Ehrenamtliches Engagement bei der AWO in Saalfeld

Viel unterwegs durch Thüringen! In den letzten Wochen war ich zu Vorträgen zur aktuellen Seniorenpolitik (dem Seniorenmitwirkungsgesetz und dem seniorenpolitischen Konzept der Landeregierung) sowie zum Thema des Europäischen Jahres für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen unterwegs. Nach Terminen in Sonneberg, Ilmenau, Altenburg, Arnstadt, Gotha und Sondershausen ging es heute durch das verschneite Thüringen nach Saalfeld. Die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hatte mit mir gemeinsam zu einer Kooperationsveranstaltung unter dem Titel „Ehrenamtliches Engagement als Chance im Demografischen Wandel“ in die Seniorenresidenz „Grüne Mitte“ eingeladen. Vor genau zwei Jahren war ich schon einmal in bzw. auf der „Grünen Mitte“. Damals habe ich ein Grußwort auf dem Dach zum Richtfest gehalten. Heute waren im Saal der Seniorenresidenz rund 40 aktive Seniorinnen und Senioren zu Gast, die sich fast alle ehrenamtlich bei der AWO engagieren. Die Demografische Entwicklung in Saalfeld (sowohl in der Stadt, als auch im Landkreis) unterscheidet sich nicht von anderen Regionen in Thüringen. Die Einwohnerzahl in saalfeld ist von knapp 30.000 im jahr 2000 auf aktuell 26.700 gesunken. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der über 65-Jährigen von 5.456 auf 7.118 gestiegen. Im Landkreis sind die Zahlen ähnlich – von 133.600 auf 115.100 ging da die Zahl zurück. Zuwenig geborene Kinder (obwohl der Landkreis über dem Durchschnitt in Thüringen liegt) und die Abwanderung junger Menschen sind die Ursache. Frühzeit hat allerdings die AWO in der steigenden Anzahl älterer Menschen eine Chance gesehen. Mit dem Projekt „Herbstzeitlose“ wurden in den letzten neun Jahren 157 Seniorinnen und Senioren zu Seniorenbegleitern ausgebildet und qualifiziert. Derseit sind 90 in diesem Projekt im Einsatz und betreuen 134 Menschen in Saalfeld und Umgebung. Die engagierte Leiterin des Projekts Christa Pidun stellte ihr mehrfach ausgezeichnetes Projekt heute vor. Aber auch das Projekt Herbstzeitlose sucht immer wieder neue Ehrenamtliche. Christa Pidun nannte die Voraussetzungen für ehrenamtliches Engagement. Ein Mindestmaß an Infrastruktur, selbständige Aufgabengebiete für Ehrenamtliche, Entfaltungsmöglichkeiten, Anerkennungskultur und eine Kostenerstattung für Mehraufwendungen sind einige der geforderten Punkte. Mit der AWO Saalfeld-Rudolstadt, aber auch mit dem Landratsamt gibt es wichtige Partner. Stephanie Döhler vom Landratsamt unterstützt das Projekt Herbstzeitlose und sie stellte mit ihrem Kollegen Denis Heymann die demografische Entwicklung im Landkreis vor. Auf das Thema des freiwilligen Engagements in der häuslichen Betreuung von Menschen mit Demenz lenkte Theresa Hilse von der Fachhochschule Jena mit einem Vortrag den Blick. Stefan Bischoff, Geschäftsführer des ISAB-Instituts, beleuchtete schließlich die Engagementspotentiale in Thüringen. Die Diskussion mit den Ehrenamtlichen in Saalfeld hat Spaß gemacht. Ich bin ihnen, aber auch dem Träger dankbar für dieses Engagement. es ist tatsächlich ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels. In den nächsten Tagen (morgen in Weimar und Freitag in Gera) werde ich wieder bei Fachforen zu diesem Thema unterwegs sein. Bilder aus Saalfeld    

