Zuwenig geborene Kinder (obwohl der Landkreis über dem Durchschnitt in Thüringen liegt) und die Abwanderung junger Menschen sind die Ursache. Frühzeit hat allerdings die AWO in der steigenden Anzahl älterer Menschen eine Chance gesehen. Mit dem Projekt „Herbstzeitlose“ wurden in den letzten neun Jahren 157 Seniorinnen und Senioren zu Seniorenbegleitern ausgebildet und qualifiziert. Derseit sind 90 in diesem Projekt im Einsatz und betreuen 134 Menschen in Saalfeld und Umgebung. Die engagierte Leiterin des Projekts Christa Pidun stellte ihr mehrfach ausgezeichnetes Projekt heute vor. Aber auch das Projekt Herbstzeitlose sucht immer wieder neue Ehrenamtliche. Christa Pidun nannte die Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement. Ein Mindestmaß an Infrastruktur, selbständige Aufgabengebiete für Ehrenamtliche, Entfaltungsmöglichkeiten, Anerkennungskultur und eine Kostenerstattung für Mehraufwendungen sind einige der geforderten Punkte. Mit der AWO Saalfeld-Rudolstadt, aber auch mit dem Landratsamt gibt es wichtige Partner. Stephanie Döhler vom Landratsamt unterstützt das Projekt Herbstzeitlose und sie stellte mit ihrem Kollegen Denis Heymann die demografische Entwicklung im Landkreis vor. Auf das Thema des freiwilligen Engagements in der häuslichen Betreuung von Menschen mit Demenz lenkte Theresa Hilse von der Fachhochschule Jena mit einem Vortrag den Blick. Stefan Bischoff, Geschäftsführer des ISAB-Instituts, beleuchtete schließlich die Engagementspotentiale in Thüringen. Die Diskussion mit den Ehrenamtlichen in Saalfeld hat Spaß gemacht. Ich bin ihnen, aber auch dem Träger dankbar für dieses Engagement. es ist tatsächlich ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels. In den nächsten Tagen (morgen in Weimar und Freitag in Gera) werde ich wieder bei Fachforen zu diesem Thema unterwegs sein. Bilder aus Saalfeld    

Veränderungen in der Pflegelandschaft in Thüringen

Richtfest bei der AWO Saalfeld
Richtfest bei der AWO Saalfeld
Gleich zwei Pflegeheime in Thüringen feierten gestern ihr Richtfest. In Erfurt entsteht gerade hinder dem Dom und direkt neben dem Theater in attraktiver Lage eine neue Seniorenresidenz und in Saalfeld war ich gestern beim Richtfest der AWO mitten in der Stadt in der grünen Mitte. 77 neue Pflegeheimplätze entstehen dort, von denen bereits 70 vergeben sind. Die beiden Einrichtungen stehen stellvertretend für eine Vielzahl moderner Pflegeeinrichtungen, die von großen Trägern der Wohlfahrtspflege und privaten Investoren derzeit in Thüringen konzipiert und gebaut werden. Die Zahl der stationären Pflegeplätze wird auf 22.000 ansteigen und der weitere Bedarf ist absehbar. Die Alterstruktur in Thüringen verschiebt sich deutlich. Hinzu kommen inzwischen sogar Senioren, die aus den alten Bundesländern nach Thüringen zuwandern. Die Thüringerinnen und Thüringer werden erfreulicherweise immer älter. Und, das habe ich auch gestern bei meinem Grußwort gesagt, sie bleiben lange körperlich und gesitig mobil. Dies muss auch das Ziel sein, denn letztlich ist Mobiltät und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eine der Grundvoraussetzungen für Lebensqualität. Während früher die Pflege durch Familienangehörige oder den Ehepartner die Regel war und Pflegeeinrichtungen sich bis zur Wende in teilweise katastrophalen Zuständen befanden, gibt es heute andere Voraussetzungen. Über 200 grundlegend neu gebaute und sanierte Einrichtungen in Thüringen, in der Regel mit Einbettzimmern bieten gute Bedingungen. Künftig wird aber verstärkt nach anderen Konzepten und Wohnformen gefragt. Wenn eine hochaltriger Ehepartner nach einem Krankenhausaufentalt pflegebedürftig wird ist dies mit mobilen Pflegediensten oft nicht abzusichern.
Wohnkomplex Grüne Mitte
Wohnkomplex Grüne Mitte
Viele der neuen Pflegeeinrichtungen, so auch bei der AWO in Saalfeld, bieten Pflegeplätze in Kombination mit Wohngruppenformen an. In der grünen Mitte in Saalfeld entstehen aber parallel dazu auch seniorengerechte Wohnungen in einem Nachbarwohnkomplex. Die Nutzung der Infrastruktur ist damit problemlos möglich und verschiedene Serviceleistungen können „hinzugebucht“ werden. Zahlreiche interessierte Besucher kammen gestern zum Richtfest, viele auch weil sie neugierig waren wie schnell vom Juni bis jetzt der Bau voran geschritten ist. Eine moderne Form des Plattenbaus macht dies möglich. Am 1. Juli 2011 wird die Seniorenresidenz bezugsfertig sein.