Der Letzte macht das Licht aus? Thüringen im demografischen Wandel

Wiedersehen mit Zeca Schall in Hildburghausen
Unter diesem zugegebenermaßen etwas überzeichneten Titel habe ich gestern Abend als Generationenbeauftragter bei einer Veranstaltung der Volkshochschule im Hildburghäuser Gymnasium über die Folgen der demografischen Entwicklung im Landkreis und im Freistaat gesprochen. Gefreut habe ich mich aber gleich zu Beginn über ein Wiedersehen mit Zeca Schall, der die Veranstaltung angeregt hat. Hildburghausen ist vom demografischen Wandel besonders betroffen. Die Nähe zu Bayern bedingt, dass dort besonders viele junge Menschen auf der Suche nach Ausbildungsplatz bzw. Job pendeln oder gar auswandern. Auch in Hildburghausen wurden in den letzten 20 Jahren viel zuwenig Kinder geboren und da heute eine ganze Generation „fehlt“, trägt das demografische Echo dazu bei, dass diese negative Entwicklung der Einwohnerzahl weiter geht. Im Jahr 2000 lebten im Landkreis noch knapp 74.000 Menschen. Im Jahr 2012 waren es schon nur noch 66.168. Auch wenn seit einigen Jahren wieder etwas mehr Kinder geboren werden (bei den unter 6jährigen Kindern gibt es ein Plus von 100 im Vergleich zu 2000) sind es bei den 6-25Jährigen statt rund 17.000 im Jahr 2000 heute nur noch rund 9.000. Dies sind die geburtenschwachen Jahrgänge! Zugleich werden auch die Hildburghäuser immer älter. 12.000 waren im Jahr 2000 älter als 65 Jahre – heute sind es 14.500. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg von 16,5 auf 22 Prozent. Derzeit ist aber auch die positive Kehrseite der Medaille in Hildburghausen zu verzeichnen. Die Arbeitslosigkeit reduzierte sich von 14,4 Prozent im Jahr 2005 auf aktuell 5,5 Prozent. In vielen Bereichen fehlen jetzt schon Fachkräfte. Gestern haben wir auch darüber diskutiert wie diese Entwicklung weiter geht. Ich glaube, wir werden in Thüringen in den nächsten Jahren Zuwanderung in einem deutlich größeren Umfang erleben. Schon jetzt praktizieren über 1.000 ausländische Ärzte – in dem Bereich wird schon länger erfolgreich geworben. Heute wurden die aktuellen Bevölkerungszahlen für Thüringen veröffentlicht. Die Überschrift in den Zeitungen lautet unter anderem „Thüringen schrumpft langsamer“. Auffällig ist daran, dass wir mit 2.11.762 Thüringerinnen und Thüringern am 1.9.2012 zwar 9.500 weniger waren, als neun Monate zuvor, dies aber nur aus Geburtendefiziten resultiert. Zwar haben 31.693 Thüringen den Freistaat verlassen, aber es sind auch 29.175 aus ganz Deutschland nach Thüringen gezogen. Das Wanderungssaldo mit dem Ausland ist hingegen deutlich positiv. 5.923 gingen ins Ausland und 9.057 sind zu uns gekommen. Die europäische Arbeitnehmerfreizügigkeit wird offensichtlich genutzt und dies wird auch bei der demografischen Entwicklung eine stärkere Rolle spielen. Die Demografiestrategie der Landesregierung schlägt viele Punkte zur Bewältigung des demografischen Wandels vor. Bürgerschaftliches Engagement spielt für mich dabei die zentrale Rolle. Geworben habe ich gestern wieder intensiv für das aktive bzw. erfolgreiche Altern. Ich denke es ist eine wichtigste Aufgabe den Menschen zu sagen, dass ihre Aktivitäten im Alter darüber entscheiden, wie glücklich und zufrieden sie altern. Dieses Thema wurde von den Zuhörern gestern interessiert aufgegriffen und wir haben gleich eine weitere Veranstaltung nur dazu in Hildburghausen vereinbart. Wenn der Winter vorbei ist komme ich dann sicher sogar deutlich schneller nach Hildburghausen und zurück. Gestern war es selbst auf der Autobahn glatt.