Sport als Standortfaktor

Das Podium beim Wirtschaftsrat
Öffentliche Sportförderung ist die eine Seite der Medaille – Sponsoring und Marketing die andere Seite. Beides ist notwendig, um Breiten- und Leistungssport zu entwickeln. In dieser Beurteilung waren sich heute Abend alle beteiligten Akteure einig. Der Wirtschaftsrat der CDU hatte Vertreter von Erfurter Sportvereinen und Unternehmer eingeladen, um über den Sport als weichen Standortfaktor zu sprechen. Klaus Neumann (Bauelemente Neumann) und Christian Fischer (Geschäftsführer TecArt)  sprachen für Unternehmen, die sich im Sport engagieren. Christian Fischer sprach aber auch als Vizepräsident der Black Dragons gemeinsam mit Wolfgang Heyder (Löwen Erfurt) für die Vereinsseite. Diskutiert wurde sehr intensiv die Frage, wie Sponsoren gewonnen werden könne, welcher Mehrwert für beide Seiten entsteht und welche Rahmenbedingungen es braucht. Ich war hin und her gerissen, in welcher Eigenschaft ich mich zu Wort melden sollte als Vereinspräsident unseres SWE Volley-Teams oder als Kommunalpolitiker. Seit 16 Jahren bin ich in Verantwortung für unsere Bundesligadamen und habe ähnliche Erfahrungen gemacht, wie viele Sportmannschaften im Leistungssport. Es gibt in Deutschland in den ersten Ligen in den drei große Mannschaftssportarten Fußball, Volleyball, Handball, Basketball und Eishockey 136 Erstligisten, aber davon nur rund ein Dutzend in den neuen Bundesländern. Die Ursachen dafür liegen nicht im mangelnden Interesse oder der schlechteren Sportförderung, sondern an begrenzten Ressourcen im Sponsoring. Bei uns gibt es vergleichsweise weniger eigentümergeführte Unternehmen, die vor Ort Entscheidungen über Sponsoringmöglichkeiten ihres Unternehmens treffen. Es gibt sie die lobenswerten Einzelbeispiele, aber es ist ein schwieriges Stück Arbeit sie zu finden. Die Bereitstellung von Sportstätten ist kommunale Aufgabe. Gerade in Erfurt fehlen aber Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten (Hallenkapazitäten). Eine bundesligataugliche Ballsporthalle wurde mehrfach versprochen, aber nicht einmal angefangen zu planen. Dies kann nicht durch kommerzielle Bauprojekte aufgefangen werden, das die Vereine in aller Regel keine marktüblichen Mietpreise bezahlen können (wie auch kein träger im Kulturbereich). In beiden großen Themenkomplexen werden wir weiter gut zu tun haben – aber wir bleiben dran, weil wir unseren Sport lieben.

Sportförderung in Erfurt

Stadion (1)
Das Modell des Steigerwaldstadions...
Die Erfurter Sportkommission berät den Stadtratsausschuss „Bildung und Sport“ in allen Fragen die die Sportförderung der Landeshauptstadt betreffen und ich vertrete darin die CDU Fraktion. Bei der heutigen Beratung drehte sich vieles um die Sportförderanträge für das Haushaltsjahr 2011. Leider sind in den letzten Jahren die zur Verfügung stehenden Mittel in jedem Jahr geringer geworden, so dass auch in diesem Bereich leider oftmals nur noch ein Mangel verwaltet wird. Für bauliche Maßnahmen steht in diesem Jahr nur noch ein Haushaltsrest aus dem vergangenen Jahr zur Verfügung. Im Doppelhaushalt 2011/2012 wurden gar keine Mittel mehr eingestellt. Wie zur Mahnung steht passend dazu im Vorraum das Modell des alten Steigerwaldstadions, welches stark sanierungsbedürftig ist und den Anforderungen an die 2. Bundesliga in keiner Weise genügt. Daneben steht auch ein Modell eines möglichen Neubaus. Ob dieser jemals realisiert wird, steht in den Sternen!
Stadion
...und ein mögliches Neubaumodell
Zwar spielt Rot-Weiß zwar derzeit auf einer Erfolgswelle, kann sich immernoch Hoffnung auf einen Aufsteig machen und der Thüringer Wirtschaftsminister nährte vor zwei Wochen Hoffnung auf eine Landesförderung für einen Stadionneubau, aber die haushaltspolitische Realität sieht in Erfurt ganz anders aus. Mindestens eine Größenordnung von acht Millionen Euro wären notwendig, beim diesjährigen Haushalt haben wir hingegen Beträge von wenigen tausend Euro versucht zusammen zu kratzen. Es bleibt aber dabei, der sportliche Erfolg unserer Fußballer könnte am schnellsten den Druck erhöhen. Ob dies weiter gelingt, werde ich mir morgen Abend gemeinsam mit meinen beiden Söhnen beim Heimspiel im (alten) Steigerwaldstadion FC Rot-Weiß Erfurt gegen die SpVgg Unterhaching ansehen und unseren Fußballern die Daumen drücken.

Erfurt muss um den Titel „Sportstadt“ kämpfen

Bei der heutigen Konstituierung des Ausschuss „Schule und Sport“ beziehungsweise zukünftig „Bildung und Sport“ im Rathaus wurde deutlich, dass wir erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um weiter das Leistungs- und Breitensportzentrum Thüringens zu bleiben.
Rathaus
Erfurter Rathaus
Für die Sportstätten der Landeshauptstadt ist die Investitionsliste lang. Gleiches gilt für die vielen Schulsporthallen. Viele von ihnen sind zu klein, manche weit über 100 Jahre alt und oft insbesondere die Sanitäreinrichtungen in einem traurigen Zustand. Der Erfurter Sportbetrieb erhält zudem zu wenig Geld von der Stadt, um die großen Sportstätten im Wert erhalten zu können. Die Eisschnelllaufhalle braucht ebenso wie die Leichtathletikhalle inzwischen wieder Gelder für Reparaturen. In den nächsten Wochen werden wir den Sportstättensanierungsplan intensiv diskutieren. Noch gar nicht enthalten sind dabei die ehrgeizigen Ziele zum Neubau von Sportstätten wie das Stadion, eine dritte Schwimmhalle und die Sanierung der Freibäder. Inzwischen gibt es in Erfurt 242 Sportvereine, leider sind viele dieser Vereine Klein- und Kleinstvereine mit weniger als 50 bzw. weniger als 30 Mitgliedern. Allein 75 Fußballvereine sind darunter. Dies hat erhebliche Konsequenzen bei der Vergabe von Trainings- und Hallenzeiten. Zur Sprache kam heute auch noch einmal das nunmehr abgesagte Judo-Turnier des PSV. Wenn wir als Stadtrat bei den Nutzungskosten für Turniere und Wettkämpfe keine Lösung finden, werden viele sportliche Veranstaltungen nicht mehr in Erfurt stattfinden. Geärgert hat mich bei der heutigen Sitzung, dass die meisten Fragen der Ausschussmitglieder erst in den nächsten Wochen schriftlich beantwortet werden, weil der Sportbetrieb und die Stadtverwaltung nicht darauf vorbereitet waren. Ein ebenso unschönes Signal war es, dass wir zwar einen Ausschussvorsitzenden und einen Stellvertreter gewählt haben, aber diese beiden gar nicht da waren. Eine etwas bessere Terminabstimmung darf man von der Verwaltung erwarten. Ich freue mich auf die Arbeit im Ausschuss, aber allein im Sportbereich ist viel zu tun. Die Situation in den Schulen und Horten erfordert sicher ein ebenso intensives Engagement.