Mit und für Senioren in Sondershausen

Blick aus dem Mehrgenerationenhaus Sondershausen
Unter dem Titel „Gemeinsam Zukunft gestalten“ war ich heute Nachmittag im Mehrgenerationenhaus „Düne“ in Sondershausen zu Gast. Über 30 Senioren und der Seniorenbeirat der Stadt diskutierten mit mir über die demografische Situation in Thüringen, das Seniorenpolitische Konzept der Landesregierung und das Seniorenmitwirkungsgesetz. Ich habe mich sehr gefreut mal wieder in Sondershausen zu sein. Die Familie meiner Mutter stammt aus Sondershausen und als Kind war ich regelmäßig bei meinem Opa und meinem Patenonkel in Sondershausen. Seitdem hat sich sehr vieles in der nordthüringischen Kleinstadt geändert, auch die Verkehrsführung durch die Stadt. Heute umfährt man die Stadt zumeist auf dem Weg nach Nordhausen. Die Einwohnerzahl ist mit rund 23.000 Einwohnern in den letzten 12 Jahren relativ konstant geblieben. Der Kyffhäuserkreis hat hingegen 14.000 seiner 94.000 Einwohner verloren. Auch Sondershausen ist aber deutlich unterjüngt (nicht überaltert). Es gibt dort heute 5.900 Senioren im Alter über 65 Jahren. Im Jahr 2000 waren es 4.049. Die Zahl der unter 18jährigen ist hingegen deutlich zurückgegangen. Hauptanliegen war es mir heute vor diesem Hintergrund darum zu werben, dass die Menschen engagiert und aktiv altern – so wie es das „Jahr des aktiven Alterns“ als positives Altersbild propagiert. Sowohl im Seniorenbeirat (den es in Sondershausen seit 2009 gibt) als auch im Mehrgenerationenhauses engagieren sich die Senioren, sie treffen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Der Seniorenbeirat (leider der einzige Seniorenbeirat im ganzen Kyffhäuserkreis) will im kommenden Jahr stärker auch in die Ortsteile gehen, um auch alleinstehende älteren Menschen Beratung und Hilfe anzubieten. Unterstützung erhält der Seniorenbeirat schon seit seiner Gründung von der Stadt. Die 1. Beigeordnete der Stadt Cornelia Kraffzick sagte heute zu, dass es dabei auch in schwierigen Haushaltszeiten bleibt. Im Sozialministerium wird zur Zeit die Richtlinie zum Seniorenmitwirkunsgesetz erarbeitet. Auf dessen Basis sollen künftig auch die Seniorenbeiräte und die Seniorenbeauftragten vor Ort unterstützt werden. Ich bin froh darüber, dass damit auch über das Europäische Themenjahr das aktive Altern weiter befördert wird.

„Erfolg kennt kein Alter“

 …und dies gilt natürlich auch in der Arbeitswelt.
Die Preisträger mit Axel Pape
Unter dem obenstehenden Motto hat die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit und der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände den „Good-Practice-Award“ für kleine und mittelständische Unternehmen ausgeschrieben. Das Jahr 2012 wurde von der Antidiskriminierungsstelle zum Themenjahr gegen Altersdiskriminierung mit dem Titel „Im besten Alter. Immer.“ erklärt. Christine Lüders, Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, erläuterte heute bei einer Auszeichungsveranstaltung in Berlin warum dieses Themenjahr so wichtig ist. Seit dem Inkrafttreten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) im Jahr 2006 ist die Bekämpfung der Altersdiskriminierung ein wesentliches Aufgabenfeld der Antidiskriminierungsstelle. Jeder 5. Beratungsfall ist wegen Altersdiskriminierung zu verzeichnen. Es sind 1.500 Fälle bundesweit, seit dem Start der Beratungsstelle. Die Antidiskriminierungstelle berät über gesetzliche Rahmenbedingungen, informiert Betroffene und Arbeitgeber und versucht gütliche Einigungen zu vermitteln. Deutlich verbessert hat sich in den letzten Jahren die Beschäftigungsquote der 55-bis 64-Jährigen. Zwischen 2000 bis 2011 stieg die Beschäftigungsquote von 37,4 auf 59,9 Prozent und damit über das für 2010 von der EU definierte Lissabon-Ziel von 50 Prozent. Lediglich Schweden hat mit 70 Prozent in Europa eine höhere Beschäftigungsquote. Neben den Veränderungen am Arbeitsmarkt und der stärkeren Nachfrage nach Fachkräften haben daran viele Unternehmen einen Anteil, die bereits seit Jahren beim Personalmanagement darauf achten, dass sie eine gute Altersmischung im Unternehmen haben. Sechs vorbildliche Klein- und Mittelständische Unternehmen wurde heute dafür in Berlin geehrt (drei in der Kategorie bis 50 Mitarbeiter und drei in der Kategorie 51 – 500 Beschäftigte). Der Schauspieler und Themenjahr – Botschafter Axel Pape übergab die Preise im feierlichen Rahmen. Ich finde die prämierten Projekte allesamt gelungene Beispiele für andere Unternehmen! Das Diakonische Sozialzentrum Rehau zum Beispiel erreicht damit eine hohe Mitarbeiterbindung und eine vergleichsweise geringe Fluktation im Unternehmen. Der Altersdurchschnitt der 115 Mitarbeiter liegt 5,5 Jahre über dem branchenüblichen Wert von 41 Jahren. Die Arbeitsfähigkeit mit einem aktiven Gesundheitsmanagement zu erhalten, aber auch ein Mentorenprogramm für Auszubildende sind nur einige der Angebote. Mit der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Christine Lüders konnte ich mich nach der Veranstaltung noch über die Etablierung einer Antidiskriminierungsstelle in Thüringen austauschen. Im ersten Quartal 2013 wollen wir dazu eine Fachtagung in Erfurt ausrichten, um im Ergebnis als sechstes Bundesland eine Antidiskriminierungsstelle einzurichten. Menschen die Benachteiligungen erfahren wegen ihrem Alter, ihrer ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung oder der sexuellen Identität sollen auch in Thüringen eine feste Anlaufstelle für Beratung und Hilfe erhalten. Bilder der Preisverleihung    

