Alles andere als Klarheit – Bausewein vor Scherbenhaufen

spd-plakat
Gescheiterte SPD-Kampagne
So hatte sich Oberbürgermeister Bausewein den Abend sicher nicht vorgestellt. Nachdem seit Tagen Bausewein und die Erfurter SPD meinten, sich und die Öffentlichkeit auf eine fristlose Entlassung der beiden Geschäftsführer der Stadtwerke, Rainer Otto und Dr. Bernd Möldner, einstimmen zu müssen, kam heute abend alles ganz anders. Auch die eilends über Nacht aufgehängten Wahlplakate „Klare Verhältnisse für Erfurt – Das gilt auch für die Stadtwerke“ vorm Rathaus konnten nicht das dilettantische Agieren des Stadtoberhauptes kaschieren. Wie Medien in den letzten Tagen schon berichtet hatten, gab es zum vom OB in Auftrag gegebenen Gutachten zur fristlosen Entlassung der Stadtwerke-Geschäftsführer auch ein Begleitschreiben, welches auf das nicht unerhebliche Prozessrisiko hinwies. Während das Gutachten vom OB an alle Stadträte verteilt wurde, um den Antrag zur fristlosen Entlassung zu rechtfertigen, ist der Begleitbrief bis jetzt den Stadträten nicht zugänglich. Es drängt sich daher der Verdacht auf, bei diesem Gutachten handelt es sich um ein Gefälligkeitsgutachten.
Rückseite des Rathauses Erfurt
Erfurter Rathaus
Darüber hinaus gibt es erhebliche Differenzen in der Beurteilung der sogenannten Pensionsvereinbarung. Über diese Problematik hat der OB seit Jahren Kenntnis, ohne eine Lösung herbeizuführen. Ob tatsächlich ein finanzieller Schaden für die Stadtwerke entstanden ist, ist unter den beteiligten Juristen höchst strittig. Und ob die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt und es überhaupt zu einem Verfahren kommt, ist unklar. Ich halte es für höchst problematisch unter diesen Umständen, mit einer fristlosen Entlassung, einen Prozess mit mehr als einer Million Entschädigungssumme zu riskieren. Unter diesen Umständen verweigerten zwei Drittel der Stadträte der OB-Entlassungsvorlage die Zustimmung. Lediglich 14 Stadträte stimmten am Abend für den Antrag von Bausewein, 36 stimmten dagegen. Bausewein steht nun vor einem Scherbenhaufen seiner eigenen Politik, die alles andere als Klarheit bringt. Nach eigenem Bekunden ist sein Vertrauensverhältnis zur Geschäftsleitung der Stadtwerke, immerhin dem größten Erfurter Unternehmen, vollends zerrüttet. Welche Folgen die Diskussion der letzten Tage haben wird, ist noch gar nicht abzusehen.