Mehrgenerationenhäuser im Zentrum der Beratung im BMFSFJ

Das Bundesfamilienministerium in Berlin
Vor nun gut zwei Jahren bin ich zum ersten Mal zu einer Beratung über die Mehrgenerationenhäuser in das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nach Berlin gefahren. Damals ging es um die Absicherung der weitere Arbeit der MGHs. Seit nun knapp einem Jahr läuft das Folgeprogramm Mehrgenerationenhäuser II. Als Mitglied der Kooperationsgruppe und des Bund-Länder-Beratungsgremiums bin ich in den letzten zwei Jahren etliche Male nach Berlin gereist. Heute standen passenderweise gleich beide Beratungen hintereinander an und so gab es am Vormittag die 4. Bund-Länder-Besprechung zu den MGHs und am Nachmittag die 16. Sitzung der Kooperationsgruppe. Zunächst standen die länderbezogene Informationen zur wissentschaftlichen Begleitung der Arbeit der MGHs im Mittelpunkt der Beratung. Zu den MGHs (450 in Deutschland, 25 in Thüringen) gibt es nun sogenannte Hausberichte, die unter anderem auf der Selbsteinschätzung der Arbeit beruhen. In Verbindung mit den Befragungen der Kommunen ist dies ein wichtiges Instrument, um zum einen die Arbeit der Häuser besser nach außen kommunizieren zu können, aber auch die vier Aufgabenfelder besser qualifizieren zu können. Die Auswertung der wissentschaftlichen Begleitforschung wurde uns vorgestellt, dazu werden wir sicher beim nächsten Netzwerktreffen der Thüringer MGHs ins Gespräch kommen. In Thüringen gelingt die geforderte Vernetzung der Häuser schon sehr gut. Neben den Moderationskreistreffen arbeitet auch das Netzwerk der Thüringer MGHs regelmäßig. In der Kooperationsgruppe wurden die Arbeitsschwerpunkte 2012 ausgewertet. Die Haushaltsnahen Dientsleistungen und das Thema Alter und Pflege war in diesem Jahr dran. Nächstes Jahr werden es die Themen Bildung und Integration sowie die Freiwilligendienste sein. Zudem soll es Zielvereinbarungen in denen die Arbeitsfelder mit Indikatoren bewertet sind um den Erfolg messbar zu machen. Das neue Programm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ des Bundes trägt dem demografischen Wandel Rechnung und ermöglicht den MGHs zusätzliche Stützpunkte in Stadt- und Ortsteilen zu etablieren. Insbesondere zu dem Programm werde ich die Thüringer MGHs in den nächsten Wochen beraten, um mit möglichst vielen erfolgreichen Anträgen beim Bund dabei zu sein.

Thüringer Generationenbeauftragter begrüßt neues Bundesprogramm „Anlaufstellen für ältere Menschen“

Generationenbeauftragter Michael Panse: „Impuls des Europäischen Jahres für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen weitertragen“ Der Thüringer Generationenbeauftragte, Michael Panse, hat Träger und Kommunen in Thüringen aufgerufen, sich am Interessenbekundungsverfahren zum neuen Bundesprogramm „Anlaufstellen für ältere Menschen“ zu beteiligen. Damit soll älteren Menschen im vertrauten Wohnumfeld Hilfe und Unterstützung geboten werden, um selbstständig und selbstbestimmt leben zu können. Es wird dabei an vorhandene Strukturen und Angebote bestehender Einrichtungen, wie Nachbarschaftszentren, Pflegestützpunkte und Mehrgenerationenhäuser, angeknüpft. Michael Panse sagte: „Es ist sehr zu begrüßen, dass mit diesem Beitrag zur Demographiestrategie der Bundesregierung der Impuls des Europäischen Jahres für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012 auch in das folgende Jahr weitergetragen wird. Zur aktiven Gestaltung des Alters gehört, dass ältere Menschen selbstständig und selbstbestimmt leben wollen. Die Erfahrungen mit den Thüringer Mehrgenerationenhäuser zeigen, wie hilfreich unterstützend dafür Anlaufstellen im sozialen Nahraum für ältere Menschen wirken können. Ich hoffe, dass sich in Thüringen viele Antragsteller finden, welche das neue Bundesprogramm nutzen, um dieses Anliegen noch intensiver zu befördern.“ Hintergrundinformationen: Bis zum 15. Februar 2013 haben Träger und Kommunen die Möglichkeit, sich am Interessenbekundungsverfahren zu beteiligen. Für Umsetzungsprojekte können Träger oder Kommunen in 2013 oder 2014 Mittel in Höhe von bis zu 20.000 Euro aus dem Bundesaltenplan oder bis zu 30.000 Euro aus dem Bautitel erhalten. Für die Entwicklung bzw. Weiterentwicklung von Konzepten können Landkreise sowie kreisfreie und kreisangehörige Städte und Gemeinden in 2013/2014 einmalig bis zu 10.000 Euro pro Konzept erhalten. Im darauf folgenden Jahr können sie sich mit ihrem erarbeiteten Konzept ebenfalls für die Förderung eines Umsetzungsprojektes bewerben. Weitere Informationen sind unter http://www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/anlaufstellen-aeltere-menschen.html zu erhalten.  

Erfurt er-Leben

Mit den vier Fotokünstlerinnen
Der Schutzbund der Senioren und Vorruheständler Thüringen e.V. ludt heute zum „Tag des Ehrenamts“ in das Erfurter Rathaus ein. Im Rahmen des Europäischen Jahrs des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen habe ich als Landesbeauftragter etliche Veranstaltungen mit dem Schutzbund organisiert. Über die heutige Einladung habe ich mich daher sehr gefreut. Die Geschäftsführerin der Stadtmission Erfurt Petra Hegt hielt die Festrede zum Thema „Ohne Ehrenamt geht gar nichts“ und erinnerte mit einen Zitat von Perikles an die Aufgabe jedes einzelnen, die Gesellschaft mit zu gestalten: „Wer an den Dingen seiner Gemeinde nicht Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“. Die engagierten Senioren des Schutzbundes gestalten aktiv mit und deshalb wurden viele von ihnen heute geehrt. Das Programm dazu gestalteten die Kinder vom Kindergarten „Kinderland am Zoo“. Zum Programm des Tages gehörte aber auch die Eröffnung der Ausstellung Erfurt er-Leben. Die Ausstellung wird bis Anfang Februar in der 1. Etage des Erfurter Rathauses zu sehen sein und umfasst 39 Bilder. Vier Schülerinnen der Integrierten Gesamtschule haben gemeinsam mit Seniorinnen und Senioren von den „Fotofreunden Erfurt“ des Schutzbundes das Projekt realisiert. Im Umfeld des Johannesplatzes fotografierten die jungen Damen Motive des generationenübergreifenden Zusammenlebens. Bereits im februar konnte ich die Schülerinnen bei einer Fachtagung kennenlernen und war heute beeindruckt, was aus dem Projekt wurde. Tolle Motive – sehenswert!    

Warum und wie werden Menschen alt?

Zwei interessante Presseartikel sind mir in dieser Woche besonders aufgefallen. Beide haben mit dem Thema Altern zu tun und sind doch völlig gegensätzlich und haben einen aktuellen Bezug. In Deutschland findet seit der vergangenen Woche ein zunehmend intensiver werdende Diskussion um die Kosten der Pflege statt. Als Rezept um damit umzugehen wird leider nicht diskutiert, wie wir in unserer Gesellschaft das notwendige Geld aufbringen (u.a. um Pflegefachkräfte ordentlich zu bezahlen), sondern wie die Kosten gedrückt werden könnten. In der Süddeutschen Zeitung schreibt heute Heribert Prantl über die „Ausweisung der Alten“ in einem lesenswerten Artikel. Er beklagt zu Recht die gegenwärtige Diskussion. Das Wort vom Pflegeexport macht deutschandweit die Runde und wird kaschiert mit „alternativen Pflegemodellen“. Mit Pflegemodellen sind dabei aber nicht die Pflege im häuslichen Umfeld oder Wohngruppengemeinschaften gemeint, sondern das Abschieben von pflegebedürftigen älteren Menschen ins Ausland. Dort ist Pflege billiger und die Pflegefachkräfte könnten sich somit in Tschechien oder in anderen Länder stärken den Menschen widmen. Dies ist zynisch weil schließlich die Menschen nicht nur komplett ihres sozialen Umfeldes beraubt werden, sondern Sprachbarrieren nahezu jede verbale Kommunikation verhindern. Dies ist das Gegenteil von dem was Menschen im Alter brauchen. Ich werde entschieden jeglichen dieser Bemühungen entgegentreten. Warum und wie werden Menschen sinnerfüllt alt? Diese Frage beschäftigt mich nicht erst im „Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen“. Als Generationenbeauftragter habe ich bei Vorträgen stets darauf hingewiesen, dass es darum gehen müsse sinnerfüllt älter zu werden, mit einer Aufgabe, einem Ziel, einer Mission. Alle Menschen die hochaltrig geworden sind hatten dies. Erfüllung in der Familie, berufliche Aktivitäten bis ins hohe Alter und Ehrenämter. Die Region mit den ältesten Menschen ist die Insel Okinawa in Japan. Dort ist das Geheimnis des hohen Alters zu finden. Es ist einfach gesprochen, die Bereitschaft der Menschen bis ins hohe Alter aktiv und beweglich zu bleiben. Den „Ruhestand“ wie in Deutschland kennen die Menschen dort nicht. Auch in Deutschland werden die Menschen immer älter. Seit der Wende ist die Lebenserwartung in Thüringen um rund sechs Jahre gestiegen. Medizinische Versorgung und gesundheitsbewusster Lebenswandel haben dazu beigetragen. Aber dies könnte noch deutlich weiter gehen. International haben wir keinesfalls die höchste Lebenserwartung. Die Zeit hat in dieser Woche einen Artikel veröffentlicht, der israelische Männer als die Spitzenreiter benennt. Zur Erklärung findet sich in dem Artikel: Der Altersforscher Israel Doron von der Universität Haifa, verweist auf das herrschende Ethos: „Der Zionismus hat Arbeit in jedem Alter für gut geheißen“. Das macht aus dem In-Rente-Gehen eine schwierige und komplizierte Angelegenheit. „Woanders legt man sich mit über fünfzig in die Sonne, wir in Israel leiden unter einem Workaholismus, der nicht mit den Jahren verschwindet.“ Israelis arbeiten 1.889 Stunden pro Jahr. Das sind 140 Stunden mehr als im OECD-Durchschnitt. Wer jenseits des Rentenalters nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt aktiv ist, und das gilt häufig für Frauen, die offiziell mit 62 pensioniert werden, engagiert sich im Alter oft und gerne freiwillig – sei es in Kindergärten, Schulen, Behindertenheimen, Krankenhäusern oder im Zoo – sofern einen nicht die Enkelkinder brauchen. Das „sich einspannen lassen“ als Großeltern geht sogar so weit, dass mittlerweile immer mehr Vorträge angeboten werden, in denen Psychologen dieser Generation raten, sie dürften sich durchaus auch ein bisschen Zeit für sich selbst nehmen und müssten nicht ihre gesamte Energie dem Nachwuchs widmen.“ Dies auf Deutschland übertragen heißt, wir können uns die ganze Diskussion um Rente mit 67 oder 69 schenken. Wichtiger ist es den Menschen die Möglichkeiten zu schaffen selbstbestimmt arbeiten zu können oder sich ehrenamtlich zu engagieren. Zuverdienstgrenzen für Renter sind da kontraproduktiv und natürlich muss sich noch eine ganze Menge im Denken in der Wirtschaft und vor allem in der Gesellschaft ändern. Eine Gesellschaft, die sich immer mehr aus der Verantwortung für einander heraus nimmt führt in die entgegengesetzte Richtung!  

Senioren als Beispiel und Teil der Gesellschaft

Im Gespräch mit Reinhard Müller vom Paritätischen
Bei der heutigen Fachtagung, zu der ich als Generationenbeauftragter gemeinsam mit dem Paritätischen Thüringen eingeladen habe, ging es um das aktive Altern in der Kommune und welche Bedarfe und Gestaltungsmöglichkeiten dafür wichtig sind. Sehr schnell war jedoch unter allen Referenten und Teilnehmern Einigkeit darüber, dass unsere heute so rüstigen Senioren gleichzeitig auch Spiegelbild der Gesellschaft sind. Die gleichen Lösungs- und Beteiligungsmöglichkeiten erwarten alle anderen Generationen, nicht zuletzt weil sie irgendwann naturgemäß auch zur Altersgruppe der Senioren gehören werden. Reinhard Müller der Landesgeschäftsführer des Paritätischen eröffnete die Tagung und wies auf den Zusammenhang zwischen der drohenden Altersarmut und der zurückgehenden Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hin. Werner Göpfert-Divivier, Geschäftsführer des iSPO Institut für Sozialforschung, gehört selbst zur Genration der Babyboomer und als Vertreter der geburtenstärksten Jahrgänge zwischen 1946 bis 1964, begann er seinen Vortrag mit dem Satz: „Ich bin nicht mehr junge genug, um immer höflich zu sein. Ich bin mit dem Alter zunehmend ehrlich und direkt.“. Er gehört noch zu einer Generation, die im Rentenalter gut dastehen und die in der Werbung zunehmend stärker werdende Zielgruppe sind. Aber auch er verwies auf die drohende Altersarmut und sieht vor allem die Hinzuverdienstmöglichkeiten ohne Anrechnung auf die Rente als ein Rezept dagegen. Die kann ausdrücklich auch eine vergütungsähnliche Leistung für verbindliches Ehrenamt sein. Darauf ging Dr. Peter Zeman, Senior Advisor beim Deutschen Zentrum für Altersfragen, ein. In Deutschland gibt es derzeit 600.000 eingetragene Vereine, die alle engagierte Ehrenamtliche suchen. Zwischen 1985 bis heute ist die Engagementsbeteiligung von ca. 26 Prozent auf 35 Prozent gestiegen, quer durch alle Altersgruppen. Gut, dass heute der Bund beispielsweise eine Heraufsetzung der steuerlich zu berücksichtigenden Übungsleiterpauschale und der Ehrenamtspauschale beschlossen hat. Ein wichtiges Signal – wichtig ist aber auch, dass die Kommunen Flagge zeigen. Anerkennungskultur und Unterstützung der ehrenamtlichen Strukturen ist wichtig. Bei der abschließenden Diskussionsrunde am Nachmittag stand die Forderung nach Fort- und Weiterbildung im Mittelpunkt. Für mich bleibt aber das wichtigstes Anliegen immer wieder aufzuzeigen, dass Engagement Spaß macht und für den Ehrenamtlichen Erfüllung bedeutet. Dies ist ansteckend!  Bilder der Tagung LeseTipp: SenLine die Online-Zeitung für Generationen aus der Schweiz

Erster Seniorenkongress in Sonneberg

Zwei große Themen standen im Mittelpunkt des ersten Seniorenkongresses in Sonneberg. Das Seniorenmitwirkungsgesetz und das Seniorenpolitische Konzept wurden intensiv diskutiert. Die Vorsitzende des Sozialausschusses im Thüringer Landtag Beate Meißner hatte diesen Kongress mit der Seniorenunion des Landkreises organisiert und viele Bürgermeister, Kommunalpolitiker, Seniorenbeiräte und engagierte ehrenamtliche Senioren waren zu Gast. Beate Meißner stellte die Rahmenbedingungen des Seniorenmitwirkungsgesetzes vor. Im Mai 2012 wurde es nach sehr langer Diskussion im Thüringer Landtag beschlossen. Bereits während meiner Zeit im Thüringer Landtag gab es einen Entwurf der Linken für ein Seniorenmitbestimmungsgesetz. Der wesentliche Diskussionspunkt war den auch die Auslegung des mittleren Wortteils im Gesetzesnamen „Mitwirkung“ oder „Mitbestimmung“. Darüber hinaus wurde intensiv diskutiert ob Seniorenbeiräte verbindlich geschaffen werden müssen oder in kommunaler Eigenverantwortung geschaffen werden können und es ging auch um das Anhörungsrecht oder die Beteiligungspflicht. Alle diese Punkte wurden gestern auch diskutiert und überraschenderweise gab es viel Sympathie für die letztlich vom Landtag beschlossenen „weichen“ Regelungen. Zum Seniorenpolitischen Konzept der Landesregierung habe ich die einzelnen Punkte des im Januar beschlossenen Konzeptes erläutert. Beides, Konzept und Gesetz, wurden im Koalitionvertrag von CDU und SPD beschlossen und die Umsetzung  erfolgte erfreulicherweise im Jahr des aktiven Alterns und Solidarität zwischen den Generationen. Wie bereit die Seniorinnen und Senioren sind, sich gesellschaftlich aktiv einzubringen war gestern im Stadtteilzentrum Wolke 14 deutlich dokumentiert. Der Saal war mit 70 Teilnehmern restlos gefüllt, die Seniorenbeiräte berichteten von ihrer Arbeit und die Gründung weiterer Seniorenbeiräte wurde angeregt.  

„Senioren aktiv im Alter“ Veranstaltung im Rahmen des Europäischen Jahres für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012

Generationenbeauftragter Michael Panse: „Aktiv im Alter heißt sowohl aktiv für sich selbst, als auch für andere zu sein.“ Am Montag, 17. September 2012, 10.00 Uhr, findet im Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit die Veranstaltung „Senioren aktiv im Alter“ im Rahmen des „Europäischen Jahres 2012 für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ statt. Ausgerichtet wird sie vom Schutzbund der Senioren und Vorruheständler e.V. in Kooperation mit dem Beauftragen für das Zusammenleben der Generationen Michael Panse. Die Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit Heike Taubert (SPD) wird zu Beginn der Veranstaltung eine Eröffnungsrede zur Thüringer Seniorenpolitik halten. Weitere Vorträge von Dr. Wilhelm Ambold und Hartwig Gauder folgen. Am Nachmittag werden in drei Foren die Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements für aktive Senioren erörtert. Michael Panse: „Aktiv im Alter heißt sowohl aktiv für sich selbst, als auch für andere zu sein. Die positiven Wirkungen für das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit, aber ebenso wichtig auch für den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft werden in dieser Veranstaltung an vielen Beispielen deutlich werden.“ Im Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates zum Europäischen Jahr 2012 heißt es: „Eine der zentralen Antworten auf … [den] … Wandel in der Altersstruktur besteht darin, die Schaffung einer Kultur des aktiven Alterns im Sinne eines lebenslangen Prozesses zu fördern und so sicherzustellen, dass die rasch wachsende Bevölkerungsgruppe derjenigen, die derzeit Ende 50 und älter sind … gute Beschäftigungsmöglichkeiten sowie gute Chancen für eine aktive Teilhabe am Sozial- und Familienleben, einschließlich durch ehrenamtliches Engagement, lebenslanges Lernen, kulturelle Ausdrucksformen und Sport, hat.“ Laut einer Definition der Weltgesundheitsorganisation ist „Aktives Altern … ein Prozess, in dem die Möglichkeiten im Hinblick auf Gesundheit, Teilhabe und Sicherheit optimiert werden, um die Lebensqualität der alternden Personen zu verbessern. Durch aktives Altern können die Menschen ihr Potential für ihr physisches, soziales und geistiges Wohlergehen im Laufe ihres ganzen Lebens ausschöpfen und am Gesellschaftsleben teilhaben, und gleichzeitig werden sie in angemessener Weise geschützt, abgesichert und betreut, sollten sie dies benötigen. Daher erfordert die Förderung des aktiven Alterns einen mehrdimensionalen Ansatz sowie Mitverantwortung und dauerhafte Unterstützung aller Generationen.“